(86) Hin und her und machen Listen leer

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Mittwoch, 13.11
Pov Lena
„Und dann bitte hier noch eine Unterschrift", sagte der Mann und schob uns die Unterlagen zu und gab uns einen Kugelschreiber, sodass wir nacheinander das Formular unterschreiben konnten.
„Und das war's auch schon. Herzlichen Glückwunsch, jetzt sind sie auch offiziell der Vater ihres Kindes", sagte der Mann zu Mark. „Wir leiten das alles weiter, sodass sie sich keine Sorgen machen müssen wegen der Geburtsurkunde. Der Name des Vaters wird jetzt draufstehen, sobald es so weit ist."
„Vielen Dank und einen schönen Tag noch", verabschiedeten wir uns und verließen kurz darauf das Amt und traten in die Kälte.
„Wir hatten wirklich Glück, dass das alles noch geklappt hat so kurzfristig", meinte Mark und ich nickte. Erst vor ein paar Wochen hatten wir herausgefunden, dass wir, am besten noch vor der Geburt, zum Amt gehen mussten für eine Vaterschaftsanerkennung. Und eigentlich sollte man sowas schon viel früher in der Schwangerschaft tun, was wir allerdings nicht getan hatten, da wir das gar nicht so richtig auf dem Plan gehabt haben. Hätten wir das alles so geplant gehabt, hätten wir uns mit Sicherheit auch früher informiert.
Erstmal setzten wir uns dann aber ins einigermaßen warme Auto, wärmten uns auf und machten uns auf den Weg zum nächsten Termin. Heute stand wirklich Listen abarbeiten auf dem Plan und so folgte nach dem Termin beim Amt noch ein, zum Glück ebenfalls kurzer, Termin beim Jugendamt. Wir hatten uns entschieden, das geteilte Sorgerecht zu beantragen und es war schwer genug gewesen, da noch einen Termin zu bekommen, weshalb wir den einzigen freien Termin liebend gerne angenommen hatten.

Zurück zu Hause setzte Mark sich ein bisschen ans Klavier, um ein wenig herumzuklimpern, während ich mich dazu entschieden hatte, in der Küche zu verschwinden, um zu backen. Immerhin begann schon bald die Adventszeit, auch wenn ich das kaum glauben konnte, aber so war es längst Zeit für Weihnachtsgebäck.
„Darf man helfen?", dauerte es auch nicht lange, bis Mark ebenfalls in die Küche kam und sich mir anschloss. „Gerne", lächelte ich. „Der Teig ist fertig und ich muss die Sterne jetzt gleich ausstechen", klärte ich ihn über meinen Fortschritt auf.
„Dann nichts wie her mit dem Nudelholz", sagte Mark und schob mich sanft mit der Hüfte ein Stück zur Seite, um sich etwas Platz an der Küchenzeile zu verschaffen. Ich lachte nur über seine Euphorie und begann unterdessen schon einmal, die Ausstecher für die Zimtsterne herauszuholen.
„Ich bin jetzt schon wieder total euphorisch, was die Adventszeit angeht. Das ist jedes Mal aufs Neue so schön, wenn alles im Dunkeln leuchtet und man in diese gemütliche Atmosphäre eintauchen kann, egal wo man hinkommt, weil einfach alles irgendwie geschmückt ist", schwärmte ich und merkte kaum, wie ich in meinen Tagträumen versank.
Erst Marks sanfter Kuss auf meinen Scheitel und wie er mich langsam an sich zog, ließen mich wieder im Hier und Jetzt ankommen. Mark schmunzelte.
„Dann müssen wir wohl bald mal hier dekorieren. Hast du dein Zeug im Keller oder hier in der Wohnung?", fragte er.
Ich seufzte genervt. „Keller", antwortete ich dann. „Wahrscheinlich hätte ich sonst schon vor ein paar Tagen alles dekoriert, aber ich darf die Kisten ja nicht mehr tragen."
Mark lachte. „Du hättest auch was sagen können, dann hätte ich sie dir rauf geholt. Soll ich sie später schon mal hochholen? Sie können ja erst ins Büro und wenn du oder wir dann Lust haben, zu dekorieren, sind sie wenigstens schon mal oben."
Ich nickte zustimmend. Das war eine gute Idee.
Schließlich begannen wir dann aber, die Sterne aus dem Teig, den Mark inzwischen ausgerollt hatte, auszustechen und schoben diese anschließend in den bereits vorgeheizten Backofen.
„Und was machen wir jetzt in der Zwischenzeit?", fragte ich mit einem eindringlichen Blick, welcher Mark fixierte, der gerade noch die Arbeitsfläche abgewischt hatte.
„Ich hätte da so eine Idee", raunte er, machte einen Schritt auf mich zu und legte die Hände an meine Taille. „Was hältst du davon?", flüsterte er und küsste mich, aber nur ganz kurz. „Ich schätze, das ist eine gute Idee", antwortete ich flüsternd, als Mark seine Lippen schon wieder auf meine drückte. Der Kuss war kaum länger als der vorherige, allerdings löste er seine Lippen dieses Mal nicht wieder so schnell von meiner Haut, wie noch zuvor.
Stattdessen wanderten seine Lippen, ganz langsam und liebevoll an meinen Hals, wo er immer wieder sanft an meiner Haut saugte. Mir entwich ein Stöhnen und ich ließ den Kopf in den Nacken fallen, um ihm mehr Raum zu bieten, wollte seine Berührungen nicht mehr missen.
Vorsichtig ließ ich meine Arme, welche ich um seinen Oberkörper geschlungen hatte, nach oben wandern. Meine Hände fanden ihren Platz in seinem Nacken und ich zog seine Lippen sanft wieder auf meine. Ein Feuerwerk der Gefühle raste wie so oft durch meinen Körper. Und es war ein schönes Gefühl, eines der schönsten, die ich kannte. Vielleicht war es sogar das schönste Gefühl, dass ich jemals gespürt hatte.
Erst die Uhr des Backofens brachte uns zurück aus unserem kleinen Universum und direkt wieder hinein in die Küche. Unverändert standen wir da, wie noch vor einiger Zeit. Ich gegen die Küchenzeile gelehnt, Mark vor mir. Einen Moment brauchten wir noch, um die Gefühle zu verarbeiten, die da gerade entstanden waren und am liebsten hätten wir auch einfach da weitergemacht, wo wir vom Timer auseinander gerissen wurden, aber wir mussten uns um die Zimtsterne kümmern und das war mindestens genauso wichtig.
„Sind die noch warm?", fragte ich Mark nach einiger Zeit, während ich den Zuckerguss anrührte und deutete auf die Zimtsterne, die wir zum Abkühlen auf ein Rost gelegt hatten. „Ein bisschen", antwortete er, nachdem er die Temperatur gefühlt hatte.
„Ok, dann machen wir den Zuckerguss jetzt aber trotzdem schon drauf." Einmal rührte ich den Zuckerguss noch um, ehe ich begann die Sterne einen nach dem anderen sorgfältig mit diesem einzustreichen. Mark beobachtete mich grinsend von der Seite, weshalb auch ich nicht anders konnte, als ebenfalls zu grinsen. „Was ist?", fragte ich.
„Weiß ich nicht. Ich gucke dich nur einfach gerne an und schaue dir gerne zu." Geschmeichelt musste ich noch ein Stück breiter grinsen.
Am späten Nachmittag hatten wir die Küche wieder aufgeräumt und verzogen uns mit einem Teller voller Zimtsterne aufs Sofa. „Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen Hunger ich auf diese Dinger habe", stibitzte ich mir direkt einen vom Teller und schob ihn mir genüsslich zwischen die Lippen.
Auch Mark schnappte sich einen, während er am Fernseher einen Film startete. „Wow, die sind wirklich richtig gut", staunte er einen Augenblick später.
Grinsend wandte ich mich ihm zu. „Ist ein Familienrezept von Oma. Jeder hat es und trotzdem schmecken sie bei Oma am besten und ich frage mich bis heute, warum das so ist", lachte ich. „Letztes Jahr habe ich dann beschlossen, die Dinger zu perfektionieren, bis sie nah genug an Omas herankommen und na ja, das ist mein Ergebnis."
Mark grinste. „Die Arbeit hat sich definitiv gelohnt, die sind göttlich. Und wenn die schon so gut sind, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie gut die von deiner Oma sein müssen", lobte Mark. Wortlos kuschelte ich mich daraufhin glücklich in seinen Arm, zog die dünne Wolldecke etwas höher und begann mich auf den Film zu konzentrieren.

Da das hier das letzte Kapitel vor Weihnachten ist, wünsche ich euch schöne Weihnachtsfeiertage, genießt die Zeit🎄☺️

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt