(80) Wir fliegen weg, denn wir leben hoch

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Dienstag, 03.09
Pov Mark
Mit den Worten „Ich hab eine Überraschung für dich", hatte ich Lena heute Morgen liebevoll geweckt.
Aus müden Augen sah sie mich an, verwundert über die frühe Uhrzeit.
„Hast du mal auf die Uhr geguckt? Es ist nicht mal sieben", maulte sie, woraufhin ich nur lachen konnte. „Ich weiß, aber du und ich müssen noch ein bisschen Koffer packen, bevor wir in ein paar Stunden in den Flieger steigen", lächelte ich.
Verwirrt sah sie mich an. „Hä?", fragte sie nur ahnungslos.
Schon vor ein paar Wochen, noch vor Natalies Hochzeit hatte Lena darüber geklagt, dieses Jahr keinen richtigen Sommerurlaub gemacht zu haben, abgesehen von Polen inklusive der paar Tage in Danzig.
Ich hatte es mir nicht nehmen lassen und bei Bella, stellvertretend für Lenas Management, ein bisschen gebettelt. Und die Frau war arbeitstechnisch der Wahnsinn und hatte es tatsächlich geschafft, uns fünf komplette Tage in Absprache mit mir und meinem Terminkalender freizuschaufeln.
„Du hast den Rest der Woche frei und wir fliegen bis Samstag nach Südfrankreich. Ich hab alles abgeklärt mit Bella. Ohne dass du es gemerkt hast, hast du sogar die letzte Woche schon vorgearbeitet, was Bella nicht alleine schafft, die Woche, sodass du vollkommen abschalten kannst", grinste ich. Ungläubig sah sie mich an. „Ist das dein Ernst?", fragte sie immer noch zweifelnd. „Warum sollte ich scherzen?", fragte ich.
„Gott, ich liebe dich", grinste Lena und war plötzlich hellwach, als sie sich aufsetzte und ihre Lippen auf meine zog.
„Warum hast du denn nichts gesagt?", wollte sie wissen, als sie auch schon übereifrig ihren Koffer, welcher neben ihrem Schrank stand, hervorholte.
„Das sollte eine Überraschung werden und die ist anscheinend auch gelungen", grinste ich selbstgefällig, was Lena liebevoll die Augen verdrehen ließ. „Ich will jetzt nicht dein Ego pushen, aber ja. Sie ist gelungen", lächelte sie glücklich und begann die ersten Sachen aus ihrem Schrank in den Koffer zu werfen.
„Musst du nicht auch noch deinen Koffer packen?", fiel ihr dann plötzlich ein. „Wie viel Zeit haben wir? Wann geht der Flieger?", verfiel sie plötzlich in Stress. Ich lachte.
„Alles entspannt, Leni. Ich hab alles perfekt durchgeplant und mein Koffer steht fertig gepackt in deiner Abstellkammer", schmunzelte ich. Schon wieder sah sie mich überrascht an. „Wie hast du den hereinbekommen, ohne dass ich was mitbekommen habe?", staunte sie nicht schlecht.
„Tja, das wüsstest du wohl gerne", grinste ich. „Ich hab halt so meine geheimen Qualitäten", lächelte ich und stand nun ebenfalls auf. Grinsend legte ich meine Arme um sie und begann sie zu kitzeln, was sie kichern ließ. „Ich weiß", lächelte sie dann und küsste mich.

Inzwischen waren wir längst in dem kleinen Ferienort angekommen. Es war längst nicht mehr so viel los, wie wahrscheinlich in der Hauptsaison, aber das machte weder Lena noch mir was aus, im Gegenteil.
„Und das", begann ich, als wir das Haus bezogen hatten und die Gegend erkunden wollten. „Ist unser Mietwagen für die nächsten Tage", beendete ich meinen Satz und zeigte auf ein rotes Cabriolet, welches vor unserem Ferienhaus geparkt war.
Erneut war Lena sprachlos. „Willst du mich verarschen? Wie geil ist das denn?", sagte sie und grinste herausfordernd. „Hast du noch mehr Überraschungen oder war es das mal für heute?", lachte sie.
„Ich glaube, das war es tatsächlich erstmal. Es sei denn, mir fällt spontan noch was ein", erwiderte ich, was sie den Kopf schütteln ließ.
„Lust auf eine Spritztour?", fragte ich und wedelte mit dem Schlüssel, welcher im Haus deponiert gewesen war, vor ihrem Gesicht herum. Das ließ sie sich nicht zweimal nehmen und so fuhren wir bereits kurze Zeit später durch das kleine ehemalige Fischerdorf. Schnell hatten wir das Dorf, welches tatsächlich noch kleiner war als gedacht, jedoch verlassen und fuhren über eine kleine schmale Straße. Rechts von uns ein kleiner Wald und links ein Feld, welches in etwas weiterer Entfernung in Strand überging. Das Meer glitzerte in der Sonne, welche mit uns um die Wette strahlte. Es war die richtige Entscheidung gewesen, das hier alles zu planen. Zumindest fühlte es sich in genau diesem Moment genau so an. Richtig.
„Wollen wir da vorne mal halten?", fragte Lena und deutet auf einen recht kleinen leeren Parkplatz, auf welchem man freien Blick über das Feld, den Strand und aufs Meer hatte. Ich nickte und parkte den Wagen kurz darauf auf dem besagten Parkplatz, wo außer uns tatsächlich gerade niemand war.
Ein paar Minuten saßen wir schweigend einfach nur da, genossen den Ausblick.
„Manchmal hab ich das Gefühl, ich kann dir das alles gar nicht wiedergeben", murmelte Lena irgendwann neben mir leise. Fast schon hatte ich Schwierigkeiten sie zu verstehen. Fragend sah ich sie an. „Wie meinst du das?"
Sie zögerte. Mit dem Blick aufs Wasser schien sie nach den richtigen Worten zu suchen.
„Ich weiß auch nicht. Ständig hast du irgendeine Überraschung für mich, machst mit mir das, was ich mir aussuche und erfüllst mir bedingungslos jeden erdenklichen Wunsch, selbst wenn ich ihn nicht mal richtig formuliere", erklärte sie leise und ich folgte ihren Worten aufmerksam.
„Versteh mich nicht falsch", sagte sie und blickte zu mir. „Ich liebe das alles. Unsere Ausflüge und Trips, die du planst, die Restaurantbesuche, diese Mark-verwöhnt-Leni Tage", schmunzelte sie und auch ich musste schmunzeln.
Sie wendete den Blick wieder ab. „Aber manchmal hab ich das Gefühl, ich kann dir das alles gar nicht wiedergeben, weil ich gar nicht weiß, womit ich dich überraschen sollte, weil du einem immer das Gefühl gibst, dass du alles hast, was du brauchst."
„Ich hab auch alles, was ich brauche. Ich hab dich", lächelte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst darauf antworten sollte. Schmunzelnd wendete sie sich mir wieder zu. „Du weißt, wie ich das meine."
Ich nickte. „Aber du musst mich nicht überraschen oder sonst was. Ich will, dass du glücklich bist, weil es das ist, was auch mich glücklich macht", erklärte ich.
Sie lächelte mich an. „Lust auf eine Runde Uno?", fragte sie. „Hast du das ernsthaft in deiner Handtasche?", lachte ich ungläubig. Sie nickte.
Auf dem Rücksitz fanden wir eine kleine Decke, sodass wir uns für eine halbe Stunde auf eben diese setzten und eine Runde Uno nach der anderen spielten, bis es Zeit für den Rückweg war.
Wir hörten Radio und sangen die Texte mit, die wir kannten, während der Fahrtwind durch Lenas Haare wehte.

Immer da, wenn alle Stricke reißen
Einfach so, wir müssen nix beweisen
Ich tret' in die Pedale, du hältst mein' Rücken
Fahrrad aus'm Park, erst morgen früh zurückbringen

Lena drehte das Radio lauter und der Song, meiner, hätte perfekter nicht sein können.
Paar Stunden Richtung Süden und wir sehen das Meer, sangen wir und nichts hätte für den Moment besser gepasst und diesen perfekter machen können.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt