(95) I'm feeling better than I ever have

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Dienstag, 31.12
Pov Lena
„Ich finde das so verrückt, dass das Jahr schon fast wieder vorbei ist", murmelte ich ungläubig, als wir bereits am Frühstückstisch saßen. Nickend stimmte Mark mir zu.
„Ich kann das gar nicht richtig glauben, dass es erst ein Jahr her ist, als wir auf Nicos Party waren, beide noch mit anderen Partnern. Und heute sitzen wir hier, verbringen Silvester zu zweit und warten darauf, eine richtige eigene Familie zu werden", ergänzte ich noch immer ungläubig. Das ließ Mark schmunzeln.
„So schön die Party letztes Jahr auch war, ich bin aber froh, dieses Jahr nur mit dir zu zweit einen romantischen Abend verbringen zu können", sagte er schließlich. „Apropos romantischer Abend. Daraus wird nichts, wenn ich nicht mal langsam einkaufen gehe." Es war immerhin schon kurz vor zehn und gegen Mittag würden die Läden schließen. Zum Glück hatten wir bereits gestern Abend noch eine Einkaufsliste geschrieben, sodass Mark relativ zügig noch einkaufen gehen konnte.
Unterdessen bereitete ich den Rest vor, aber insgesamt gab es wenig vorzubereiten, da wir geplant hatten, einfach ganz entspannt zu zweit ins neue Jahr zu starten. So kam es auch, dass ich einfach einen hellgrauen gemütlichen Jogginganzug trug und auch nicht mehr vorhatte, diesen heute noch gegen etwas Schickeres zu tauschen.
In Gedanken verloren rührte ich den Hefeteig zusammen, welchen wir später brauchten für unsere selbstgemachte Pizza. Ich ließ nostalgisch das Jahr Revue passieren und stellte fest, dass es sich sehr ins Positive gewendet hatte. Die letzten Monate gehörten zu den schönsten, die ich je erleben durfte und in diesem Moment spürte ich nichts als tiefe Dankbarkeit und Zufriedenheit. Dieses Gefühl wurde vertieft, als Mark wieder kam und seine Arme sanft von hinten um mich schlang.
„Hast du alles bekommen?", fragte ich, nachdem wir einen Moment so stehen geblieben waren. Er nickte. „Jap, war etwas schwerer, so auf den letzten Drücker, aber ich hatte Glück."
Gemeinsam räumten wir die eingekauften Sachen weg oder stellten sie zumindest vorerst zur Seite und setzten uns anschließend nochmal zurück an den Esstisch.
„Ich- ich will mal ganz ehrlich sein", begann ich zögerlich nach kurzer Zeit. „Manchmal, da denke ich, wir haben das alles total überstürzt, uns viel zu schnell aufeinander und diese Beziehung eingelassen, uns kaum Zeit gegeben, alles und vor allem unsere letzten Beziehungen zu verarbeiten. Aber wenn ich dann darauf schaue, was wir haben und wie gut wir als Team funktionieren, dann sind diese Bedenken irgendwie sofort weg und ich bin einfach nur glücklich und ich weiß nicht warum, aber ich hatte einfach das Bedürfnis, das mal auszusprechen", erzählte ich, was in mir so vorging. Mark ließ mich einfach ausreden und sagte auch jetzt noch nichts.
„Wenn ich dann so Momente habe, wie vorhin, als du einkaufen warst, wo ich einfach in Gedanken komme, dann bemerke ich einfach, wie dankbar ich für dieses Jahr bin und vor allem für die letzten zwei Monate."
Mark lächelte gerührt, weil er genau wusste, dass er ein riesiger Teil meiner letzten Monate war. „Mir geht es ähnlich, auch wenn ich mehr Zeit hatte, meine vorherige Beziehung zu Miriam zu überdenken und nicht schon irgendwie von einem auf den anderen Tag alles verarbeitet haben musste", antwortete Mark vorsichtig. Nach wie vor fiel es ihm schwieriger über seine Gefühle zu sprechen, aber das war in Ordnung, weil ich merkte, dass er zumindest versuchte sich mir so weit es ging zu öffnen und er das auch immer öfter tat.
„Ich habe auch, vor allem am Anfang unserer Beziehung häufig darüber nachgedacht, ob das nicht alles zu schnell geht, aber im Endeffekt haben wir das gemacht, was sich gut anfühlt und in dem Tempo, was für uns passend war und dann ist das auch gut so irgendwie, schätze ich", redete er etwas wirr, aber ich verstand, was er meinte und nickte.
Mit der rechten Hand strich ich mir eine Haarsträhne, die sich aus meinem lockeren Zopf gelöst hatte, hinters Ohr und lächelte. „Die Hauptsache ist doch, es hängt keiner von uns mehr gedanklich an seiner alten Beziehung und wir können gemeinsam in die Zukunft sehen", war ich der Meinung und erhielt Zustimmung.
Den Nachmittag verbrachten wir mit einer Serie auf dem Sofa. Als es, typisch für den Winter, recht früh dunkel wurde, begaben wir uns in die Küche und rollten unsere Pizzen aus.
„Na, du Mehlmonster", lachte Mark und pikste mir sanft mit dem mehlbestäubten Zeigefinger auf die Nase.
„Ey", protestierte ich, hatte aber keine Chance und Mark malte mir lachend einen Smiley auf die Wange. Gespielt beleidigt wendete ich mich ab und den Pizzen wieder zu und begann diese zu belegen. Marks Lachen drang aber so glockenklar zu mir hindurch, sodass ich mein eigenes Grinsen nicht lange zurückhalten konnte. Augenverdrehend ergab ich mich also und wir belegten die Pizzen zusammen zu Ende, bevor wir sie in den Ofen schoben und den Timer stellten.
„Ich hab noch eine Überraschung", lächelte Mark, sobald die Backofentür geschlossen war, drehte sich um und holte etwas aus dem Flur.
„Ich hatte keine Ahnung, ob du sowas hast und es sollte eine Überraschung werden, deshalb war ich vorhin noch in meiner Wohnung", erklärte er und kam zurück in die Küche.
„Ich habe gedacht, so als Nachttisch könnten wir doch Schokofondue machen. Obst und Schokolade habe ich auch gekauft", grinste er von einem Ohr zum anderen. Jetzt begann auch ich zu strahlen.
„Liebe ich, sehr sehr gute Idee", stimmte ich ihm zu und so bereiteten wir auch dafür alles vor. Ich wusch die Weintrauben ab und packte die Schokolade schon mal in den Topf, während Mark sich um die Bananen kümmerte.
So verging die Zeit tatsächlich schnell und ehe wir uns versahen, saßen wir erneut am Tisch, dieses Mal mit zwei Pizzen vor uns.
„Guten Appetit", wünschten wir uns noch und begannen dann zu essen.
„Was würde ich jetzt für ein Gläschen Weißwein geben", seufzte ich auf und brachte Mark zum Lachen. „Ich meine das ernst", musste auch ich lachen. „An jedem Tag der Welt kann ich darauf verzichten, aber so an Silvester ist so ein Glas Wein schon toll", ergänzte ich noch und musste aber selbst darüber schmunzeln.
„Nächstes Jahr", zwinkerte Mark nur.
Später am Abend lagen wir satt auf dem Sofa, hatten auch die Schokofrüchte schon verdrückt und warteten darauf, dass die letzte halbe Stunde verging.
Immer mal wieder waren bereits seit Stunden einzelne Böller und Raketen zu hören, aber man merkte, dass es auf Mitternacht zu ging und sich vermehrte. Wieder einmal war ich froh, dass ich Kiwi an die Hundesitterin gegeben hatte, welche mit ihr zu ihrer Familie raus aufs Land gefahren war, wo es weniger laut war. Und nachdem ich die letzte Stunde gegen die Müdigkeit kämpfen musste, war ich jetzt hellwach.
„Kannst du dir vorstellen, dass Emilia in zwei Wochen schon bei uns sein soll? Ich meine, gerade waren es doch noch Monate und jetzt plötzlich ist gleich das neue Jahr und dann dauert es nicht mehr lange und...", redete ich aufgeregt vor mich hin.
Mark legte mir sanft die Hand auf den Mund und unterbrach mich so. „Ich kann es auch nicht glauben, aber gleichzeitig kann ich es kaum erwarten meine zweite Prinzessin endlich richtig kennenzulernen", murmelte er.
„Ich glaube, wir können uns langsam schon mal unsere Winterjacken anziehen und auf den Balkon gehen", meinte Mark, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Ich nickte und so zogen wir uns zügig warm an und ich bemerkte, dass wir tatsächlich kurz vor Mitternacht standen.
Auf dem Balkon holte Mark zwei Gläser und eine Flasche hinter seinem Rücken hervor.
„Ich dachte, wenn wir schon nicht mit Sekt anstoßen können, dann doch wenigstens mit Kindersekt", schmunzelte er. Ebenfalls schmunzelnd nahm ich ihm die Gläser ab, welche er kurz darauf befüllte.
Von unten, von der Straße hörten wir plötzlich weit entfernt einen Countdown beginnen.
„Drei, zwei, eins..."
„Happy New Year", flüsterte Mark und küsste mich ganz sanft und behutsam. Ich erwiderte den Kuss genauso vorsichtig und intim und der Moment hätte kaum schöner sein können.
„Auf uns und Emilia", flüsterte ich und stieß mit ihm an. Wir beide nahmen einen Schluck der prickelnden Flüssigkeit, welche zwar nicht an Sekt herankam, aber die Geste zählte.
Arm in Arm standen wir eine Weile so da, betrachteten das Feuerwerk am Himmel, welches sich in unseren Augen spiegelte. Und in mir drin tobte auch ein Feuerwerk, ein Feuerwerk der Glücksgefühle.
„Ich liebe dich", flüsterte ich schließlich, als das Feuerwerk schon immer weniger wurde. Mark sah zu mir herunter und erneut trafen sich unsere Lippen für einige Sekunden. „Ich dich auch", antwortete er genauso leise.

Heute mal ein etwas längeres Kapitel☺️

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt