Ich brauchte noch einen Moment, bis ich es verstand.
"Es ist nicht von mir.", fügte ich noch hinzu, da sie das ganz offensichtlich dachte.
"Puh!"
Ihr Gesicht entspannte sich, als würde die ganze Anspannung nur so aus ihr herausweichen.
"War sie mit dir in New York?", wollte sie wissen.
Das Gespräch, das wir gerade führten, war mir etwas zu förmlich. Als wären wir Arbeitskollegen. Es war einfach anders.
"Ja, ich habe über meinen Dad einen Termin für sie gemacht für eine Abtreibung. Sie hat sich dafür entschieden. Allerdings gab es davor schon Komplikationen und sie musste ziemlich lange im Krankenhaus bleiben. Ich hab sie tagsüber besucht und abends bei meiner Schwester geschlafen. Wir haben geredet, es war okay. Als Cas wieder auf den Beinen war, hat sie sich dann doch dagegen entschieden. Sie wollte es behalten. Dann sind wir wieder heimgefahren.", erklärte ich es in der gekürzten Variante, wobei ich darauf achtete nur die relevanten Informationen zu benutzen.
"Wieso bist du dann nicht ans Telefon gegangen?", fragte sie.
Ich wusste, dass sie das fragen würde und ich wusste genauso gut, dass ich darauf keine Antwort hatte.
"Ich vermute ich habe gehofft, dass du jemandem besseres als mich findest. Du solltest mich einfach vergessen.", meinte ich, weil das der Wahrheit entsprach.
"Ich verstehe das nicht. Du bist doch durchgedreht, als Josh gesagt hat, dass ich mit ihm Sex hatte.", meinte sie, wobei sie recht hatte.
"Wir wissen doch beide, dass du etwas besseres als mich verdient hast. Gleichzeitig, will ich nicht, dass dich jemals jemand anderes bekommt.", seufzte ich und stützte meinen Kopf an meinem Arm ab.
"Ich will aber niemanden anderen, Wesley!", sagte sie und griff über den Tisch nach meiner Hand.
Diesmal aber nicht um mich vom Aufstehen abzuhalten.
Ihre Hand war warm, meine eiskalt.
"Wieso hilfst du Cassy überhaupt?", wollte sie wissen und rückte mit dem Stuhl näher an den Tisch.
"Wir waren mal gute Freunde.", behauptete ich, wobei der Hauptgrund eigentlich ein anderer war.
"Und von wem ist das Kind dann?", fragte sie weiter herum.
Ihre Herumfragerei traf heute wirklich immer genau den Punkt, den ich nicht mehr erzählen wollte.
"Das kann ich dir nicht erzählen.", musste ich sie leider enttäuschen, weil wir so auf die Geschichte mit Veronica kommen würden und ich hatte Cassy sowieso versprochen meine Klappe zu halten.
Meiner Meinung hatte ich dafür sowieso schon genug gesagt.
"Du solltest mal schlafen. Wir haben schon drei Uhr.", wandte ich ein, als ich einen kurzen Blick auf die Wanduhr geworfen hatte.
Sie nickte und stand auf, wobei sie beim Herumdrehen gegen das Regal stieß.
Eine Vase, die dort stand, fiel klirrend zu Boden und Annabelle hinterher.
Erschrocken sprang ich auf und eilte ihr zur Hilfe. Das musste ein ziemlich lautes Geräusch gemacht haben.
"Ist dir was passiert?", fragte ich, als ich sie am Boden liegen sah.
"Meine, meine Hand!", stotterte sie und hielt die Linke hoch, in der ein größerer Splitter steckte.
"Gib mir die andere Hand!", befahl ich ihr und sie ergriff meine.
Mit einem Ruck zog ich sie hoch und setzte sie auf den Stuhl, der dort herumstand.
Sie zitterte.
"Alles gut!", beruhigte ich sie und strich ihr über die Schulter.
Ich holte den Verbandskasten aus der Küche, als es an der Tür klingelte.
Wer war das denn jetzt bitte? Schnell stellte ich den Kasten auf dem Tisch ab und beeilte mich zur Tür zu kommen. Da stand Levi, der unter mir wohnte.
"Komm rein!", ließ ich ihn in die Wohnung und drehte mich direkt wieder in Richtung Annabelle.
Er hing im Flur seine Jacke auf.
"Was ist das denn hier für ein Krach schon die ganze Zeit?", fragte er mich, aber hielt inne, als er Annabelle am Tisch sitzen sah.
Ich setzte mich neben sie hin.
"Rück mal näher zu mir!", verlangte ich von ihr und beachtete Levi nicht weiter.
Er kam öfters mal einfach so vorbei, wenn er merkte, dass ich hier war und trank mit mir ein paar Bier. Wir kamen ganz gut zurecht. Annabelle war allerdings total auf ihn fixiert, was sich schnell änderte, als ich den Gürtel von meiner Hose entfernte.
"Was machst du da?", fragte sie und drehte sich zu mir, während ihre Hand direkt vor meiner Nase auf dem Tisch lag.
Anscheinend hatte sie noch nie so einen Erste Hilfe Kurs gemacht.
"Dich verarzten.", meinte ich nur abwesend.
Levi ging in die Küche, wahrscheinlich um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
"Nimm mal einen Apfel mit!", rief ich ihm hinterher.
Ich schnürte Annabelles Oberarm mit meinem Gürtel ab.
"Hübsches Ding, das du da hast!", meinte Levi, als er wieder zurückkam und gab mir den gewünschten Apfel.
Ich mochte die Art nicht, wie er über Frauen redete. Belle offensichtlich auch nicht.
"Ich bin kein Ding.", gab sie trotzig von sich und funkelte ihn böse an, als er sich mit seinem Bier zu uns setzte.
"Beiß drauf!", verlangte ich von Annabelle, vor allem damit sie Levi nicht verärgerte, der anscheinend Gefallen an ihr hatte.
Der Apfel diente dazu, dass sie drauf beißen sollte, anstatt zu schreien, wenn ich ihr den Splitter rauszog. Das wusste sie offensichtlich.
"Das wird jetzt ganz kurz wehtun!", warnte ich Annabelle, bevor ich eine Pinzette suchte. Dann zog ich ihren Arm noch ein Stück näher zu mir und beugte mich dann über die Wunde. Sobald ich das Glasstück berührte, konnte ich spüren wie Annabelle das Gesicht verzog, obwohl ich sie nichtmal sah. Es dauerte nicht lange bis es draußen war. Zum Glück war die Wunde nicht so tief, dass es genährt werden musste, sonst könnten wir jetzt nochmal direkt ins Krankenhaus fahren. Ich hörte Belle ein paar Mal leise fluchen, aber ansonsten blieb sie ruhig. Dann reinigte ich die Wunde gründlich und verband ihre Hand dann mit einem etwas dickeren Verband.
"Wer hat dich eigentlich verhauen?", bemerkte Levi, als ich fertig war.
Ich hielt inne und sah auf. Levi verstand sofort, dass er sein Maul halten sollte, so wie ich ihn ansah.
Ich löse den Gürtel von ihrem Oberarm, wobeiich mich etwas mehr zu ihr lehnte und mein Atem ihren Nacken streifte. Sie bekam sofort eine leichte Gänsehaut, versuchte es aber mit ihrer anderen Hand zu verdecken. Wie es aussah, hatte ich immer noch eine Wirkung auf sie, die sie versuchte zu verstecken. Ich wusste nicht, was sie wollte und sie nicht, was ich, weshalb eine unerträgliche Spannung zwischen uns lag.
Wir schreckten deswegen beide hoch, als das Telefon klingelte. Es war nicht meines. Offensichtlich Levis, der sein Handy herauskramte und dranging.
"Stupido!", hörte ich ihn einige Sekunden später fluchen, als er aufstand und um den Tisch herumtigerte, während er sich die Strin rieb.
Dann legte er auf.
"Ich muss los.", sagte er, trank sein Bier in einem Zug und klopfte mir auf die Schulter.
"Guten Fick!", verabschiedete er sich und schon war er weg.
Dieser Idiot! Sollte wohl doch manchmal besser die Fresse halten!
"Ich gehe ins Bett! Danke..., sie zeigte auf den Verband, dafür!", erhob sich Annabelle nun auch noch und verschwand dann ohne noch was zu sagen im Flur.
Ich holte ein Kissen aus dem Schlafzimmer, da ich es für eine bessere Idee hielt auf der Coach zu schlafen.
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One day you'll understand why
RomansWes trug mich zurück zum Steg und bekam dadurch die Aufmerksamkeit von den meisten. "Fick dich!", schrie ich und schlug ihm auf den Rücken. Keine Chance! "Temperamentvoll ist die Kleine ja schon.", hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen. "Babe...