(27) Dir geht's drei-viertel-gut

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Donnerstag, 09.05
Pov Lena
Nachdem Mark gegangen war, fiel die Anspannung ein wenig von mir. Der Tag war schön gewesen, keine Frage. Aber gerade am Anfang hatte ich mich wirklich unwohl gefühlt. Zum Glück war das im Laufe des Tages verflogen.
Irgendwie war ich jetzt trotzdem unsicher, weil Mark doch mitbekommen hatte, dass mich etwas beschäftigte. Dennoch hatte seine Umarmung gutgetan und es war schön zu wissen, dass er mich tröstete und versuchte, mir die Sorgen zunehmen, auch ohne zu wissen, was los war. Er war einfach unglaublich!
Immerhin hatte er keinen Wein zu unserem Essen mitgebracht, sonst hätte ich ihm umständlich erklären müssen, dass ich den aktuell nicht trinken konnte und er durfte auf gar keinen Fall etwas ahnen, bevor ich mit ihm geredet hatte. Ich schmunzelte während diesen Gedanken, aber trotzdem war ich emotional immer noch etwas down und hatte das Bedürfnis, mit jemandem zu reden.
Da kam ja dann nur Bella infrage, da sie immer noch die Einzige war, die bisher Bescheid wusste und somit rief ich sie an, um einfach mal von meinem Tag, meinen Gedanken und meinen Gefühlen zu erzählen.

Freitag, 10.05
Als ich aufwachte, hatte ich direkt gute Laune. Heute würde meine Mama kommen und wir konnten endlich mal wieder ein wenig Zeit miteinander verbringen, worauf ich mich sowieso immer freute. Das Einzige, wovor ich ein wenig nervös war, war, dass ich ihr erzählen musste, dass sie Oma werden würde und wie es dazu halt kam. Zum Glück konnte ich ihr aber schon immer alles erzählen und sie war schon immer für mich da und somit war ich da jetzt auch nicht so angespannt.

Ich ging nach dem Frühstück noch schnell mit Kiwi eine Runde Gassi und machte meiner Mama schonmal das Gästezimmer fertig, als es dann auch schon fast halb zwölf war und sie jederzeit kommen sollte. Ich lief noch ein wenig durch meine Wohnung und räumte ein paar Dinge auf, weil ich mir die Zeit vertreiben wollte und nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen, bis ich dann endlich meine Klingel hörte und vorfreudig fast schon zur Tür rannte.
Kaum hatte ich unten die Haustür geöffnet wurde ich immer kribbeliger, da wir uns wirklich schon länger nicht mehr gesehen hatten und ich sie wie eigentlich immer echt vermisst hatte.
Sobald sie in mein Blickfeld traf, ging ich auf sie zu und nahm sie ganz feste in den Arm.
„Ich freue mich so, dass du hier bist", murmelte ich leise, während die erste Träne meine Wangen hinunterlief.
„Ich freue mich auch, Leni. Wir sollten einander viel öfter besuchen!"
Kaum hatten wir uns gelöst, bekam auch Kiwi endlich die Aufmerksamkeit meiner Mutter, um welche sie schon vorher gebettelt hatte. Ich sah nur schmunzelnd dabei zu, wie meine Mama Kiwi fröhlich begrüßte und kraulte und diese das sichtlich genoss. Ich nahm meiner Mutter unterdessen ihre Sachen ab und wir gingen hinein.
„Ich habe dir das Gästezimmer fertig gemacht. Ich stelle deine Sachen erstmal da ab, okay?", fragte ich und lief bereits dorthin.
„Ja klar, danke", rief meine Mama, welche sich gerade Schuhe und Jacke auszog.
Als ich zurück war, gingen wir direkt in die Küche, um schonmal das Mittagessen zu kochen. Ich hatte mich für eine vegetarische Gnocchi-Gemüsepfanne entschieden und da meine Mama damit einverstanden war, begannen wir erstmal damit, das Gemüse zu schneiden.
„Es tut mir im Übrigen leid, das mit Basti und dir, Leni. Wenn ich was für dich tun kann, dann sag es mir. Ich kann mir nur vorstellen, wie es dir damit geht", sagte meine Mama mitfühlend, als wir am Kochen waren.
Ich sah sie entgeistert an. Ich hatte echt keine Ahnung, wie und warum, aber irgendwie gelangte meine Trennung bei mir ständig in den Hintergrund. Oft vergaß ich beinahe, dass wir vor kurzem noch zusammen waren. Unbewusst hatte ich echt ziemlich schnell damit abgeschlossen und mich meinem größeren Problem gewidmet. Mark.
Und das, obwohl Basti genauso gut der Vater sein konnte. Frustriert sah ich sie an.
„Ja, also ich...", versuchte ich es in Worte zu fassen. Ich wusste nicht, wie ich das erklären sollte. „Irgendwie habe ich schon mit ihm abgeschlossen, habe ich das Gefühl, auch wenn das ziemlich schnell ging. Da gibt es sowieso nur noch eine Sache, die uns überhaupt beieinander halten könnte", sagte ich seufzend. „Aber können wir später darüber reden? Lass uns lieber erstmal zu Ende kochen und essen." Meine Mutter nickte verständnisvoll und so widmeten wir uns wieder dem Essen.

Als wir später aufgegessen hatten, räumten wir unser Geschirr in die Spülmaschine und ich wurde langsam nervös. Meine Mama griff sanft nach meinem Arm.
„Alles gut, Leni. Egal, was du mir gleich erzählen wirst, ich bin mir sicher, es wird eine Lösung geben", versuchte sie mich zu beruhigen, während ich nur unsicher nicken konnte. Das hoffte ich schließlich auch inständig.
Ich ging Richtung Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Mama tat es mir gleich und nach ein paar Sekunden Schweigen versuchte ich den richtigen Anfang zu finden.
„Also, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll", lachte ich überfordert und schaute sie entschuldigend an.
Sie lächelte mir ermutigend. „Am besten, du beginnst ganz am Anfang", schmunzelte sie dann liebevoll.
Ich nickte schließlich und begann, den Verlauf der Dinge zu beschreiben, also zumindest versuchte ich das.
„Also, ich hatte herausgefunden, dass Basti mich betrogen hat und bin abgehauen, damit er Zeit hatte, seine Sachen zu packen. Ich bin dann verzweifelt irgendwie in eine Kneipe gelaufen." Ich atmete tief durch und sammelte ein wenig Kraft für den schweren Teil.
„Auf jeden Fall habe ich dort zufällig Mark getroffen und wir haben uns recht gut amüsiert, ein bisschen was getrunken, woraufhin er mich dann später nach Hause gebracht hat..."
Erneut musste ich kurz innehalten, um danach fortfahren zu können.
„Ich habe ihm dann von Basti erzählt und er ist noch mit hochgekommen. Irgendwie hat sich das dann so entwickelt, dass ich ihn geküsst habe, was sich dann wiederum weiter entwickelt hat...", sagte ich, wobei ich den letzten Teil fast flüsterte.
Ich schaute meine Mutter kurz an, aber sie lächelte mir nur zu. Mir war klar, dass sie das tat, um mich aufzumuntern und um mir zu zeigen, dass es nichts auf der Welt gäbe, was sie nicht zumindest versuchen würde, zu verstehen. Und das tat irgendwie gut.
„Mama", fing ich reflexartig an zu schluchzen. Die Gefühle nahmen gerade überhand und ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Sie kam zu mir und nahm mich in den Arm, tröstete mich, so gut das ging. Als ich mich dann nach ein paar Minuten wieder beruhigt hatte, wollte ich unbedingt fortfahren, um endlich die ganze Geschichte erzählt zu haben.
„Als ich am Morgen wach wurde, war er weg. Dann haben wir anschließend tagelang nicht miteinander geredet, weil ich ihn ignoriert habe, bis wir uns dann vor einer Aufzeichnung ausgesprochen haben." Meine Mama lächelte.
„Das klingt doch gut, dass ihr euch ausgesprochen habt und ihr wieder miteinander redet, oder nicht? Oder bist du noch sauer auf ihn?", wollte sie schließlich vorsichtig wissen. Unschlüssig schüttelte ich allerdings den Kopf.
„Ich bin nicht mehr sauer, wir haben alles geklärt", sagte ich und das meinte ich auch zu einhundert Prozent genauso.
„Und wir reden zwar wieder miteinander... Aber Mama, ich bin schwanger und weiß nicht mal, wer von beiden der Vater ist", sagte ich aufgebracht.
Nun war es also raus und meine Mutter wusste auch Bescheid.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt