Ich hatte mich noch ein wenig mit Agnes unterhalten und dann hatte ich beschlossen mich ein wenig auf eine der Liegen zu legen, wo ich dann wohl eingenickt war.
Etwas nasses weckte mich.
"Aufstehen, Anna-Lena! Es gibt schon die Nacht zum Schlafen.", weckte mich die triefendnasse Lucia, deren Körper in einem weißen Handtuch eingehüllt war. Sie könnte gut einen Geist spielen, denn das Handtuch war doppelt so groß wie sie selbst.
"Ich muss wohl eingeschlafen sein. Wie wars im Wasser?", fragte ich sie interessiert und nahm nun die Umgebung etwas besser war.
Es gab Kuchen. Wes stand mir den Rücken zugedreht am Tisch und aß vermutlich. Er trug nichts bis auf ein ebenfalls weißes Handtuch, das er um seine Hüfte gebunden hatte.
"Voll cool! Wesley hat mich total nass gemacht und jetzt ist mir voll kalt.", berichtete sie mir, wobei Wes sich bei seinem Namen in unsere Richtung drehte.
Ich blickte von seinem Gesicht zu seinem von der Sonne glänzenden muskulösen Oberkörper zu dem Handtuch dann zu seinen halbnassen Haaren und dann in seine dunklen Augen. Okay, okay. Calm down!!!
"Willst du jetzt auch Kuchen oder nicht?", wandte er sich an seine Schwester oder an mich. Ich wusste es nicht.
"Ja, ein ganz großes Stück.", schrie Lucia begeistert und rannte zu ihrem Bruder.
Natürlich! Wie kam ich nur darauf, dass Wesley mit mir reden würde. Allerdings blickte er immer noch in meine Richtung selbst als seine Schwester schon bei ihm war.
"Ihr habt euch heute noch gar nicht abgeknutscht.", bemerkte Lucia.
Sogar ein kleines Kind war schon so schlau, dass es merkte, dass hier was nicht stimmte.
"Ich habe Scheiße gebaut und jetzt konzentrier dich auf den Kuchen!", erklärte Wes ihr flüsternd und drehte seine Schwester weg von mir, weil sie seinem Blick gefolgt war.
Er gab es ja sogar zu. Oh! Etwas in Gedanken versunken starrte ich wieder zum See und erschrack ein wenig, als meine Liege sich ein wenig nach unten bog. Wesley hatte sich dort hingesetzt, wo meine Füße sich befanden. Schnell zog ich sie an meine Knie und setzte mich ein wenig auf.
"Willst du?", fragte er und hielt mir einen Teller mit einem Stück Kuchen drauf und eine Gabel hin.
"Kannst du ruhig essen, wenn du willst.", lehnte ich ab.
"Ich hab schon.", meinte er, was man gut erkennen konnte, da er noch ein paar Krümmel an seinem Mundwinkel hängen hatte.
Also nahm ich es doch einfach entgegen, wobei ich versuchte, dass unsere Hände sich ich's irgendwie berührten und wies Wes auf die Krümmel hin.
"Können wir bitte mal reden?", bat er mich.
Dabei verschluckte ich mich fast an meinem Stück Kuchen.
"Über was denn?", wollte ich wissen, nachdem ich mich wieder erholt hatte von meinem kurzen Hustenanfall.
"Du weißt, was ich meine, Belle!", erinnerte er mich an das, was passiert war.
"Ich denke du hast schon alles gesagt, was es zu sagen gibt.", meinte ich schulterzuckend, wobei ich mir große Mühe gab so zu tun, als würde es mich nicht interessieren.
Wir saßen etwas abseits, weshalb uns sonst zum Glück niemand hören konnte.
"Ich habe das nicht so gemeint.", behauptete Wesley.
Ach so? Und wieso hatte er es dann trotzdem gesagt?!
"Das sagst du immer.", sagte ich knapp, was auch stimmte.
Er sagte immer das gleiche und dass er das doch nichts so gemeint hatte und das dass nie wieder vorkommen würde. Im Endeffekt tat er es trotzdem immer und immer wieder.
"Es geht nicht nur darum, was du gesagt hast, sondern auch darum, dass ich Angst hatte du könnstest mir etwas antun, als du vorhin ausgerastet bist.", machte ich ihm bewusst.
"Das würde ich doch nie. Annabelle, ich könnte das doch nie. Du bist mir wichtig. Ich mag es nur nicht, wenn sich andere Menschen in meine Angelegenheiten einmischen. Du bist nur meine Freundin nicht mein verdammter Therapeut.", versuchte er mir irgendwie zu erklären.
"Ich mische mich nicht ein, ich versuche zu verstehen, wieso du dich so verhälst, wie du es nunmal tust. Du solltest dir vielleicht eine suchen, der es egal ist, wenn man ihr fremdgeht oder ihr wehtut. Ich bin da wohl nicht ganz richtig. Es tut mir wirklich leid, dass ich versuche dich zu mögen, aber du machst es mir wir nicht leicht.", konterte ich und verschränkte immer noch beleidigt die Arme vor der Brust.
Meinen Teller mit Kuchen hatte ich schon längst weggestellt.
"Ich will dir doch überhaupt nicht wehtun, aber wenn du dann solche Sachen machst, wie das Tshirt von meinem Stiefbruder anzuziehen, wobei du weißt, dass er total hinter dir her ist, um mich zu provozieren. Dann kann ich nicht anders.", verteidigte sich Wes.
"Aber ich kann doch nicht immer nur nach der Nase pfeiffen. Ich brauche auch mal Freiraum. Außerdem, Wesley, ist das nur ein Stück Stoff. Mir war kalt und ich wollte sicher nichts von dir. Und wenn David es mir anbietet. Natürlich wollte ich dich auch ein wenig ärgern, aber ich lass es nicht gerne auf mich sitzen, wenn man mich verletzt. Das trifft doch sicher auch auf dich zu.", meinte ich und war kurz davor aufzustehen, weil mich diese Diskussion so mitriss.
"Ich will nicht, dass mich jemand so sieht. Verstehst du?! Ich bin der Boss und ich lass mir von niemand etwas sagen. Deshalb will ich nicht, dass jemand sieht, wie ich die Kontrolle bei meiner Familie verliere. Ich habe mich im Griff. Eigentlich bemerkt niemand meine Aggressionsprobleme, aber wenn dann jemand live sehen kann, wie angreifbar ich doch bin. Das ist für mich ein Zeichen von Schwäche. Da ist mein Ego wirklich angekratzt. Ich bin nicht der Gefühlsmensch und ich habe es auch nicht vor zu werden."
Ich glaube er bereute seine Worte, nachdem er sie ausgesprochen hatte.
"Was ist passiert?", fragte ich ihn jetzt auch einfach.
Er verstand glaube ich nicht so ganz, was ich meinte, weil er den Kopf schief legte.
"Mit deiner Mutter, also deiner richtigen und wieso hasst du David, Agnes und deinen Vater so sehr? Ich meine dafür muss es doch sicher einen Grund geben."
Damit hoffte ich einfach zu ihm durchdringen zu können.

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One day you'll understand why
RomanceWes trug mich zurück zum Steg und bekam dadurch die Aufmerksamkeit von den meisten. "Fick dich!", schrie ich und schlug ihm auf den Rücken. Keine Chance! "Temperamentvoll ist die Kleine ja schon.", hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen. "Babe...