tolle überraschung

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"Wo gehst du hin?", erkundigte sich mein Bruder, als ich mir meine Doc Martens anziehen wollte.
"Ich unternehme etwas mit Wesley, wieso?", stellte ich eine Gegenfrage.
"Dann bist du also heute Abend auch wieder dabei?", ignorierte Jakob meine vroherige Frage.
"Wo dabei?", fragte ich verwirrt.
"Derics Party natürlich.", meinte er, als wäre es selbstverständich, dass ich das wusste.
Tat ich ja nicht. Wes hatte mir nichts gesagt. Mal wieder nicht! Sollte das mich jetzt überraschen? Vermutlich nicht!
"Weiß ich nichts von!", gab ich einfach zu.
"Oh, ganz dünnes Eis!"
Mein Bruder kannte mich doch wohl etwas zu gut.
"Wie auch immer. Ich gehe jetzt. Sag Dad einfach, dass ich zu einer Freundin bin, damit er mich in Ruhe lässt!", bat ich Ja, bevor ich ihn dann einfach stehen ließ.
Wes Auto parkte schon vor unserem Haus. Ich stieg schnell ein und schloss energisch die Tür.
"Hey!", begrüßte mich Wesley in einem gut gelaunten Tonfall.
"Und? Hast du dich schon vorbereitet für Derics Party heute Abend?", fragte ich und sah zu ihm herüber.
"Nein, eigentlich...", fing er an und merkte dann an der Art, wie ich ihn ansah, als er Gas gab, dass Wes wohl etwas Scheiße gebaut hatte.
"Ich weiß doch nichtmal, ob ich hingehen will. Vielleicht hätte ich dir was sagen sollen, aber ich habs einfach...vergessen.", bemerkte er.
"Vergessen? Mich? Schon wieder? Sag mal, kann es sein, dass du das absichtlich machst?", fragte ich und versuchte ihn dabei anzusehen, aber bekam natürlich keinen Blick zurück, weil Wesley ja auch Auto fahren musste währenddessen.
"Deshalb bist du jetzt wieder sauer?", fragte er ungläubig, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob das nur ein Traum war.
"Ja, genau. Schon wieder! Oh nein!", bestätigte ich seine Vermutung.
"Weißt du, das ist so unnötig! Wieso streiten wir uns deshalb jetzt schon wieder?", fragte er und legte den Kopf schief.
"Ja, ja! Ich will nicht, dass du mich alleine lässt, okay? Weil ich sonst gar niemanden habe. Ich habe keine Freunde oder eine Familie, die mich will. Und wenn du weg bist, weil du alleine bei einer Party warst und Sophie gefickt hast, dann, dann, weißt du ich fühle mich gerade mal gut und eigentlich würde ich gerne, dass das auch so bleibt.", versuchte ich irgendwie meine Worte zu finden.
Wesley fuhr in die Einfahrt zur Hütte ein, aber hielt dann abrupt an. Verwirrt sah ich zu ihm.
"Ich gehe nirgendwohin.", stellte er klar und blickte mir dabei tief in die Augen.
"Okay!", sagte ich kleinlaut, als er einfach wieder Gas gab und das restliche Stück bis zur Hütte fuhr.
"Du weißt schon, dass das das netteste war, was du jemals zu mir gesagt hast, oder?", fragte er, als wir beide ausstiegen.
"Wirklich?", überlegte ich.
So nette Dinge sagte ich tatsächlich so gut wie nie.
"Dann muss ich dich wohl mögen, wenn ich so etwas tatsächlich schaffe auszusprechen.", gab ich mit einem Schulterzucken von mir.
"Was ein Pech! Es tut mir leid und ich verspreche dir, dass ich jetzt immer drandenken werde.", schwor Wes, als er nach meiner Hand griff.
"Mhmm!", murmelte ich und zog ihn an seinem Hals nach unten zu mir, um ihn zu küssen.
"Lass uns doch erst die Tür aufmachen!", schlug Wesley vor.
"Das geht auch währenddessen!", meinte ich und drückte ihn an die noch geschlossene Eingangstür.
Wir küssten uns und Wes versuchte, währenddessen die Tür zu öffnen. Er schaffte es tatsächlich sie aufzubekommen nur kam das für uns beide so plötzlich, dass Wesley fiel und mich mitzog. So landete Wes auf dem harten Boden im Haus und ich auf ihm drauf. Dabei musste ich ein ziemlich komisches Geräusch machen, aber fing dann einfach an zu lachen. Wes auch.
"Gehts dir gut?", fragte er, als ich mich von ihm runterwälzte.
"Ja, ich bin okay. Und du?", erkundigte ich mich, als wir beide uns mühsam aufrafften.
"Geht schon.", winkte er ab und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Er wandte sich in Richtung Wohnzimmer.
"Willlst du was zuu...?", fragte er und hielt dann aber abrupt inne.
Verwirrt drehte ich mich in die Richtung, in die Wesley wie versteinert starrte.
Da stand ein Mann. Mr. Edwards. Sein Vater. Ich hatte keinen respekt vor irgendwem, aber beim Bürgermeister schon, wenn ich so hörte, was er Menschen angetan hatte, wenn sie unhöflich zu ihm waren. Verdattert schloss ich die Tür hinter uns, sodass wir jetzt ganz im Haus waren.
"Guten Tag, mein Sohn!", begrüßte sein Dad ihn.
Wesley erwiderte nichts, sondern sah zwischen mir und ihm hin und her.
"Darling, kommst du?", fragte eine weibliche Stimme aus dem Wohnzimmer.
Wer war das? Bestimmt Wesleys Stiefmutter. Ich kannte sie grob vom Sehen. Wenige Sekunden später erschien auch die dürre Frau hinter ihrem Mann.
"Wesley!", begrüßte sie ihn nett und leise.
Es sah nicht danach aus, als hätten die drei ein gutes Verhältnis miteinander.
"Wir sollten gehen, Babe!", stotterte Wes leise vor sich hin und griff automatisch nach meiner Hand.
"Ich wusste gar nicht, dass du manchmal hierher kommst. Bleibt doch noch ein bisschen!", schlug der Vater vor.
Bis jetzt hatte er mir noch keines Blickes gewürdigt, aber nun musterte er mich von oben bis unten.
"Wir gehen.", sagte Wesley bestimmend.
"Willst du sie uns nicht vorstellen? Also deine Freundin?", schlug Mrs. Edwards vor.
Wes schüttelte entschlossen den Kopf.
Diese Situation war so eigenartig.
"Sie ist nicht meine Freundin.", wehrte er sich weiter.
Aua! Das war aber sehr nett gesagt.
"Aber sie bringt dich zum Lachen. Das ist...schön.", redete die Stiefmutter weiter auf ihn ein. Sie schien sich zu fürchtern vor Wesley und seinen Worten und hoffte vermutlich auf ein normales Gespräch mit ihm. Ich wusste nicht, dass er so ein schlechtes Verhältnis zu seiner Familie hatte. Er konnte sie ja nichtmal ansehen. Der Boden war im Moment interessanter für ihn.

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