(38) Somebody show me how to not go crazy

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Montag, 03.06
Pov Lena
Die weiteren eineinhalb Stunden beschäftigte ich mich damit, mich etwas zu beruhigen. Ich sah aus dem Fenster, atmete tief ein und aus, wenn ich bemerkte, dass ich mich schon wieder hineinsteigerte und unterhielt mich mit Mark und Natalie, wobei wir ein bestimmtes Thema bewusst außen vor ließen.
Irgendwann kamen wir dann aber wirklich in Inowrocław an und ich war nervös, wie in meinem gesamten Leben noch nie, dabei wollten wir es ihnen heute noch gar nicht sagen. Wie sollte das nur werden, wenn wir es ihnen dann wirklich erzählen wollten?
"Kommst du?", fragte Mark, welcher bereits ausgestiegen war und mir gentlemanmäßig die Tür des Autos aufhielt. Ich nickte und lächelte ihn an, bevor ich dann wirklich ausstieg und meine Handtasche über meine Schulter hängte. Mark nahm einmal kurz meine Hand und drückte sie, um mir Mut zu geben und dann gingen wir erstmal zur Haustür.
Nachdem Mark geklingelt hatte dauerte es auch gar nicht lange bis seine Mutter die Tür öffnete. „Cześć! Tak się cieszę, że tu jesteś!", sagte sie, worauf hin ich Mark verwirrt ansah. Seine Mutter umarmte gerade Natalie, weshalb Mark es mir schnell übersetzte. „Sie freut sich, dass wir da sind." ‚Na hoffentlich tut sie das auch noch, wenn sie Bescheid weiß', dachte ich, ließ mir dies aber nicht anmerken und setzte schnell wieder ein Lächeln auf. Nachdem sie Mark umarmt hatte lächelte sie auch mich an und zog mich in ihre Arme. „Schön dich kennen zu lernen Lena", sagte sie. „Ich freue mich auch", sagte ich wahrheitsgemäß. Schließlich lernte ich gerade die Großmutter meines Kindes kennen. „Kommt doch erst mal rein", sagte sie, worauf hin wir eintraten und erst einmal unsere Schuhe auszogen. Auch wenn die ganze Situation noch etwas steif wirkte und ich mich etwas fehl am Platz fühlte, da dies ein Familientreffen war, fühlte ich mich wohl und akzeptiert und hoffte das wird so bleiben.
Inzwischen war es fast sechs Uhr und alle Familienmitglieder waren eingetroffen. Wir saßen gerade alle am Esstisch und aßen. Die Auswahl war riesig. Marks Mutter hatte ein riesiges polnisches Menü vorbereitet. Es beinhaltete unter anderem Borsch, eine Rübensuppe als Vorspeise, Ruski, Bigos und Placki kartoflane, also Kartoffelpuffer. Während des Essens fühlte ich mich zwar nicht unwohl, allerdings auch nicht allzu wohl. Mir war ein wenig schlecht, was mit Sicherheit an der Schwangerschaft lag, aber in diesem Moment fand ich es einfach nur schade, da ich dadurch nicht allzu viel essen konnte. Mark schien das zu bemerken, denn er legte seine Hand auf meine, welche auf meinem Bein lag und sah mich fragend an. „Alles gut, mein Magen spielt nur gerade ein bisschen verrückt", beruhigte ich ihn. Er sah mich etwas bemitleidend an, allerdings wurde unsere Konversation von Marks Mutter unterbrochen, die ihren Sohn fragte ob er kurz mit in die Küche kommen könnte, helfen den Nachtisch zu Ende vorzubereiten. Mark sah mich entschuldigend an und ging mit. In der Zwischenzeit ging ich einmal kurz zur Toilette um tief durch zu atmen und einen Moment für mich zu sein. Auf dem Weg dorthin ging ich an der Küche vorbei und hörte unfreiwillig ein Gespräch zwischen Mark und seiner Mutter mit. „Ist sie deine Freundin?", hörte ich Marks Mutter fragen und stockte, sodass ich stehen blieb. Einen Moment war es ruhig. „Nein...Wie kommst du darauf?", fragte Mark seine Mutter. „Ich weiß nicht, irgendwie macht es den Eindruck. Ihr seid so vertraut miteinander, wie ihr euch anschaut und wie du eben deine Hand auf ihre hingelegt hast. Tschuldigung, falls ich da zu viel hinein interpretiert habe", entschuldigte sich seine Mutter. „Schon gut", meinte Mark, womit das Gespräch scheinbar beendet war. Eine kurze Zeit blieb ich noch stehen um mich zu sammeln, ehe ich mich weiter auf den Weg zur Toilette machte. Dort angekommen stützte ich mich aufs Waschbecken und sah in den Spiegel. Wäre es überhaupt möglich, dass Mark sich irgendwann in mich verlieben würde? In dem Moment wurde mir wieder etwas übel, sodass ich mich erst einmal auf den Badewannenrand setzen musste. Tränen stiegen mir in die Augen und ich wusste nicht warum. So gut es ging versuchte ich sie zu unterdrücken. Warum genau ich gerade so emotional war wusste ich nicht, ich hatte keine Ahnung. Ein paar weitere Minuten saß ich dort und versuchte mich durch tiefes Atmen zu beruhigen, was auch ziemlich gut funktionierte. Als die Übelkeit langsam wieder nachließ stand ich auf und ließ ein wenig kaltes Wasser über meine Hände laufen. Ein weiteres Mal atmete ich tief durch und ging daraufhin zurück zu den anderen, wo genau dann als ich wieder kam der Nachtisch serviert wurde. Ich lächelte Mark kurz zu, um ihm zu symbolisieren, dass alles in Ordnung ist, ehe ich ein wenig auf Abstand zu ihm ging, da ich nicht wollte, dass noch mehr denken würden, dass wir zusammen sind, da Marks Mutter dies ja schon gedacht hatte. „Möchtest du noch ein Stück Kuchen? Du hast doch sowieso schon so wenig gegessen", fragte Marks Mutter mich nachdem ich es geschafft hatte ein kleines Stück zu essen. „Nein danke, aber es war sehr lecker", sagte ich und lächelte ihr ehrlich zu. Nachdem wir uns alle noch ein wenig unterhalten und einen kleinen Spaziergang gemacht hatten holte Mark dann unser Gepäck aus dem Auto, während seine Mutter Natalie und insbesondere mir zeigte, wo wir schlafen werden. „Das ist das Zimmer, in dem Mark und Natalie früher immer geschlafen haben, wenn wir in den Ferien ihre Großeltern besucht haben. Ich hoffe es ist nicht zu klein für euch zu dritt. Natalie du weißt ja, nebenan im Nachbarzimmer ist noch eine Matratze, die könnt ihr euch rüberholen", erklärte sie uns, als wir das Zimmer betraten und sie kurz darauf schon wieder hinunter zu den anderen ging. Es war nicht allzu groß, aber auch nicht klein. Links und rechts standen jeweils ein Bett und dazwischen war ein Fenster. Links von der Tür war ein recht großer Schrank. Alles in allem ein recht niedliches Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett und ich weiß nicht warum, aber mir kamen schon wieder die Tränen. Natalie stand am Fenster und schaute hinaus, aber als sie hörte, dass ich weinte drehte sie sich um und setzte sich zu mir aufs Bett. Sie nahm mich in den Arm. „Hey, alles gut...", sagte sie und versuchte mich zu beruhigen. Sie wirkte etwas überfordert und wusste nicht direkt was sie machen sollte. Ich nickte und als ich mich etwas beruhigt hatte befreite ich mich aus Natalies Umarmung und atmete ein paarmal tief durch. „Ich weiß echt nicht was mit mir los ist." „Ich schätze mal das ist normal", sagte Natalie schmunzelnd. „Ja, ich schätze mal das ist es wohl wirklich irgendwie."

Das ist das letzte vorgeschriebene Kapitel. Ich hoffe, dass ich ab Mittwoch wieder mehr Zeit und Motivation habe, um weiter zuschreiben, aber ich bin recht optimistisch ☺️. Ich hoffe, ihr lest meine Story immer noch, auch wenn länger nichts mehr kam.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt