die streitereien häufen sich

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"Verpiss dich, bevor ich aggressiv werde, Josh!", zischte Wesleys raue Stimme.
"Ist ja gut. Chill mal bisschen!"
Ich richtete mich wieder auf. Josh war tatsächlich gegangen. Da stand nur noch dieser andere Typ.
"Lass mich in Ruhe, bitte!", zischte ich im gleichen Tonfall wie er gerade und ging mehr auf Abstand.
"Es tut mir leid.", sagte er und klang bedauernd.
Wie jedes Mal! Schauspieler!
Deswegen wusste ich nicht, ob ich es ihm abkaufen sollte.
"Was genau? Dass du mir wieder ein paar neue Gründe gibst mich von dir fernzuhalten? Dass du mich scheiße behandelst und dir lieber jemanden anderes suchst? Oder dass du gerade mit so einer reichen Tusse halb gefickt hast und zwar vor mir?", fragte ich außer mir.
"Lass uns bitte woanders reden!", bat er mich, aber ich rührte mich nicht von der Stelle.
"Hast du deine Exfreundinnen auch alle so behandelt? Haben sie dich deshalb verlassen? Diese Veronica?", stichelte ich weiter herum.
Er zog mich nach draußen.
Sein Griff war fest und ich sagte kein einziges Wort. Wir standen an der Hauswand. Ich Richtung Wand, er Richtung See.
"Was soll das? Willst du auf irgendetwas eine Anspielung machen? Huh? Wer hat dir was erzählt? Cassy oder Sophie?", fragte er aufgewühlt und fuhr sich gestresst durch die Haare.
"Ist wirklich das das Allerwichtigste? Wer deine großen Geheimnisse aufgedeckt hat? Hauptsache ich erfahre es nicht.", sagte ich ungläubig.
"Darum geht es nicht. Du sollst einfach nicht wissen, wie scheiße ich andere behandelt habe. Ich bin ein verficktes Arschloch.", behauptete er und strengte dich dabei wirklich sehr an ruhig zu bleiben.
"Das habe ich bereits gemerkt. Du behandelst mich doch auch falsch. Was war das heute? Wieso musstest du das machen? Bin ich zu langweilig geworden? Sag's mir! Ich bin deine Freundin. Wesley, bitte! Du tust mir weh. Hör auf oder lass mich in Ruhe!", bat ich ihn und versuchte die Träne zu ignorieren, die aus meinem rechten Auge tropfte.
"Ich weiß, ich weiß. Manchmal muss ich ein Arschloch sein. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist und du musst mir glauben, wenn ich sage, dass ich wünschte so viele Dinge wären heute nicht passiert. Ich habe dich nicht richtig behandelt. Überhaupt nicht richtig! Ich versuche mich besser unter Kontrolle zu haben. Es, ich werde das nicht mehr machen. Wirklich nicht! Ich liebe dich und ich will nicht, dass du mich verlässt.", sagte er und es klang aufrichtig und ehrlich.
"Du weißt, dass es so nicht weiter geht.", erinnerte ich und er nickte.
"Lass uns bitte nachhause gehen!", bat er mich und rieb sich über sein plötzlich geschwollenes Auge.
Sein Augapfel war auch ziemlich rot.
"Wir sollten wohl erstmal zum Arzt.", schlug ich vor und meinte sein Auge.
"Nein, es geht schon.", winkte er ab.
Ich seufzte.
"Wer war das?"
"Was?"
"Wer hat dich schon wieder geschlagen? Du sahst vorhin doch noch okay aus.", meinte ich und kam mir blöd vor, weil ich das jetzt erst merkte, dass er ziemlich entstellt im Gesicht aussah.
"Hör zu! Das ist nicht so einfach.", behauptete er.
"Doch, du sagst es mir einfach und gut ist. Ich werde keinen Kommentar dazu abgeben.", versprach ich ihm und bereute es im Nachhinein.
"Mein Dad..."
Ich durfte nichts dazu sagen.
"Wieso tut er sowas?", fragte ich dann doch nach einen Sekunden des Schweigens.
"Er ist gerade ziemlich betrunken."
"Das ist kein Grund sein Kind zu schlagen.", behauptete ich, weil es auch so stimmte.
"Annabelle, bitte mische dich da nicht ein! Er kann dir auch wehtun und das will ich nicht, ja? Es ist okay. Ich lebe ja noch.", versuchte Wesley mir zu erklären und lächelte leicht.
"Du könntest ihn anzeigen.", schlug ich ihm vor.
Er würde das nie machen.
"Ich habe nichtmal Schmerzen und außerdem ist er mein Dad.", erinnerte er mich.
"Ein Vater, der dich schlägt! Nicht alles ist immer deine Schuld, Wes!"
"Das ist eine Sache zwischen ihm und mir, Annabelle.", sagte er und hatte damit leider vollkommen recht.
Es ging mich nichts an. Punkt fertig!
Wir schwiegen für einen Augenblick.
"Du solltest wirklich mal mit deinem Bruder reden.", wechselte er rasch das Thema.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich will nicht, dass du dich wegen unserer Beziehung mit ihm streitest. Ich kann auch mit ihm reden, wenn du willst.", schlug er vor.
"Nein, ich krieg das schon hin.", meinte ich.
Wahrscheinlich wollte Wesley, dass ich wieder zu meinem Dad und meinem Bruder ging.
"Steh ich dir im Weg?", fragte ich, weil das ja dann Sinn ergäbe.
Er wollte mich aus der Wohnung heraushaben.
"Nein, wieso?", antwortete er verwirrt.
"Weil du offensichtlich willst, dass ich mich wieder mit meinem Bruder vertrage und dann dort schlafe, um mich aus dem Weg zu räumen.", meinte ich, was einfach nur eine Schlussfolgerung war, aus dem was er gesagt hatte.
"Um Gottes Willen, nein! Ich will nur, dass es dir gut geht. Das weißt du doch. Ich möchte doch, dass du weiter bei mir wohnst.", behauptete er und umschlang mit seinen Händen meine Taille.
"Okay!", sagte ich leise und lächelte dabei leicht.
"Du bist wunderschön, auch wenn ich dir das bestimmt schon oft gesagt habe.", grinste er und küsste meinen Haaransatz.
"Ich mag deine Hände.", erklärte ich ihm und nahm seine Linke von meiner Taille weg, nur um sie zu betrachten. Seine Fingerknöchel waren so geschwollen rot wie immer. Mittlerweile hatte ich mich schon total daran gewöhnt. Seine Adern waren so fett, dass sie an der Hand besonders herausragten und ich mich wundert, wieso die Haut an manchen Stellen nicht einfach aufplatzte. Okay, so konnte das zwangst nicht gehen, aber wir überspringen den Teil! Ich drehte den Ring an seinem Zeigefinger.
"Erzähl mir von deiner Freundin heute!", verlangte ich von ihm, während ich mit seinen Fingern spielte und seinen Ring an meinen Fingern anprobierte.
"Das ist keine gute Idee, Belle!", lehnte er ab.
Ich schaute auf.
"Doch, ich ertrage es schon. Wer ist sie?", fragte ich.
Es war vorbei. Ich musste mich darüber nicht aufregen.
"Sie heißt Caroline. Ihr Dad und meiner sind Geschäftspartner. Vor einem Jahr hatten wir was miteinander, als ich mal wider einen meiner Midlifecrisis hatte. Das war alles.", erklärte Wesley mir die Situation.
War das schlimm? Es war auszuhalten.
"Und du hältst dich bitte von Josh fern, Baby! Du gehörst mir, klar?", bat er mich und hob mit zwei Fingern mein Kinn, sodass ich in seine Augen sehen musste.
"Ja, werde ich tun!", versprach ich ihm.
Ich wollte ja sowieso noch nie etwas von ihm, was für Wes offensichtlich nicht eindeutig zu sehen war.
"Wo ist eigentlich Cassy?", fiel mir auf, dass sie fehlte.
"Sie hat mit ihrer Mutter gesprochen. Sie hat sie abgeholt.", lächelte er mich an und schien froh darüber zu sein, dass sie und ihre Familie sich offensichtlich wieder vertragen hatten. Ich lächelte ebenfalls und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.
"Wesley?", unterbrach uns eine Stimme.

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