(93) Can't keep our hands off each other

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Mittwoch, 25.12
Pov Lena
„Oh, wie schön", strahlte Natalie, als sie am Abend das Geschenk von ihrer Mutter auspackte. Wir saßen alle gemeinsam um den Weihnachtsbaum, wir Jüngeren auf dem Boden, die Älteren hatten es sich auf den umliegenden Sofas bequem gemacht.
Entspannt lehnte ich mit dem Rücken an dem weichen Sofa und seitlich an Marks Schulter. Dieses weihnachtliche Gefühl brachte so ein Kribbeln zwischen uns mit sich, dass wir es kaum schafften, die Finger voneinander zu lassen. Irgendjemand von uns suchte ständig den Kontakt zum anderen und es war einfach so ein wohliges Verliebtsein zwischen uns, dass ich einfach nur selig vor mich hin lächelte.
„Was hast du eigentlich von meinem Bruder zu Weihnachten bekommen?", fragte Natalie irgendwann, als ein Teil der Familie gerade damit beschäftigt war, irgendein Geschenk zusammenzubauen. Sofort grinste ich wieder von einem Ohr zum anderen.
Allein bei dem Gedanken an gestern Abend und an Marks Geschenk bekam ich schon wieder eine Gänsehaut.
„Er hat mir einen Song vorgespielt, also nicht irgendeinen, sondern einen, den er extra für mich geschrieben hat", erzählte ich also glücklich. Mark neben mir zog mich sanft etwas näher an sich. „Für die beste nur das beste", scherzte er.
„Er hat dir einen Song geschrieben?!", fragte Natalie ungläubig und etwas zu laut. Der Rest der Familie wurde nun auch auf uns und unser Gespräch aufmerksam. „Also, nicht, dass mich das wundern würde, aber es bedeutet sehr viel, wenn Mark jemandem nach doch schon eher kurzer Zeit einen Song schreibt. Normalerweise braucht er länger, um solche unbegreiflichen Gefühle in Worte fassen zu können", schob sie noch leiser, sodass nur Mark und ich es hörten, die Erklärung hinterher, warum sie so überrascht reagiert hatte. „Ey", schlug Mark sie spielerisch gegen den Arm, obwohl er wusste, dass sie recht hatte.
„Marek, hör auf deine Schwester zu ärgern", ergriff dann Marks Mutter das Wort. „Ohne sie hätten wir nicht mal gewusst, dass du Lena einen Song geschrieben hast, du erzählst ja nichts. Natürlich wollen wir ihn hören."
Mark verdrehte die Augen, wendete sich aber an mich. „Ist das ok für dich, wenn ich ihn vorspiele?", fragte er.
Natürlich wusste ich, warum er gefragt hatte. Der Song war kein allzu gewöhnlicher Lovesong. Er erzählte recht direkt, wie wir zwei das erste Mal zusammengekommen waren, doch hatte ich das Gefühl, das wusste mittlerweile dank der Schwangerschaft und unsere Vorgeschichte sowieso jeder, also nickte ich.
„Ok, ich spiele ihn, aber nur die Demoversion", erklärte Mark sich also bereit und suchte das Audio auf seinem Handy seufzend heraus, bevor er es abspielte.
Sofort hatte ich die Bilder des gestrigen Abends vor meinen Augen, welche meine Gefühle neu aufflackern ließen. Ich konnte mit jedem Wort genau das spüren, was ich bereits beim ersten Mal hören, schon so genau gespürt hatte. Ich bekam erneut eine Gänsehaut und meine Augen wurden feucht.
Was ich erst später bemerkte war, dass Mark jede meiner Regungen beobachtete, was ihm gestern ja nicht möglich gewesen war. Heute aber beobachtete er mich genau und ich konnte sehen, dass er tief im Inneren genauso ergriffen war wie ich.
Sanft lehnte er sich zu mir herunter und drückte einen sanften Kuss auf meinen Scheitel. „Ich liebe dich", flüsterte er mir leise ins Ohr. Sein Bart kitzelte an meinem Ohr und ließ mich leise kichern.
Kurz sah ich mich um, aber ich bemerkte, dass gerade niemand so wirklich auf uns achtete und alle viel zu sehr auf Marks Worte im Song fokussiert waren, also legte ich meine Lippen für einige wenige Augenblicke auf seine. „Ich dich auch", murmelte ich lächelnd, ehe ich mich wieder an seine Seite kuschelte und wir dem Rest des Liedes folgten.
„Marek, ich kann nicht glauben, dass du uns diesen Song vorenthalten wolltest", empörte sich seine Mutter, sobald die letzten Töne verklungen waren. Mark lachte unsicher. „Spätestens wenn ich den irgendwann mal veröffentlichen sollte, hättet ihr ihn doch zu hören bekommen."
Mama wandte sich ebenfalls uns zu. „Der ist wirklich total schön geworden", sagte sie, kannte unsere Geschichte ja bis ins kleinste Detail. Schon immer hatte ich ihr alles erzählen können und es war schön zu wissen, dass das bis heute so geblieben war und sie so fast alles von mir wusste.
Glücklich strahlte ich vor mich hin, während Mark dankend alle Kommentare zu seinem Song annahm.
Irgendwann war es dann aber auch Zeit, schlafen zu gehen und so gingen alle nach Hause oder verzogen sich in die Gästezimmer. Mark und ich hatten ein kleines Zimmer auf dem Dachboden abbekommen, in welchem wir uns kurze Zeit später glücklich ins Bett kuschelten.
„Der Tag war richtig schön", murmelte ich verträumt, als wir das Licht schon ausgemacht und die Augen bereits geschlossen hatten. Mark gab einen zustimmenden Laut von sich.
„Irgendwie musste ich mir immer wieder vorstellen, wie wir das nächstes Jahr alle zusammen mit Emilia Weihnachten feiern", sagte ich leise.
Ich konnte spüren, wie Marks Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. „Stell dir mal unsere Mütter mit ihr vor, sie ist die erste Enkelin für beide", murmelte er leise.
„Luxus für die Kleine, schätze ich mal", lachte ich leise und Mark stimmte zu. Irgendwie konnte ich mir das alles sehr gut bildlich vorstellen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum ich heute Nacht tatsächlich davon träumte, wie unsere Tochter glücklich auf dem Schoß einer ihrer Omas saß und die andere ihr eine Weihnachtsgeschichte vorlas.

Donnerstag, 26.12
Wir blieben noch bis nach dem Mittagessen, bevor wir uns auf den Rückweg nach Berlin machten, da meine Mutter von dort aus heute noch weiter und zurück nach Hannover wollte. Demnach waren wir bereits am Nachmittag wieder zu Hause.
„Kommt gut ins nächste Jahr, wir sehen uns nächste Woche", verabschiedete sie sich.
„Komm gut nach Hause", sagte auch ich und umarmte sie zum Abschied. Bereits Ende nächster Woche würde sie wiederkommen und für die nächste Zeit mit Marks Mama in seiner Wohnung wohnen. Deshalb waren wir auch so glücklich darüber, dass die beiden sich jetzt kennenlernen konnten und sich zumindest gut verstanden, wenn meine Mama auch ein Stück jünger war als seine.
Zu zweit ließen wir den Tag mit Tee und bestelltem Essen ausklingen und unterhielten uns über die Weihnachtstage. Immer wieder fiel uns irgendwie doch noch was ein, was es zu erzählen gab, was der andere nicht mitbekommen hatte, obwohl wir die gesamten Tage aneinander geklebt hatten und den jeweils anderen nur selten allein gelassen hatten.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt