innerlich tot

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Tag der Hölle.

Ich hatte mir schon Aspirin und andere Tabletten eingeworfen, aber es half nichts. Mein Kopf pochte vor Schmerz. Ein echter wahrhaftiger Kater eben!
Gleich auf dem Flur bekam ich schon zu viel Aufmerksamkeit meiner Meinung nach. Es hatte sich also herumgesprochen.
Das bedeutete Zickenkrieg mit ungefähr einer Millionen Mädchen, die eifersüchtig waren, dass ich Wesley vor allen geküsst hatte. Wirklich wunderbar! Es ging mir ja schon auf die Nerven, wenn mich täglich Leute wegen meines Bruders fragten, ob ich denn nicht ein gutes Wort für sie einlegen konnte, damit sie vielleicht eine Chance bekamen. Das ging mir gewaltig auf die Nerven.
Ich wollte soeben meinen Spind aufschließen, als jemand meinen Namen rief.

Sophie!

Ich hasste diese Schlampe. Sie war so unerträglich, aber irgendwie war sie hier sowas wie die Queen und bekam von allen sehr viel Respekt. Meiner Meinung nach zu viel! Eigentlich war sie so etwas wie Wes oder mein Bruder in weiblicher Form.
Bei Sophie tanzten nämlich haufenweise Jungs an, was ich nicht verstehen konnte. Ihr Charakter war scheiße und sie war vielleicht hübsch, aber auch keine Bombe. Heutzutage achtete man aber doch sowieso nur noch aufs Äußere. Auf jeden Fall tanzte Sophie abwechselnd bei meinem Bruder und bei Wesley an. Das war ein Grund, wieso sich die Hälfte der Mädels hier nicht traute mit denen zu reden. Jeder, der das tat, bekam Stress mit der „Queen". Andere Menschen wollten das vermeiden, aber mich störte es nicht sie ab und zumal zu ärgern. Sie hatte sich die beiden sozusagen angeeignet, obwohl sie mit keinen von beiden zusammen war oder so. Ergab keinen Sinn! In letzter Zeit hatte Sophie es aber eher auf Wes abgesehen. Leider zu meinem Pech, denn diesmal wollte ich einfach nur meine Ruhe haben!

"Annabelle!", begrüßte sie mich, im Schlepptau ein paar andere komplett aufgestylte Barbies.

"Dein Eyeliner steht dir super.", machte sie mir ein Kompliment.

Jeder, der sie nur ein bisschen kannte, wusste, dass das eine Beleidigung war.

"Mhm, meine Faust steht dir auch super in deiner Fresse.", lachte ich super freundlich und packte mein Englischbuch ein, das ich aus dem Spind holte.

"Kommen wir direkt zur Sache! Du machst also mit meinem Wesley rum. Stimmt das etwa? Ich dachte ihr wärt...Wie hast du das damals nochmal ausgedrückt?! Ihr seid Todfeinde.", machte sie sofort ihren frechen Mund auf.

"Das sind wir auch immer noch. Danke der Nachfrage!", gab ich mit zusammengebissenen Zähnen von mir.

"So Girls und hier seht ihr ein perfektes Beispiel wie man vom Abschaum zur Hure wird.", wandte sie sich an ihr Gefolge.

"Ich schaffe beides in einem. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie gut seine Lippen schmecken", schwärmte ich, um sie zu ärgern.

Sophie schnaubte und hielt mir dann ihr Handy hin. Dort war ein Foto von gestern Abend abgebildet, wie Wes und ich... Ich möchte es nicht mehr aussprechen. Das war ein gewaltiger Fehler.

"Das ist aber keine gute Qualität, denn man sieht gar nicht wie schön hart sein fucking Schwanz war.", schrie ich und mir fiel erst danach auf, wie viele Menschen das wohl hören konnten.

Einige drehten sich um oder runzelten die Stirn.
Es machte mich wütend, dass so ein Foto existierte. Sophie lief mittlerweile dunkelrot an, so wütend war sie. Wenigstens hatte ich jetzt mein Ziel erreicht und wollte in den Englischunterricht gehen. Aber als ich meinen Spind zuschloss, wurde ich am den Haaren gezogen und gegen den Spind gedrückt.

"Hallo, Sophie!", sagte Wes Stimme zu der da irgendwie immer noch dastehenden Bitch.

"Wes!" lachte sie in den höchstens Tönen und verschwand dann Gott sei Dank, nachdem sie sich noch ewig lang von Wesley verabschiedet hatte.

"Ich konnte es sogar bis dahinten hören, wie schön hart mein Schwanz war.", meinte er und drückte mich weiter vorwärts gegen den Spind.

Hups!

Ich musste das echt ziemlich laut rumgeschrien haben.

"Ich wollte sie nur ärgern!", gab ich zu meiner Verteidigung von mir.

"Also behauptest du mal schnell irgendwelche Lügen.", tat er einen auf Verständnis.

"Lass mich doch jetzt einfach gehen!", zischte ich gereizt.

"Kommt jetzt nicht der Teil, wo du verzweifelt fragst, ob wir über den Kuss reden können?", lachte er.

"Nein, jetzt kommt der Teil, wo ich mich bei meiner imaginären besten Freundin ausheule, wie sehr ich dich doch liebe. Mein Babypupsibärchen.", entschied ich und musste ebenfalls lachen.

Er drehte mich um, sodass ich ihn jetzt anschauen konnte. Wes war direkt vor mir, sein Arm lehnte rechts von mir an der Spindwand.

"Mein Zuckerschleckenbabyboo, ich möchte deine wunderschöne und vollen Lippen nochmal kosten. Außerdem liebe ich deine süßen Grübchen, wenn du lächelst.", schwärmte er.

Ich wusste gar nicht, wieso wir dieses unnötige und ironische Geschleime eigentlich genau taten.

"Das Problem ist nur, dass ich dich nicht nochmal küssen kann und dass ich nie lache.", erklärte ich ihm und verzog mein Gesicht.

"Das heißt du würdest also, aber du kannst nicht?", informierte er sich und richtete währenddessen mit seiner freien Hand meinen Pony richtig, weil er wohl ziemlich zerzaust war.

"Ja, ich sehne mich immer danach. Sogar nachts träume ich von deinen Küssen.", meinte ich und verdrehte theatralisch die Augen.

"Dann wird es wohl fürs erste weiter nur in deinen Träumen passieren.", sagte Wesley schulterzuckend mit seinem verdammten arrogantem Grinsen in seinem beschissenen Gesicht.

Er strich zum Abschied noch über meine Wange und verabschiedete sich dann mit einem:

"Ich muss los. Wir reden später!"
Ich schaute ihn böse an.

"Nette Abfuhr, Scott.", rief ich ihm hinterher und lief dann zu meinem Klassenzimmer, wo ich jetzt Englisch hatte.

Ich kam auch nicht darauf, was das gerade eben war. Es war eben extrem komisch gewesen. Wir stritten normalerweise immer und dann sowas. Eigentlich mochte ich ihn immer noch nicht. Das war Wesley, der mich seit ich denken konnte in den Wahnsinn trieb. Schon seit ich hier wohnte, obwohl das noch gar nicht solange war! Ich kam schließlich nicht von hier. Mein Dad fand es nur damals anscheinend klug mich von meinen ganzen Freunden wegzubringen, damit ich ein „neues" und „besseres" Leben hatte wegen seinem verdammten Job.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt