(30) Sind das in deinen Augen etwa Tränen?

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Montag, 13.05
Pov Lena
Als ich am Morgen aufwachte, hatte ich plötzlich richtig starke Kopfschmerzen und musste erstmal zur Küche gehen, um eine Kopfschmerztablette zu nehmen. Also ging ich direkt vom Bett aus zu meinem Medikamentenschrank in der Küche. Warum musste ich ausgerechnet heute mit so starken Kopfschmerzen aufwachen?
Ich war der vollen Überzeugung gewesen, dass heute ein schöner Tag anstand, weil heute endlich die Battlesongs für The Voice Kids mitgeteilt wurden, nachdem wir die Aufzeichnungen der Blinds erfolgreich hinter uns gebracht hatten. Direkt im Anschluss standen die ersten Proben an.
War ja klar, dass es mir ausgerechnet heute, direkt nach dem Aufstehen schon so mies gehen musste. Wie sollte es auch anders sein?

Ein paar Stunden später betrat ich das Studiogelände.
Irgendwie war mir heute besonders mulmig zumute bei dem Gedanken, mit Kindern zu arbeiten, da ich heute im Gegensatz zur letzten Aufzeichnung ganz genau wusste, dass ich schwanger war. Alles erinnerte mich immer und immer wieder daran.
Ich ging in meine Garderobe und ließ mich erstmal aufs Sofa fallen. Irgendwie würde ich diesen Tag schon meistern. Nur wie? Das stand immer noch in den Sternen.
Wie aus dem Nichts kamen mir die Tränen und da ich sowieso schon immer überemotional war, kam das irgendwie nicht wirklich überraschend. Da heute aber ohnehin nur Bella und später noch Phili dazu kamen und ich gerade allein war, musste ich meine Tränen auch nicht zurückhalten und konnte meinen Emotionen noch einmal freien Lauf lassen.

Irgendwann klopfte es und da ich nur Bella erwartete, antwortete ich auch direkt. „Ist offen."
Ich stand auf und ging zum Tisch, um mir ein Glas Wasser zu holen und mich wieder ein wenig zu beruhigen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalten würde, Mark fast jeden Tag zu sehen und ihm nichts sagen zu können, aber es ging einfach nicht. Es war unmöglich, ihm davon zu erzählen.
Plötzlich legte sich eine Hand um meine Schultern und als ich nach links schaute, merkte ich, dass es nicht Bella war, welche gekommen war, sondern Mark. Na toll, ist ja nicht so, als würde man mir meinen derzeitigen Zustand gerade nicht ansehen können.
Für ein paar wenige Sekunden sah ich Mark in die Augen, länger hielt ich es nicht aus. Natürlich hatte er sofort gesehen, dass ich geweint hatte. Ich wandte mich ab und setzte mich zurück aufs Sofa.
Was sollte ich ihm nun schon wieder erzählen? Klar, dass er gleich wissen wollen würde, was los wäre. Ein Wunder, dass er überhaupt noch die Geduld hatte sich das zu fragen, wo ich ihn die letzten Male, als er das gefragt hat, doch so abgewimmelt habe.
Mark setzte sich jedoch neben mich und zog mich in seine Arme.
„Normalerweise bin ja immer ich der, der nicht über seine Gefühle sprechen will. Aber eben deshalb kann ich vielleicht sogar verstehen, dass man vieles erstmal mit sich selbst ausmachen muss. Aber du weißt ja, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn etwas ist. Das habe ich dir in letzter Zeit ja ziemlich oft gesagt", schmunzelte er und hielt mich einfach fest.
Ich nickte und hielt es mit jeder Sekunde weniger in seiner Nähe aus. Es machte mich wahnsinnig, dass ich nicht wusste, wann und wie ich ihm von der Schwangerschaft erzählen sollte. Ich musste ihn also schon wieder abwimmeln und ich war heilfroh als dann endlich Bella kam, welche meinen Blick sofort deuten konnte und Mark indirekt hinausbat. Ich atmete tief durch. „Danke."
„Kein Ding, aber meinst du nicht, du solltest langsam mit ihm reden?", fragte sie und holte ihrem Laptop hervor.
„Ja ich weiß, aber ich will eigentlich erst mit Basti reden... Weißt du was, das mache ich jetzt auch. Habe ich heute Nachmittag noch irgendwelche Termine? Nein, oder?", fragte ich im Eifer des Gefechts, aus voller Überzeugung, es zumindest ihm so bald wie möglich zu erzählen.
Bella schüttelte den Kopf. „Ne, also heute Nachmittag hast du frei. Willst du es Basti heute sagen?" Ich zögerte, aber ich wusste ja, dass ich es nicht ewig verschweigen konnte.
„Ja, ich denke, ich werde ihn anschreiben und fragen, ob er heute Nachmittag vorbeikommen kann. Ich hoffe, ich schaffe das", murmelte ich. Bella kam zu mir aufs Sofa und nahm mich seitlich in den Arm, strich sanft über meinen Rücken.
„Natürlich schaffst du das. Willst du allein mit ihm sprechen oder soll ich dabei sein?"
„Ich denke, das muss ich allein schaffen. Aber du könntest heute Abend gerne vorbeikommen und mich ablenken. Kommt darauf an, wie er reagiert", sagte ich und Bella strich mir weiterhin über den Rücken.
„Klar, ich komme später noch vorbei, wenn du mir nachher schreibst." Dankbar sah ich Bella an.
„Danke, ich werde dann wohl mal Basti schreiben." Bella lächelte mir ermutigend zu, ehe ich nach meinem Handy griff und ihm schrieb.

Hallo Basti,
Bevor du jetzt sofort denkst, ich will unsere Beziehung zurück, ich weiß, dass es vorbei ist. Aber ich möchte noch einmal mit dir reden. Es ist wichtig. Denkst du, du hast heute so gegen fünf Zeit und kannst vorbeikommen?
Lena

Tatsächlich dauerte es nicht lange und Basti hatte zugesagt. Zwar schien er sich ein wenig zu wundern, aber da ich gesagt hatte, es wäre wichtig, hatte er zugesagt.

„Ich kann das nicht, Bella", jammerte ich, nachdem die Proben gegen halb vier zu Ende waren und mir das Gespräch unmittelbar bevorstand. Bella sah mich ein wenig mitleidig an.
„Du schaffst das. Soll ich doch dabei sein?"
Ich schüttelte den Kopf. Das musste ich wohl oder übel allein schaffen, auch wenn es schwer werden würde. Schließlich war er mir fremdgegangen und hatte womöglich schon eine neue Freundin, während ich schwanger von ihm oder einem meiner besten Freunde und Kollegen war. Schwierige Situation.

Im nächsten Kapitel redet Leni erstmal mit Basti und ab dem Kapitel danach gibt es einen Zeitsprung✌🏻

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt