dieser charmeur

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"Aah!", stöhnte ich irgendwann und zog meine Beine ein wenig zusammen, aber Wes zog sie direkt wieder auseinander und hielt mir die Hand vor den Mund.
So nach dem Thema halt besser die Fresse jetzt!
Es klopfte an der Tür.
Verdammte Scheiße!
Konnte dieser dumme Tag eigentlich noch schlimmer werden?
Ich hatte langsam echt genug von diesem Rotz heute.
Diese verfickte Hochzeit kostete mir zu viele Nerven.
"Wir sind hier beschäftigt.", rief Wesley und stieß nochmal so tief, dass ich am liebsten geschrien hätte.
Er kam und alles spannte sich bei ihm an. Ich lag da und starrte etwas zulange an die Decke. Wes schlug mir auf den Oberschenkel und ließ dann von mir ab. Ich richtete mich auf und zog mir das Kleid wieder über die Beine.
Auch Wesley zog seine Hose an und sah dabei unbeeindruckt zu mir herüber.
Würde er jetzt was zu mir sagen oder war heute nichts für mich drinnen gewesen?
"Ich werde mal nach Cassy sehen.", meinte er, schmiss das Kondom weg, ging zur Tür und öffnete sie.
Davor stand sein Dad, sein Stiefbruder, seine Stiefmutter, eine Bedienung und seine große Schwester dort. In aller Seelenruhe zog Wesley noch seinen Gürtel an und quetschte sich dann an denen vorbei.
Ich wurde rot wie eine Tomate. Jetzt wusste also jeder, was wir hier gerade getan hatten. Schnell sprang ich vom Tisch und laberte irgendeine Entschuldigung vor mich hin, bevor ich aus dem Raum rannte.
Fuck!
Das war ja mal anders peinlich.
Es war jetzt wohl echt Zeit hier zu verschwinden, bevor das hier in einer noch größeren Katastrophe enden würde.
"Warte mal, Annabelle!", rief eine Stimme mich zurück.
Ich blieb stehen und drehte mich rasch um.
Es war Wesleys Schwester. Ich hatte mich immer noch nicht ganz erholt, war also immer noch total rot im Gesicht.
"Geht's dir gut?", informierte sie sich schweratmend, als sie bei mir ankam, weil sie so schnell gerannt war.
"Ja, wieso nicht?", fragte ich und lächelte leicht und auch etwas falsch.
Tatsächlich gab es da schon bessere Tage.
"Ich kenne doch meinen Bruder. Er kann ein totales Arschloch sein.", seufzte sie.
Sie hatte diesen mitfühlenden Blick aufgesetzt.
"Es ist alles okay.", behauptete ich und versuchte sie nicht anzusehen.
"Er hat es dir schon erzählt, oder?", wollte sie wissen und sah an mir herab.
Ich wusste, dass sie es bestimmt nur gut mit mir meinte.
Sie war nett.
"Welchen Teil der langen Gesichte meinst du?", fragte ich, weil ich ja schließlich noch nicht alles wusste.
"Seine furchtbare Kindheit."
"Ja, davon weiß ich!", antwortete ich und kratzte mich am Kopf, weil dieser irgendwie juckte.
"Er hat es nie leicht gehabt, aber er liebt dich wirklich.", behauptete sie schwer überzeugt.
"Zu der wievielten sagst du das jetzt?", fragte ich witzelnd, obwohl es kein wirklicher Scherz war.
"Wes hat noch nie jemanden seiner Familie vorgestellt."
"Oh!", murmelte ich vor mich hin.
"Das wusstest du nicht? Er hat ein halbes Jahr mit niemandem aus seiner Familie geredet, bis du dann kamst.", erklärte mir Emily.
Nein, davon hatte ich rein gar nichts mitbekommen.
"Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich sage, dass euer Vater Wesleys Verhalten gegenüber ihm total verdient hat?", fragte ich mich, weil das, was Wes mir erzählt hatte, echt furchtbar klang und sein Dad einfach nur ein ekelhafter Mensch war.
"Du bist nicht die Einzige, die so denkt, Annabelle! Ich hasse mich dafür, dass er mich mitgenommen hat und meinen Bruder im Stich gelassen hat."
"Das ist aber nicht deine Schuld.", tröstete ich sie ein wenig oder versuchte es zumindest.
"Wahrscheinlich nicht! Es fühlt sich nur manchmal so an.", erzählte sie mir und schien sich aber wieder zu fangen.
"Hast du Lust zu tanzen?", wechselte Emily das Thema und zeigte zum Saal, wo anscheinend gerade der Hochzeitstanz stattfand.
"Nicht wirklich! Aber ich schaue dir gerne zu.", beschloss ich, als sie mich einfach hinter sich her zog.
Während Wesleys Schwester einen Tanzpartner fand, saß ich auf einem der vielen Stühle und sah ihr zu.
Ich hätte lieber einfach direkt gehen sollen, denn was ich dort nach einer Weile entdeckte, hätte mir erspart bleiben können.
Wesley tanzte ziemlich innig mit einer schlanken, blonden, ein Meter fünfundsiebzig und bildhübschem Frau.
Also sie war vielleicht ein Jahr älter als ich geschätzt. Sie trug ein graues Kleid, das perfekt zu ihrer Urlaubsbräune passte. Mir fiel fast die Kinnlade herunter. Auch seine Schwester, die das auch mittlerweile gesehen hatte, rollte nur mit den Augen über sein unmögliches Verhalten und schaute bemitleidend zu mir.
Ich hasste ihn.
Sowas ging nicht. Er sah mich nichtmal, als sie sich noch mehr an ihn ranschmiss, ihre Hüfte ganz nahe an seiner kreiste, sie ihm ihre Brüste gefühlt ins Gesicht hielt und Wes sie auch noch süß anlächelte.
Jetzt war es bei mir endgültig vorbei.
Igitt!
Was machst du nur, Wesley?!
Ich merkte gar nicht, wie sich jemand zu uns gesellte, weil ich so fixiert war.
"Darf ich bitten?", fragte eine männliche Stimme von der Seite.
"Josh!", rief ich erschrocken, was machst du denn hier?"
Er grinste.
Sein Anzug stand ihm gut und ich ergriff seine Hand, die er mir hinhielt.
"Meine Eltern sind eingeladen. Ich wusste nicht, dass du hier bist beziehungsweise Wesley dich mitnimmt.", meinte er und ergriff meine andere Hand.
Dann fingen wir an zu tanzen, was auch besser klappte, als ich jemals gedacht hätte.
Er konnte gut führen.
"Dein Kleid steht dir übrigens fantastisch.", machte er mir ein Kompliment.
Ich lächelte dankbar und biss mir dann auf die Lippe, als ich bemerkte, dass Wesley mich gesehen hatte. Er war immer noch mit dieser Tussie beschäftigt.
"Ich habe mittlerweile kapiert, dass ich keine Chance gegen ihn habe.", holte Josh mich wieder zurück.
"Gegen wen?", fragte ich und konnte ihm nicht ganz so folgen, weil ich irgendwie nicht ganz geistig anwesend war.
Er beugte sich näher zu mir hin.
"Wesley fucking Wesley. Er hat alles, was ich dir nicht bieten kann.", behauptete er und hatte damit nicht wirklich recht, aber ich ignorierte den Fakt und blieb still.
"Es tut mir leid.", presste ich heraus, obwohl ich immer noch abgelenkt war.
Das Lied war zu Ende.
Naja, Lied konnte man das nicht nennen. Es war eher so Mozart Geschwafel.
Jemand drängte sich zwischen uns, wobei ich erst nicht genau erkennen konnte, weil ich gerade mit meinem Schuh beschäftigt war, der verdammt nochmal echt in meine Ferse drückte.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt