(43) Bei dir kann ich meine Schwächen zeigen

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Dienstag, 04.06
Pov Lena
Das Abendessen lief, wie bereits erwartet, recht angespannt. Marks Mutter schien dem Rest der Familie zwar noch nichts erzählt zu haben, dafür war sie aber, meiner Wahrnehmung nach, stiller, als ich sie sonst bisher eingeschätzt hatte. Ich mied größtenteils ihren Blick, aus dem einfachen Grund, dass mir die gesamte Situation unangenehm war. Ich war hier, bei einem Familientreffen von Marks Familie und fühlte mich zunehmend unerwünscht. Nicht von Marks Familie, die wussten ja bis auf Natalie nichts, aber von seiner Mutter, welche mit uns kein einziges Wort wechselte. So kam es auch, dass wir nicht mehr allzu lange am Tisch sitzen blieben, sondern stattdessen nach oben gingen.
„Mark – ich denke, wenn es morgen nicht besser wird, werde ich abreisen. Ich will nicht, dass durch mich die Stimmung bei eurem Familientreffen so heruntergezogen wird, weil deine Mutter nicht mit uns reden will. Vielleicht will sie dann ja wenigstens mit dir reden", meinte ich seufzend, nachdem wir wieder in unserem Zimmer angekommen waren. In der Zwischenzeit hatte ich mich aufs Bett gesetzt, was Mark nun auch tat. „Hey, wenn du gehst, gehe ich auch. Ich lass dich doch nicht aus Polen, wo du dich nicht wirklich auskennst, alleine abreisen", erwiderte Mark, während seine Hand mir über den Rücken streichelte. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, du solltest bei deiner Familie bleiben. Wir haben doch sowieso beide durch unsere Arbeit so selten Zeit für sie. Die Zeit jetzt solltest du wirklich nutzen." Unglücklich über meine Entschlossenheit sah Mark mich an. Er seufzte. „Ich schätze, ich kann dich sowieso nicht davon abbringen, oder? Jedenfalls lasse ich dich nicht Hals über Kopf alleine abreisen. Es stimmt, ich sollte die Zeit mit meiner Familie nutzen, aber ich habe eben auch nur weniger als neun Monate, um dir die Schwangerschaft so angenehm wie möglich zu gestalten und da will ich auch für dich da sein", meinte er und wurde zum Ende des letzten Satzes leiser. Seine Wangen nahmen ein zartes Rosa an, was ich nur mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm, ehe ich ihn einfach umarmte. „Danke – für alles." Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, ihm das mal zu sagen, auch wenn ich das wahrscheinlich in letzter Zeit des Öfteren getan hatte. Darauf erwiderte er nichts mehr, außer, dass er die Umarmung einen Augenblick verstärkte, ehe wir uns lösten. „Wollen wir schlafen gehen?", fragte Mark, nachdem wir uns aus der Umarmung gelöst hatten. Ich nickte. Also gingen wir nacheinander ins Bad, um uns umzuziehen und Zähne zu putzen.

Pov Mark
Nachdem ich im Bad gewesen war, ging ich zurück ins Zimmer. Lena lag schon im Bett und starrte an die Decke. Natalie schien noch nicht ins Bett zu gehen, was auch nicht wirklich verwunderlich war, da es erst kurz nach 21 Uhr war. Ich setzte mich auf meine Matratze und schaute zu Lena. „Alles gut?" Seit ich ins Zimmer gekommen war, hatte sie sich noch nicht wirklich gerührt. Sie schien in Gedanken zu sein und dabei einfach in die Luft zu starren. „Mhm?", fragte sie deshalb auch, nachdem sie vernommen hatte, dass ich etwas gesagt hatte und schaute zu mir. „Ob alles gut ist?", wiederholte ich also meine Frage. Eine Sekunde lang schwieg sie. „Keine Ahnung, ich – Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich nicht so, als könnte ich gleich einschlafen. Irgendwie ist so viel in meinem Kopf, was sich nicht sortieren lässt und was mir Sorgen bereitet und trotzdem bin ich müde", antwortete sie mir ehrlich. Inzwischen schaute sie wieder an die Decke. „Soll ich mich wieder zu dir legen, so lange bist du eingeschlafen bist? Also nur, wenn du willst und meinst das bringt was. Gestern bist du dann ja auch recht schnell eingeschlafen", fragte ich, unsicher, ob der Vorschlag nicht zu viel wäre. Langsam wandte sie ihren Blick von der Decke ab und schaute zu mir rüber. „Das wäre schön", gab sie, fast schon schüchtern, zu. „Aber wollen wir nicht einfach meine Matratze zu deiner mit auf den Boden legen? Dann musst du nicht wieder aufstehen, weil eine Matratze für zwei zu klein ist?", fragte sie verlegen. Ich haderte, aber hatte meine Entscheidung eigentlich schon getroffen. „Aber du sollst doch bequem schlafen. Ich schlafe extra auf dem Boden, damit du bequem im Bett schlafen kannst und jetzt willst du mit mir zusammen auf dem Boden schlafen, oder wie?", fragte ich amüsiert. Verlegen zuckte sie mit den Schultern und hatte sich inzwischen aufgesetzt. „Ob ich jetzt unbedingt im Bett auf dieser Matratze schlafe oder auf der gleichen auf dem Boden. Einen großen Unterschied macht das auch nicht. Und irgendwie will ich jetzt nicht so wirklich alleine einschlafen... Das müssen bestimmt schon wieder diese Schwangerschaftshormone sein–" erwiderte sie, ebenfalls amüsiert von dieser leicht merkwürdigen Situation. „Okay, dann lass mich mal umbauen", meinte ich nur noch lachend, ehe ich bereits aufstand. Lena nahm ihre Bettwäsche vom Bett und gesagt, getan, legte ich dann also Lenas Matratze neben meine auf den Boden.
Kaum lag ihre Matratze neben meiner, setzte sie sich auf diese und ordnete ihre Bettwäsche erneut richtig an. „Dann komm jetzt auch", sagte sie amüsiert, weil ich in der Zwischenzeit einfach nur da gestanden und sie beobachtet hatte. Was hatte diese Frau nur an sich, was es mir so schwer machte, den Blick von ihr abzuwenden?
Also legte ich mich neben sie, auf meine Matratze und ließ sie sich an mich kuscheln. Als Reaktion darauf legte ich einen Arm um sie. „Was ist, wenn Natalie kommt? Nicht, dass sie denkt, wir wären doch zusammen, nur weil wir hier so liegen?", fragte Lena, nachdem es einige Zeit still war und ich nur ihre Anwesenheit und Wärme genossen hatte. Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn sie das denkt, soll sie das für heute erst einmal denken und das wird sich dann später klären. Mach dir nicht so viele Gedanken. Wenn du dich so wohlfühlst, ist doch alles gut, oder?", erklärte ich mein Empfinden. Daraufhin gab sie nur noch ein zustimmendes Geräusch von sich und ein leises genießerisches Seufzen, ehe sie dann recht schnell eingeschlafen zu sein schien. Ich hingegen lag noch eine Weile wach. Der Gedanke an Natalie hielt sich in meinem Kopf, seit Lena dies angesprochen hatte. Mir wollte einfach nicht klar werden, warum es mir so absolut egal war, wenn Natalie denken würde, dass wir vielleicht wirklich zusammen wären.

Hier ist also das neue Kapitel. Ich würde mich sehr über Votes und Kommentare freuen, wenn euch das Kapitel oder meine Story generell gefällt. Feedback und mögliche Kritik sind ebenfalls willkommen.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt