(90) Träum' mich zur Tanne mit den Blätter so grün

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Montag, 23.12
Pov Lena
„Noch ein Stückchen weiter zum Fenster, sonst können wir nicht mehr richtig Fernsehen", wies ich Mark vom Sofa aus an, den Tannenbaum weiter nach links zu schieben.
Mark stöhnte, tat aber, was ich gefordert hatte. „Jetzt besser?", schmunzelte er, nachdem er die Position bereits zum fünften Mal verändert hatte.
„Mhm, so ist es perfekt."
Der Dezember war nur so an uns vorbeigerauscht und das, obwohl ich den Großteil des Monats zu Hause verbracht hatte. Dementsprechend war unsere Wohnung mit einem Dutzend selbstgebastelter Dekoration geschmückt, aber ich liebte das.
„Dann können wir ja jetzt schmücken", sagte ich euphorisch und stand bereits auf. Mark jedoch lachte.
„Lass mich alten Mann doch mal eine Pause machen", stöhnte Mark und ließ sich auf Sofa fallen. Ich lachte. Aber er hatte recht. Nachdem Mark den Weihnachtsbaum, welchen wir vor einer Woche gekauft und vorerst im Vorkeller gelagert hatten, in die Wohnung gebracht hatte, hatte er ihn sofort im Anschluss aufgestellt. Dann war er meinen Anweisungen gefolgt, während ich nur hatte zusehen können.
„Okay, dann mach du Pause und ich fange schon mal an", sagte ich und fischte bereits die erste Christbaumkugel aus dem Karton.
Es dauerte aber auch nicht allzu lange, bis Mark sich zu mir gesellte und sich um die Lichterkette kümmerte.
Bald darauf erhellte somit der geschmückte Baum die Wohnung und ich lag glücklich in Marks Armen. „Dann können wir ja jetzt schon mal den Tisch für morgen decken und den Rest vorbereiten." Mark lachte.
„Oder wir machen das morgen früh ganz entspannt und chillen uns heute nur noch mit Keksen, Kinderpunsch oder Tee und einem guten Weihnachtsfilm aufs Sofa. Was hältst du davon?", machte Mark einen Gegenvorschlag. Ich schlug ihm gegen die Brust.
„Du hast immerhin schon was gemacht heute. Lass mich wenigstens schon mal den Tisch decken."
„Na gut. Dann mache ich in der Zeit schon mal den Kinderpunsch warm und suche uns einen Film", stimmte Mark also schließlich zu.

Dienstag, 24.12
„Guten Morgen", murmelte Mark und hauchte mir einen Kuss in den Nacken, sobald er bemerkt hatte, dass ich wach wurde.
Sofort drehte ich mich lächelnd zu ihm, legte meinen Arm über seine Brust.
„Morgen", murmelte auch ich lächelnd. „Wir sollten aufstehen."
„Nah", machte Mark aber nur. „Ich will viel lieber noch hier mit dir liegen bleiben." Ich lachte.
„Würde ich auch sehr gerne, aber wenn wir entspannt den Tag überstehen wollen, ohne heute Abend zu verhungern, müssten wir bald schon anfangen, das Essen vorzubereiten", meinte ich aber und löste mich bereits von Mark.
„Außerdem kommt meine Mutter später und dann will ich auch nicht mehr die ganze Zeit in der Küche stehen müssen", ergänzte ich noch, ehe ich bereits aufstand und mir ein paar gemütliche Sachen aus dem Kleiderschrank suchte.
Mark folgte mir schließlich seufzend und so gingen wir kurz ins Badezimmer, um Zähne zu putzen, ehe wir dann frühstückten.
Und tatsächlich standen wir danach fast die gesamte Zeit in der Küche und kochten. Mir blieb noch schließlich noch ein wenig Zeit, mich umzuziehen und fertig zu machen. Denn auch wenn wir nur zu dritt ganz entspannt feierten heute, mochte ich es schon ein bisschen festlicher. Und so tauschte ich meine gemütlichen Klamotten gegen ein dunkelrotes Winterkleid und trug noch ein Make-up auf, dass ein bisschen mehr war, aber auch nicht zu viel, bis es schließlich an der Tür klingelte und meine Mama kam.
Für gewöhnlich verbrachte Mark Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage in Polen bei seiner Familie, aber wir hatten uns dieses Mal darauf geeinigt, dass meine Mama an Heiligabend zu uns kommen würde und wir zu dritt feiern würden.
Erst morgen würden wir alle zusammen nach Polen waren und dort eine Nacht bei Marks Familie übernachten. Dieses Jahr wurde wenigstens in der Nähe der deutschen Grenze gefeiert und so hatten wir nur eine Anreise von knapp zwei Stunden, sodass es tatsächlich möglich war, überhaupt zu kommen, obwohl ich inzwischen hochschwanger war.
„Ahh, hallo", begrüßte ich meine Mama sofort fröhlich. Mark kam dann auch schon aus der Küche. „Das Essen ist fertig gekocht oder zumindest vorbereitet und muss später nur noch in den Backofen und ich habe aufgeräumt", erklärte er mir kurz.
„Aber erstmal, hallo", schmunzelte er dann und umarmte meine Mama kurz zur Begrüßung, bevor diese dann eintrat.
Den gesamten Nachmittag verbrachten wir damit, Gesellschaftsspiele zu spielen und ein paar meiner Zimtsterne zu verdrücken. „Die schmecken ja fast wie bei deiner Oma", lobte Mama anerkennend. „Ich sage ja, ich hab die perfektioniert", lachte ich und auch Mark brach in Gelächter aus. Schließlich hatte er in letzter Zeit recht viel davon mitbekommen.
„Ich stelle langsam mal das Essen in den Backofen", unterbrach Mark schließlich eins unserer Spiele. Und da es sowieso mittlerweile schon recht spät war und wir nicht mehr so viel Lust hatten, beendeten wir das Spiel ganz.
„Das Essen war himmlisch, wirklich, aber jetzt bin ich mehr als satt", seufzte meine Mutter später am Abend genüsslich, aber auch wir beide nickten. Irgendwie war das normal an Weihnachten, dass man immer zu viel aß, aber das passierte eben schnell, wenn das Essen so gut war.
„Wollen wir mit Kiwi einen kleinen Verdauungsspaziergang machen, bevor wir zur Bescherung übergehen?", fragte ich und erhielt sofort Zustimmung. So deckten wir also alle zusammen den Tisch ab, schlüpften in unsere Wintermäntel und gingen eine Runde um den Block. Allzu lange gingen wir aber nicht, da es definitiv zu kalt war und ich mittlerweile auch keine so weiten Strecken ohne zu große Anstrengung gehen konnte.
Zurück in der Wohnung setzten wir uns neben dem Weihnachtsbaum aufs Sofa. Die Geschenke hatten wir vorhin in einer ruhigen Minute schon unter dem Baum platziert, aber alles in allem waren es auch wenige, weil wir alle der Meinung waren, dass Kleinigkeiten völlig ausreichend waren.
„Oh wow, wo hast du die den her?", staunte Mark nicht schlecht, als er die Schallplatte ausgepackt hatte, die er schon lange gesucht hatte. „Ich hab die zufällig in einem Second-Hand-Laden hier in Berlin gefunden, als ich die Tage durch die Stadt geschlendert bin und musste sofort an dich denken", lächelte. Anscheinend hatte ich genau seinen Geschmack getroffen.
Von Mark bekam ich ein hochwertig aussehendes Massageöl, was mich grinsen ließ. „Das ist Teil eins", lächelte er. „Teil zwei kommt noch", ergänzte er verlegen.
Neugierig blickte ich zu ihm, aber er lachte. „Alles zu seiner Zeit."
„Och, danke", bedankte sich auch meine Mutter, als sie unser Geschenk ausgepackt hatte. Wir hatten ihr ein Wochenende mit uns in Holland geschenkt. Wenn es wieder wärmer wurde und Emilia und wir uns eingefunden haben und sie alt genug wäre, würden wir im Frühling oder Sommer nächstes Jahr ein paar schöne Tage mit ihr dort verbringen.
Meine Mama schenkte uns eine Spieluhr, auf welcher man selber was aufnehmen konnte. „Ich dachte, das ist ganz passend, weil ihr ja beide Musik macht und ihr Emilia so was aufnehmen könnt und sie zum Einschlafen eure Stimme hören kann."
Ich lächelte. Das war so typisch. Mama und ich hatten noch nie viele Geschenke zu Weihnachten gehabt, aber eins musste man ihr lassen. Alles, was sie schenkte, war durchdacht.

Ein bisschen verspätete Weihnachtsfeelings🎄😂

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt