flashback

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Review Wesley:
(! TW: Gewalt !)

Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre, ein normales Leben zu führen. Eine Illusion einer wunderbaren Familie, wie es meine große Schwester wahrscheinlich gerade hatte. Ein Vater, eine Mutter, ein Haus und vielleicht noch ein Hund. Ich würde es so sehr lieben.
"Aufstehen!", verlangte eine strenge Stimme von uns allen.
"Ich stehe schon.", murmelte ich eher vor mich hin, aber zu meinem Pech hörte das der Aufseher.
Verdammt!
Mit einem grimmigen Gesicht kam er wieder zu meiner Zelle und schaute durch die Gitter zu mir.
"Du musst wohl noch lernen, wo dein Platz ist.", meinte er nun böse lachend und schloss die vergitterte Eisentür auf, nur um mich grob am Oberarm zu packen.
Es war das dritte Mal in dieser Woche, in der ich negativ auffiel. Dabei hatten wir gerade mal Dienstag laut meinen Berechnungen zumindest.
Er trat hinter mich und schubste mich dann vor sich her die Treppe hoch zu den Räumen der Aufseher.
Dann stiegen wir in einen Aufzug.
Wie lange musste ich noch hier überleben? Wieso hatte Dad uns alleine gelassen, jetzt wo wir ihn so dringend brauchten? Was war mit Mum? Hatte sie sich wieder eingekriegt?
Manchmal war ich ganz froh, dass ich hier war, denn so konnte ich meiner Nana nicht zur Last fallen oder fand meine Mum im Wohnzimmer auf dem Boden liegen mit einem Gesicht voller so Schaumzeugs.
"Ich denke ein Besuch bei Señora López würde dir gut tun.", behauptete der braunhaarige Aufseher, der mich zu einem Raum brachte, in dem ich noch nie gewesen war.
Hinter mir trat er ins Zimmer und deutete mir an mich auf den modernen Stuhl zu setzen, der gegenüber eines großen Schreibtisch stand.
Der Raum war voller alter Bücher, aber trotzdem gut gestaltet. Der Innenarchitekt hatte eine gute Einrichtungswahl getroffen.
Ich wehrte mich nicht, als der Typ mir die Hände hinter dem Rücken zusammen band. Schlimmer als die brutalen Männer hier konnte diese Frau ja nicht sein. Durch das Fenster, das zwar fast von den Vorhängen verdeckt wurde, schien ein wirklicher kleiner Sonnenstrahl.
Wow!
Es sah wirklich so wunderschön aus. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal die Sonne gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund schenkte mir dieser kleine Strahl ein wenig Hoffnung es hier doch herauszuschaffen.
Im hinteren Teil des Raumes öffnete sich eine Tür und eine gut gekleidete, etwas ältere Frau mit einer dicken Hornbrille schritt ins Zimmer.
"Señora!", begrüßte der Aufseher Nr.2 die Dame.
"Ist das der Junge?", fragte sie hochnäsig und man hörte ihren englischen Akzent heraus, als sie spanisch sprach.
"Sí."
Der Junge? Sollte ich sie wohl besser kennen?!
"Er stinkt.", stellte sie fest, als sie näher zu mir kam und mich betrachtete.
Ich konnte auch sprechen.
"Ach, was? Ich kann schlecht duschen.", fuhr ich sie aggressiv an, wobei ich genau wusste, was für Konsequenz dies im Nachhinein haben würde.
Es war keine gute Idee jetzt zu provozieren, denn wenige Sekunden spürte ich ihren Stock mit dem sie gelaufen war, in meinem Gesicht. Um genau zu sein streifte er meine Wange.
Ich zuckte nichtmal zusammen.
"Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, merkte sie und tat so, als wäre das wirklich ein Desaster, Mein Name ist Anna López und wer bist du?"
"Wesley.", grummelte ich vor mich hin und sah Richtung Boden.
Meine Backe blutete.
"Dein richtiger Name. Du heißt jetzt nichtmehr Wesley.", erklärte sie mir, obwohl mir das schon an die 15-mal gesagt wurde.
"43177."
"Besser!", lobte sie mich und stand auf, um in einem Aktenschrank etwas herauszuholen.
Nachdem sie fündig wurde, lachte sie begeistert und kam wieder zu mir.
Eine blaue Mappe hielt sie nun in der Hand, auf der die Zahlenreihenfolge stand, die mein „neuer" Name war.
Unbeeindruckt schlug sie diese auf und sah hinein.
Da standen Sachen über mich drinnen, die ich nicht unbedingt preisgeben wollte.
"Unbekannter Vater, Mutter drogensüchtig, vermisste Schwester. Das Übliche! Das schwarze Schaf der Familie bist du, hab ich nicht recht? Deswegen wurdest du doch hierher geschickt, weil dich niemand will.", grinste sie mich hocherfreut an, als wäre das jetzt super lustig.
Für mich war es das nicht!
Meine Blicke schenkte ich weiter nur dem Boden. Wahrscheinlich weil sie leider irgendwie Recht hatte!
"Ich sehe gewisse Parallelen zwischen uns."
"Ich nicht. Ich bin nämlich keine Kinderschänderin.", sagte ich so überzeugt, dass ich nie so tief sinken würde.
"Schaff ihn hier raus und sorge dafür, dass er sich nie wieder trauen wird, mir mit so wenig Respekt entgegenzutreten!", verlangte sie empört von ihrem Wächter.
"Bitte nicht! Es tut mir wirklich leid.", flehte ich sie jetzt doch an und entschied mich netter zu sein.
"Dario, bring ihn weg!", sagt sie überzeugt, während er mich von dem Stuhl band,
Tränen liefen mir plötzlich über die Augen.
Ich wollte nicht dorthin, auf keinen Fall! Lieber würde ich sterben.
Sie würden mir wehtun und zwar sehr wehtun. Es würde nicht aufhören.
"Helfen Sie mir bitte! Die vergewaltigen mich und tun mir weh. Bitte, Señora!", schrie ich verängstigt, aber es war bereits zu spät.
Sie wusste es und es war ihr egal, denn ich hatte es ihrer Meinung nach verdient.
Wie konnte man nur so menschenverachtend sein?!

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt