(72) Einfach rausgehen, gucken, wohin es uns treibt

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Freitag, 26.07
Pov Lena
Zufrieden betrachtete ich mich nach einer wohltuenden Dusche im Badezimmerspiegel. Ich hatte leichtes Make-up aufgelegt und meine Wimpern getuscht, aber es sah immer noch natürlich aus. Nachdem ich mir selbst ein breites Lächeln geschenkt hatte, kramte ich einen passenden Lipliner und Lippenstift aus meiner Chaos-Schublade und beschloss, dass ich diese dringend bald mal wieder aufräumen musste. Leise drang Musik aus meiner Box im Badezimmer in meine Ohren. Glücklich grinste ich mich durch den Spiegel an, ehe ich das Handtuch ablegte und in mein kurzes schwarzes Kleid schlüpfte. Ich verließ das Badezimmer und lief geradewegs ins Wohnzimmer, wo Mark bereits darauf wartete, dass wir loskonnten.
„Guck mal", machte ich Mark auf mich aufmerksam und drehte mich zur Seite, sobald ich vor ihm stand. Mit einer schützenden Hand auf meinem Bauch präsentierte ich ihm stolz die mittlerweile deutlich zu erkennende Wölbung. Allzu lange würde ich die Schwangerschaft nicht mehr geheim halten können. Grinsend betrachtete Mark mich, ehe er die Hand ausstreckte und mir sanft über den Bauch strich.
„Na, du kleiner Schatz", redete er mit meinem Bauch, während er ihn sanft streichelte. „Machst du deiner Mama Ärger oder bist du heute lieb?", fragte er mit einem Lächeln.
Wir hatten es uns gestern Abend, als wir uns nach einem Studiotag noch getroffen haben, auf dem Sofa gemütlich gemacht und zufällig im Internet gelesen, dass das Baby mittlerweile Stimmen wahrnehmen konnte. Seitdem gab es immer wieder kleine Momente, in denen einer von uns sich mit meinem Bauch unterhielt. Das mag ein bisschen komisch aussehen, aber ich liebte das. Ich liebte es, wie liebevoll Mark mit mir und der ganzen Situation umging.
„Ich bin richtig happy, dass ich mittlerweile langsam einen sichtbaren Babybauch bekomme. Das macht es irgendwie realer", teilte ich lächelnd meine Gedanken. Mark nickte zustimmend.
„Und das Kleid!", staunte er und wedelte sich lachend etwas Luft zu. Ich stieg mit in sein Lachen ein und schlug ihm spielerisch gegen die Schulter. Aber er hatte recht. Das Kleid war hauteng und schmiegte sich perfekt an meinen Körper.
„Du siehst wunderschön aus... Und richtig heiß", ergänzte Mark. Grinsend konnte ich beobachten, wie sein Gesicht einen leichten Rotton annahm, der sich auch auf meine Wangen übertrug.
„Findest du?", fragte ich, woraufhin Mark nur noch nicken konnte.
„Bist du so weit?", fragte er und stand vom Sofa auf. Ich nickte.
„Wow, von nahem bist du noch viel schöner", sagte Mark und küsste mich. Lächelnd vertiefte ich den Kuss und schlang meine Arme um seinen Nacken. Auf Zehenspitzen streckte ich mich ihm entgegen und seufzte in den Kuss.
„Habe ich dir schonmal gesagt, wie sehr ich deine Sommersprossen liebe?", flüsterte Mark mir zu, musste kaum lauter reden. Noch immer stand ich auf Zehenspitzen, um ihm auf Augenhöhe zu begegnen.
„Im Sommer sind die immer stärker da, aber dieses Jahr sind sie glaube ich durch die Schwangerschaft noch mehr als sonst", grinste ich. „Umso besser, wenn dir das auch so gefällt", ergänzte ich noch zwinkernd. Ich löste mich von ihm und schlüpfte im Flur in meine weißen Sneaker.
„Hast du meine Handtasche gesehen?", fragte ich Mark, welcher nun auch in den Flur trat, in seiner Hand die besagte Handtasche. Ich lachte. „Ok, du bist ein Schatz."Auch Mark lachte.
„Ich kenne dich und weiß, wie du dich manchmal in deinem eigenen Chaos verlierst und nichts mehr wieder findest", zwinkerte er. Manchmal vergaß ich tatsächlich, dass er mich in den letzten Jahren besser kennengelernt hatte als die meisten anderen meiner Freunde. Jetzt auch noch auf eine andere Art und Weise und das war irgendwie aufregend. Mit einem Lächeln auf den Lippen gab ich ihm noch einen Kuss, bevor ich nach meiner Tasche griff und wir in den Tag starten konnten. Wir wollten heute mal wieder außerhalb frühstücken gehen, wie wir es vor ein paar Jahren, am Anfang unserer Freundschaft, oft gemacht hatten.
Rundum glücklich griff ich Marks Hand, als wir so durch die Straßen Berlins schlenderten, auf der Suche nach einem Café oder einer Bäckerei mit der Möglichkeit zu frühstücken. Überrascht sah Mark mich an, als ich meine Finger mit seinen verschloss.
„Willst du das? Es könnte uns jemand sehen und morgen sind wir auf jeder Titelseite", gab Mark vorsichtig zu bedenken.
Ich seufzte sofort und zog meine Hand zurück. „Du hast recht. Darüber sollten wir vielleicht nochmal reden." Mark stimmte mir zu, ehe er auf ein Café ein paar Häuser weiter zeigte, für welches wir uns anschließend auch entschieden.
Zu meiner großen Erleichterung gab es dort tatsächlich entkoffeinierten Hafercino, sodass wir bald darauf beide eine dampfende Tasse Kaffee, sowie ich eine Frühstücksbowl und Mark zwei Brötchen vor uns stehen hatten. Eine Weile saßen wir stillschweigend dort und genossen unser etwas verspätetes Frühstück.
„Können wir nochmal über vorhin reden?", traute ich mich schließlich zu fragen. Keinesfalls wollte ich die entspannte Stimmung zerstören, aber das Thema brannte mir auf der Seele und jetzt schien mir kein schlechter Moment zu sein. Der Laden war nicht voll und so würde niemand etwas von unserem Gespräch mitbekommen. Marks Blick nach zu urteilen, wusste er auch sofort, was ich meinte, und nickte.
„Findest du nicht, dass es egal ist, ob wir nun einfach nur nebeneinander laufen oder ob meine Hand dabei in deiner liegt? Wenn wir fotografiert werden, hageln sowieso Artikel auf uns ein, besonders auf mich", sagte ich und deutete auf meinen Bauch.
„Ich bin glücklich, Mark und ich will das zeigen und mich normal verhalten dürfen, ohne großartige Einschränkungen. Ich will ja auch nichts in den sozialen Medien preisgeben, aber findest du nicht, wenigstens wenn wir gemeinsam privat draußen unterwegs sind, können wir uns verhalten, wie jedes andere Paar es auch tut?" Einen Moment lang blieb es still. Mark hielt kurz inne
„Ok", sagte er dann und griff demonstrativ nach meiner Hand, die still auf dem Tisch lag. Ungläubig sah ich ihn an, hätte gedacht, mehr Überzeugungsarbeit leisten zu müssen.
„Was?", lachte er. „Ich bin auch glücklich und von mir aus lass es uns unserer näheren Umgebung zeigen. Wir müssen ja nicht direkt zusammen in riesigen Menschenmassen so auftauchen, wo jederzeit jemand mit einer Kamera lauern könnte, aber so wie heute ist schon ok für mich", schlug er einen Kompromiss vor, mit welchem ich mehr als zufrieden war.
„Danke", lächelte ich ihn an.
„Für dich immer", lächelte er zurück.


Vielleicht hat der ein oder andere gemerkt, dass letzte Woche nicht wie passend im Rhythmus ein Kapitel kam. Das lag daran, dass ich es irgendwie zeitlich einfach nicht geschafft habe, eins zu schreiben. Erst wurde ich krank und dann war ich übers Wochenende weg.
Vielleicht kommt dafür aber schon nächste Woche ein neues, bevor es dann im Zwei-Wochen-Rhythmus weitergeht.
Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch und es passiert bald wieder etwas mehr, I swear☺️

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt