not the same as it was

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Es war verdammt hell, als ich aufwachte.
Sofort erinnerte ich mich an die vergangenen Ereignisse, weshalb ich sofort aufstehen wollte, aber mich ein schmerzendes Stechen am Oberschenkel davon abhielt.
Ich war erschreckend sauber, meine ganzen Wunden waren gesäubert und ich lag mit einem der langen Krankenhausgewändern in einem Bett.
Zum Glück hatte ich ein Einzelzimmer bekommen.
"Guten Tag, Ms. Garcia! Wie geht es Ihnen? Möchten Sie etwas frühstücken.", platzte auf einmal eine Pflegerin gut gelaunt herein, weshalb ich ziemlich erschreckte.
"Nein, ich will einfach nur meine Ruhe haben bitte!", quengelte ich herum und versuchte dabei noch relativ nett zu klingen.
"Nagut! Wenn etwas ist, dann sagen Sie mir Bescheid! Mittlerweile kennen Sie das ja schon!", sagte die Blondine und lächelte leicht, was ich nicht erwidern konnte.
Bei dem Geruch des Frühstücks drehte sich mein Magen schon um, nicht weil es nicht schmeckte, sondern weil ich nichts runterbekam.
Hier war aber auch wirklich alles weiß! Die Bettwäsche, die Wände, der Boden,...
Für mich hatte das eher eine beunruhigende Wirkung und es gefiel mir gar nicht.
Ach, ich sollte mich nicht über alles beschweren, nur weil es mir dreckig ging und ich gerade jemanden verloren hatte.
Aber ein Kaffee wäre schon sehr erfrischend, sonst würde ich direkt wieder einpennen.
Ein kurzer Blick auf die auch weiße Wanduhr zeigte mir halb elf.
Na, komm schon! Das kannst du...
Mit zittrigen Händen griff ich nach den Krücken rechts von mir, die mich jetzt wahrscheinlich ein paar Tage/Wochen begleiten würden.
Ganz vorsichtig verlagerte ich mehr Gewicht auf mein Rücken, um mit den Füßen mich an die Bettkante zu robben, dabei wusste ich, dass ich eigentlich zur strengen Bettruhe verdonnert wurde.
Keinen Mucks machen!
"Au!", stöhnte ich, ehe ich mich auf den einen Fuß stellte, der noch einigermaßen gut erhalten war, und fand dann mit diesen Stelzen Halt.
Wieso musste ich meinen Dickkopf auch nur immer so durchsetzen? Das hatte wohl von Wesley auf mich abgefärbt oder vielleicht war ich auch schon immer so gewesen.
Ich stand eine Sekunden auf der Stelle, bis ich mir sicher war, dass ich genug Gleichgewicht und Kraft hatte, um voran zukommen.
So humpelte ich also aus meinem Zimmer hinaus.
Wie sich herausstellte, lag ich beim letzten Mal hier überhaupt nicht.
Das war ja gar nicht die Intensivstation.
Im Gang war jede Menge los. Ärzte rannte hin und her wie aufgescheuchte Hühner. Hinter ihnen dackelten Krankenschwestern her, die wie Kletten an diesen hingen.
Ich seufzte laut und machte mich auf den Weg.
Der Kaffeeautomat stand am Ende des Ganges. Wie blöd!
"Sie müssen zur Beobachtung hier bleiben, sonst bringen Sie sich doch nur selbst in Gefahr.", hörte ich eine Pflegerin hinter mir einem Patienten nach schreien.
"Danke, aber mir geht es gut.", antwortete eine raue Stimme, bevor ein gut gebauter Mann direkt von hinten in mich hineinlief.
Ich stolperte nach vorne und fiel dann zu Boden um, wobei ich direkt auf meinem Oberschenkel landete.
"Können Sie nicht aufpassen?", fuhr ich die Person wütend an, ohne sie nur anzusehen.
"Sorry! Geht es dir gut, Annabelle?", fragte mich die Stimme und ich drehte mich sofort in die Richtung.
Wesley?!
Wie konnte das denn bitteschön sein?
Er hatte mich offenbar weit vorher erkannt.
Es gab drei Stufen von schlimm aussehen.
Erste war leichte Verletzung, zum Beispiel ein blaues Auge.
Zweite Stufe waren schlimmere Verletzungen.
Die dritte Stufe zu erreichen war nicht so leicht. Da musste man ja schon halb tot aussehen.
Genau das hatte Wesley nun geschafft. Er sah aus wie eine lebende Leiche, weshalb ich mir auch für einen kurzen Moment dachte, dass ich mir das alles nur einbildete.
Sein Gesicht sah total entstellt aus und auch sonst machten die Schläuche, die in seine Nase führten, und der Tropf, den er mit sich rumschleppte, keinen besonders guten Eindruck.
"Mr. Scott, wir können Sie nicht gehen lassen.", wiederholte sich die Krankenschwester, während sie noch gar nicht gemerkt hatte, dass ich auf dem Boden lag.
Wes starrte einfach mich dumm an und ich ihn.
Etwas unbeholfen lag ich da schon herum.
"Kannst du mir bitte aufhelfen?", fragte ich ein wenig gereizt, weil ich keine Lust hatte noch länger Bekanntschaft mit dem Boden zu machen.
"Klar!"
Er hielt mir seine unverletzte Hand hin.
Witzig! So kam ich nicht hoch, ohne mir dabei gefühlt überall wehzutun.
Wesley hatte das gerade wohl auch verstanden.
"Notfall!", schrie eine Frauenstimme und das Chaos hier wurde noch größer.
Die Schwester, die mit Wesley hierher gekommen war, verschwand auch im Getümmel.
Großen Dank dafür auch!
"Ich kann dich nicht heben also musst du dich gut festhalten.", plante er nun mir zu helfen, was eine ziemliche Herausforderung war, denn seine rechte Hand war komplett am Rasch und sein anderer Arm war auch nicht gan davongekommen.
Ich nickte nur, als er sich zu mir herunter beugte, sodass ich beide Hände um seinen Hals schlingen konnte.
Etwas ungeschickt brachte er mich auf die Beine und bückte sich erneut, nur um meine Krücken aufzuheben.
"Danke!", murmelte ich verstohlen und hatte keine Ahnung, was ich jetzt sagen sollte.
"Und? Hat dich schon irgendwer besucht?", erkundigte er sich und rieb sich dabei am Kopf.
Ich verneinte.
"Bei dir?"
"Cassy war da."
"Oh!"
"Sie war nur wegen Veronica da.", sagte er monoton, wobei ich seine Miene nicht lesen konnte.
"Wo liegt sie denn?", fragte ich, denn ich hatte sie noch gar nicht gesehen, obwohl ich noch nicht lange wach war.
"Sie liegt in einem Sarg, Annabelle! Sie ist tot.", erzählte er mir, was die Leiche gestern erklärte.
Das hätte mir auch passieren können, ich hätte auch diejenige sein können.
"Das tut mir leid.", nuschelte ich, weil ich sie noch lange nicht so gut kannte wie er sie.
"Das hätte dir auch passieren können.", rief er mir in Erinnerung, als könnte er meine Gedanken lesen.
"Trotzdem hat sie es nicht verdient."
Er senkte den Kopf und murmelte ein leises "Ich weiß!".
"Was wird jetzt aus uns?", wollte ich wissen.
"Das liegt ganz in deiner Hand.", meinte er und als ich nichts sagte, tätschelte er kurz meine Hand nur um danach zu gehen.
Warte? Nein!
"Ich liebe dich und das wird sich nicht ändern, Wesley!", schrie ich durch den ganzen Gang, als er nicht aufhörte zu laufen.
Er drehte sich zu mir um und blieb stehen, als ich zu ihm humpelte so schnell es eben ging.
"Wieso machst du es mir immer so schwer?"
Sein Herz pochte so laut, dass ich es trotz dem Abstand hören konnte.
"Können wir nicht einfach mit dem ganzen Drama aufhören?", fragte er und zog mich dabei in eine lange Umarmung.
"Oh, ja bitte!", lachte ich müde und versuchte nicht zu gähnen.
"Eines Tages, eines Tages werde ich dich verdienen.", hörte ich ihn in meine Haare murmeln.
Das musste er nichtmal, denn ich würde ihn nie wieder loslassen.
"Es ist vorbei! Jetzt wird alles besser!"
Das war wirklich ein riskantes Versprechen, obwohl ich wusste, dass er recht behalten würde.

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