(3) Dieses Licht, wie du aussiehst

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Dienstag, 23.04
Pov Mark
„Lena, schön dich mal wiederzusehen", lallte ich, da ich schon etwas angetrunken war und bemerkte, wie unfassbar schön sie in diesem Kleid aussah.
Wow! Dieses Kleid schmiegte sich perfekt an ihre Kurven. Ich war total beeindruckt und nahm sie irgendwie ganz anders wahr als sonst. Sie sah so gut aus und war für mich in diesem Moment unglaublich attraktiv.
Aber sie war in einer glücklichen Beziehung und ich nur seit Jahren schon ihr bester Freund. Auf gar keinen Fall durften meine Gedanken in eine solche Richtung driften.
„Mark?!", erwiderte sie ungläubig und stand auf, um mich in eine Umarmung zu ziehen, von welcher mir irgendwie ganz heiß wurde.
„Lange nichts mehr von dir gehört, Lensche!", versuchte ich meine, mir unerklärliche, Unsicherheit zu überspielen. Wir hatten mindestens seit Anfang Februar nichts mehr voneinander gehört und es war mittlerweile bereits April.
„Ich von dir auch nicht, Mark. Seit den Aufnahmen von dieser Fernsehshow hast du dich nicht mehr gemeldet", sagte sie empört. Das stimmte und leider passierte sowas häufiger als mir lieb war. Seither hatte ich mich jedoch bei kaum jemandem gemeldet, auch nicht bei Lena. Doch in ihrer Gegenwart fühlte ich mich komischerweise, von all meinen Freunden, bisher immer am wohlsten.
„Erde an Mark?!" Lena wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, was wahrscheinlich daran lag, dass auch sie schon einiges getrunken hatte. Zumindest machte sie den Anschein.

Pov Lena
Ich konnte mir ein Kichern einfach nicht verkneifen, als Mark da vor mir stand und völlig abwesend in die Luft starrte.
Als er meine wedelnde Hand vor seinem Gesicht bemerkte, musste ich noch mehr lachen.
„Sorry Lensche, ich war gerade irgendwie abgelenkt", entschuldigte er sich.
Gerade wollte ich fragen wovon, da setzte so plötzlich Musik ein, dass ich erschrocken zusammenzuckte. Ich sah verwirrt und fragend zu Mark, als hätte er eine Erklärung dafür.
„Es ist Dienstag. Hier ist dann immer Discoabend. Dienstags und freitags ab zehn", versuchte er mir über die Musik hinweg aber tatsächlich eine Antwort zu geben.
Ich hatte zwar nicht jedes einzelne Wort verstanden, weil im Hintergrund laut Happy von Pharrell Williams lief, aber ich glaubte verstanden zu haben, was es mit der Musik auf sich hatte.
In meiner angetrunkenen Stimmung empfand ich Mark irgendwie als angespannt und da wir durch unsere Umarmung aufgestanden waren und uns damit beinahe mitten auf der entstandenen Tanzfläche befanden, schubste ich ihn leicht mit meiner Hüfte.
„Komm her, du Lauch ... entspann dich jetzt", lachte ich.
Ich nahm seine Hand und zog ihn noch mal kurz mit mir an die Bar. Dort tranken wir noch zwei, drei Schnäpse. Unterhalten konnten wir uns wegen der doch echt lauten Musik nicht wirklich, aber da wir uns auch blind verstanden, reichten die einzelnen Wortfetzen, die wir voneinander verstanden, vollkommen aus. Langsam zog ich Mark zu mir.

Pov Mark
Langsam zog sie mich zu sich und ihre Lippen kamen meinem Ohr verdächtig nah. Mich überkam eine Gänsehaut, als ich ihren warmen Atem an meinem Ohr spürte. Ihre Art wirkte gerade so anziehend auf mich und ich konnte mir nicht erklären wieso.
„Ich will tanzen...", raunte sie in mein Ohr, küsste meine Schläfe und ehe ich mich versah, zog sie mich schon mit sich auf die Tanzfläche, wo gerade Toxic von Britney Spears lief.
Ich habe mich noch nie so wirklich komplett wohlgefühlt beim Tanzen, aber da das hier eine Kneipe war und Lena bei mir war, fühlte ich die Musik und den Moment irgendwie und hoffte, dass ich kein allzu schlechtes Bild abgab.
Außerdem waren wir betrunken und bekamen sowieso nicht mehr alles bis ins kleinste Detail mit.
Was ich allerdings noch halbwegs mitbekam, war das Gefühl, dass der ganze Abend etwas merkwürdig war. Wir hatten schon so lange nichts mehr voneinander gehört und jetzt standen wir hier auf der Tanzfläche und tanzten zusammen, als wäre alles wie immer. Dieser Gedanke verflog allerdings genauso schnell, wie er gekommen war.
Toxic war bald vorbei und es folgte Geiles Leben von Glasperlenspiel. Wir tanzen noch, bis ein Song von Lena kam und es ihr unangenehm wurde und sie gehen wollte. Sie griff meine Hand und zog mich nach draußen.
„Soll ich uns ein Taxi rufen, Leni?", fragte ich.
„Es sind höchstens zehn Minuten Fußweg bis zu meiner Wohnung, wir könnten auch zu Fuß gehen oder..."
Plötzlich wirkte sie unsicher und angespannt, nicht mehr unbeschwert wie noch zuvor.
„Du musst nicht mit zu mir kommen, wenn du es nicht willst, Mark. Also ich kann auch alleine nach Hause gehen...", sagte sie dann.
„Wie kannst du denken, dass ich dich jetzt alleine nach Hause gehen lasse? Natürlich begleite ich dich", sagte ich wie selbstverständlich und zog sie vorsichtig an meine Seite, verbunden mit einem sanften Kuss auf ihren Scheitel.
Ich wusste echt nicht, wann und wie wir an diesem Abend auf diese sanfte, nicht mehr rein freundschaftliche Art und Weise gewechselt hatten, aber heute Abend erschein mir das auch egal. Es begann, mir zu gefallen.

Pov Lena
Als Mark mir diesen Kuss auf den Scheitel gedrückt hatte, habe ich etwas gespürt – etwas Eigenartiges, etwas Neues.
Zum einen überkam mich ein Schauer und zum anderen spürte ich eine wohlige Wärme, ganz tief in mir.
Ich fühlte mich geborgen bei ihm, irgendwie noch anders, als ich mich bei Basti je gefühlt hatte und auch in Marks Gegenwart war das ein ganz neues Gefühl. Und das war komisch, wo ich noch ein paar Stunden zuvor mit Basti zusammen gewesen war und gedacht hatte, den Abend mit ihm zu zweit zu verbringen.
Ich spürte, wie Mark seinen Arm um mich legt und wir in Richtung meines Zuhauses gingen. Ich lehnte mich leicht gegen ihn und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter fallen. Jegliche Sorgen und negative Gedanken waren in seiner Gegenwart verblasst. Bei ihm hatte ich dieses ganz besondere Gefühl. Das war schon immer so. Ich fühlte mich unbeschwert und wusste, dass ich mich bei ihm fallen lassen konnte. Egal was ist, wenn ich falle, wird er mich heben und andersherum genauso.

Nach einem kurzen Fußweg kamen wir an meiner Wohnung an und Mark wollte sich gerade verabschieden.
„Ich gehe dann mal Leni", sagte er und wollte sich gerade umdrehen und gehen, als ich ihn am Arm festhielt.
„Mark, bitte bleib. Ich will jetzt nicht alleine sein", stotterte ich und mir stiegen Tränen in die Augen, als ich daran dachte, gleich alleine diese Wohnung betreten zu müssen und dort alleine zu bleiben.
Fragend schaute er mich an und ich wusste ganz genau, dass er sich fragte, wo Basti war.
„Er ist nicht da... Und wird wahrscheinlich auch nie wieder da sein", antwortete ich auf seine unausgesprochene Frage. Ich merkte, wie sich eine Träne löste und wischte diese schnell weg.
„Sorry ich... schon gut, ich kann auch alleine hochgehen. Vergiss was ich gesagt habe", meinte ich so schnell, dass Mark nicht einmal die Möglichkeit gehabt hätte, zu antworten.
Ich drehte mich ruckartig um, damit ich die Haustür aufschließen konnte. Gerade, als ich hereingehen wollte, legten sich zwei große Arme von hinten um mich herum und ich schloss für eine Sekunde kurz die Augen und genoss seine Wärme. Schon wieder spürte ich ein Gefühl der Geborgenheit und dieses intensivierte sich mit seinen Worten.
„Hey Leni, alles wird gut." Das brachte mich noch mehr zum Weinen und ich drehte mich zu ihm und ließ mich in seine Umarmung fallen.

Pov Mark
Es zerbrach mir das Herz, sie so zerbrechlich in meinen Armen zu sehen und ich nahm ihr den Schlüssel aus ihrer Hand. Ich hatte zwar keine Ahnung, was zwischen ihr und Basti vorgefallen war, aber ich merkte, dass sie mich gerade brauchte und ich wollte für sie da sein. Sanft legte ich meinen Arm um sie und wir gingen die Treppen in den dritten Stock hoch. Sie an mich geklammert, war das nicht ganz so einfach, vor allem nicht nach unserem Alkoholkonsum, aber ich schaffte es und erreichte mit ihr zusammen ihre Etage.
Vor der Wohnungstür angekommen, ließ ich sie kurz los und schloss die Tür auf. Ich leitete sie mit meinem Arm um ihre Taille direkt in ihr Wohnzimmer, wo sie sich erschöpft auf die Couch fallen ließ.
„Ich komme sofort wieder", sagte ich und verließ kurz darauf das Wohnzimmer, um in die Küche zu gehen und Wasser und Tee zu holen. Wir mussten irgendwie beide wieder ein bisschen klarer im Kopf werden. Das erforderte die Ernsthaftigkeit der Situation.
Ich füllte den Wasserkocher mit Wasser auf und schaltete ihn an. In der Zwischenzeit nahm ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und zwei Gläser und eine Tasse aus dem Schrank daneben. Als das Wasser heiß war, goss ich es in die Tasse mit dem Waldfrucht-Teebeutel. Zusammen mit der Tasse in der einen Hand, den zwei Gläsern in der anderen und der Flasche unter den Arm geklemmt, ging ich zurück ins Wohnzimmer zu Lena.
Sie saß dort immer noch auf dem Sofa, jedoch hatte Kiwi ihr Gesellschaft geleistet.
Leise redete sie mit ihr. Das Einzige, was ich jedoch verstehen konnte, war ein schluchzendes Warum.
Sie war einfach zu süß, wie sie dort saß und mit Kiwi redete und kuschelte, aber ich setzte meinen Weg fort, um nicht zu lange zu starren, schließlich wollte ich für sie da sein, auch wenn ich noch immer nicht genau wusste, was überhaupt passiert war. Ich setzte mich neben sie aufs Sofa und gab ihr den Tee, welchen sie dankend annahm.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt