(23) Tut mir leid

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Dienstag, 07.05
Pov Mark
Ach, hatte sie es sich doch anders überlegt? Eigentlich war ich echt genervt und wollte gar nicht unbedingt mit ihr reden, aber vielleicht hatte sie auch einen vernünftigen Grund und ich reagierte voreilig. Deshalb zögerte ich dann nicht lange, da wir uns gerade ausgesprochen hatten und ich wissen wollte, warum sie meinen Anruf abgeblockt hatte. Ich lief zuerst in den Nachbarraum, um ungestört zu sein, ehe ich abhob.
„Hi", begrüßte ich sie neutral. Vom anderen Ende kam ein Seufzen.
„Ach, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht abblocken, ich musste nur nachdenken. Es tut mir wirklich leid, weil ich mir gut vorstellen kann, dass es falsch herübergekommen ist, aber es ist nicht deine Schuld", sagte sie sofort unsicher, aber direkt.
„Alles gut, Leni. Magst du darüber reden, also worüber du nachgedacht hast? Wir haben zwar gerade erst wieder angefangen miteinander zu reden, aber du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du mich brauchst", bot ich an.
„Ja, ich weiß. Aber ich kann einfach noch nicht darüber reden. Ich denke, ich brauche noch ein wenig Zeit", erwiderte sie eher schüchtern und verhalten.
„Alles gut. Solange unser Kontakt nicht wieder abbricht, kannst du dir so viel Zeit nehmen, wie du willst und brauchst."
„Danke. Ich bin wirklich froh, dich zu haben. Danke, dass du mir die Zeit gibst, die ich brauche", sagte sie und ich konnte sie lächeln hören.
„Ich kenne das ja von mir, wenn man nicht sofort über alles reden kann, also mach dir keine Sorgen. Aber hast du vielleicht mal Lust, dich die Tage mit mir zu treffen? Wir könnten was essen gehen oder etwas zusammen kochen, was auch immer", fragte ich sie nun, was ich ursprünglich vorschlagen wollte.
„Ja klar, wie wäre es mit Donnerstag, also übermorgen? Morgen bin ich schon mit Bella verabredet, aber Donnerstag würde mir passen oder musst du da arbeiten oder hast schon was vor?", fragte sie nun, nachdem es einen Moment still war und sie hörbar in ihren Kalender geblättert hatte.
„Nein, also bisher habe ich da noch nichts vor und wenn wir das jetzt fest machen, halte ich mir den Tag frei."
„Ja, also von mir aus Donnerstag und ich würde lieber zusammen mit dir kochen, als irgendwo hinzugehen. Ich habe echt aktuell nicht so den Nerv dazu von Leuten angesprochen zu werden, wenn wir essen gehen würden", schmunzelte sie.
„Dann gehen wir nicht essen, sondern kochen zusammen. Ist ja auch vollkommen in Ordnung und macht wahrscheinlich auch mehr Spaß, zumindest mit dir", antwortete ich ehrlich.
„Ja, essen gehen ist auch mal schön, aber kochen macht definitiv mehr Spaß, wenn man es zusammen macht. Wo wollen wir uns treffen?", fragte Lena.
„Das ist mir egal, aber wenn du meinst, dass du morgen keine Zeit hast, könnte ich ja schon mal einkaufen gehen und du kommst zu mir. Allerdings könnte ich die Sachen auch genauso gut mit zu dir bringen", zählte ich die zwei Möglichkeiten auf.
„Mir egal. Was passt dir besser?", fragte Lena mich.
„Soll ich zu dir kommen? So gegen Mittag vielleicht? Dann könnten wir zusammen kochen. Ich bin da relativ offen, ich habe ja wie gesagt nichts vor."
„Ja, das würde passen. Ich freue mich", sagte Lena noch lächelnd, was ich deutlich heraushörte.
Ich erwiderte, ebenfalls lächelnd. „Ich freue mich auch und vor allem darauf, dass wir uns mal wieder treffen. Bis Donnerstag", verabschiedete ich mich.
„Ciao", sagte Lena noch, ehe wir auflegten.

Ich ging zurück zu Nitti in den Aufenthaltsraum und fragte ihn, ob wir loskonnten. Er schaltete den Computer aus und nickte.
„Ist alles ok? Also wegen des Anrufes eben, du sahst nicht so erfreut aus", fragte er, als wir uns auf den Weg machten.
„Ja, alles okay. Es war nur ein bisschen viel los in letzter Zeit, aber das legt sich gerade alles wieder und ich will auch nicht darüber reden. Lass uns jetzt erst mal etwas vom Bäcker holen. Ich hab langsam echt richtig Hunger", lachte ich und das erste Mal seit ein paar Stunden ging es mir wirklich wieder richtig gut.
„Ich kriege langsam auch richtig Hunger, aber wir haben ja heute zum Glück schon viel geschafft und können gleich noch so eine Stunde oder so machen und dann in den Feierabend gehen."
„Klingt gut, ich muss noch einkaufen. Wobei ich das auch morgen machen könnte, aber dann hätte ich heute Abend nichts mehr zu essen, was auch nicht so toll wäre, weil ich keine Lust habe zu verhungern", überlegte ich daraufhin lachend, ehe ich wieder an Lena dachte und mir auffiel, dass wir gar nicht besprochen hatten, was wir denn kochen wollten. Da ich Lena aber mittlerweile schon eine sehr lange Zeit kannte, war ich mir sicher etwas zu finden, wovon ich wusste, dass sie es gerne aß.
Allerdings wusste ich bis jetzt noch überhaupt nicht was und das sollte ich mir bis spätestens morgen Abend überlegt haben. Mal wieder machte ich mir vermutlich zu viele Gedanken.
Als ich plötzlich bemerkte, dass Nitti bereits Kopf schüttelnd, aber lächelnd vor dem Gebäude stand, in dem der Bäcker lag und auf mich wartete, wurde es ein wenig unangenehm, da die Gedanken an Lena in meinem Kopf alles andere ausblenden ließen. Etwas unangenehm berührt wandte ich mich ihm zu und wir betraten den Laden gemeinsam. Ich hoffte wirklich sehr, dass Nitti mich nicht auf diesen Moment ansprach, aber eigentlich wusste auch er, als ein langjähriger Freund, dass ich vermutlich sowieso nichts dazu sagen würde und schon gar nicht alles.

Auf dem Rückweg schwiegen wir, was mir auch recht war, da ich so eine weitere Gelegenheit hatte, über unser Abendessen am Donnerstag nachzudenken und Nitti mir so keine Fragen zu meinem doch auffälligen Verhalten stellte.
Wir hatten uns zwei Stücke Kuchen und zwei Croissants, welche wir auf dem Rückweg aßen, gekauft, weil wir nicht mehr so lange warten wollten, bis wir im Studio unseren Kuchen essen konnten.
So neigte sich also ein Tag dem Ende zu. Wir gingen zurück ins Studio, aßen unsere Croissants und den Kuchen, arbeiteten noch eine gute Stunde und verabschiedeten uns danach, um nach Hause zu fahren.
Insgesamt war es ein recht erfolgreicher Tag, auch wenn sich dies anfangs nicht so angefühlt hatte. Ich hatte letztendlich doch mit Lena geredet, obwohl ich am Anfang des Tages sauer auf sie gewesen war, da sie mich erneut abgeblockt hatte. Scheinbar hatte das alles aber eine einfache Erklärung, für welche sie Zeit brauchte, und wir hatten uns ja sogar für Donnerstag verabredet. Alles war also wieder gut, oder zumindest in Ordnung.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt