(31) We'll tell each other our stories

455 33 14
                                    

Montag, 13.05
Pov Lena
Ich war nervös. Das änderte sich auch nicht, als ich wieder zu Hause war und es an der Tür klingelte. Vor dieser stand Basti.
„Hey", sagte ich und war schon wieder den Tränen nah. Nicht mal unbedingt, weil er mich verletzt hatte, sondern eher aus Angst. Aber ich würde das nun schon irgendwie schaffen. Ich musste es schaffen.
„Hey", erwiderte er zurückhaltend und schien unsicher, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte, was ja auch nicht verwunderlich war, wo er mir fremdgegangen war. Er hatte schließlich keine Ahnung, was ich von ihm wollte oder wie ich mich überhaupt fühlte. Ich bat ihn herein und wir setzen uns aufs Sofa.
Beide verunsichert schwiegen wir uns an, ehe Basti das Wort ergriff.
„Lena, es tut mir echt so unglaublich leid, wie alles gelaufen ist. Ich hätte dir einfach davon erzählen und das mit uns vernünftig beenden sollen. Das war nicht richtig von mir." Ich seufzte.
„Schon in Ordnung, so unglaublich viel besser war ich nicht und ich komme schon klar damit." Fragend sah er mich an.
Sollte ich ihm jetzt schon von der gemeinsamen Nacht mit Mark erzählen? Warum eigentlich nicht? Schließlich war er es, der mich bewusst betrogen hatte und nicht ich.
„Ich, nachdem du...", stotterte ich, seufzte und senkte den Blick auf meine Hände. „Nachdem du weg warst, bin ich in eine Kneipe gegangen und habe Mark da getroffen und... was soll ich sagen? Es ist irgendwie einfach passiert", murmelte ich und fühlte mich mies, obwohl wir uns zu dem Zeitpunkt bereits getrennt hatten.
„Du hast mit ihm geschlafen?", fragte Basti überrascht, da er mich gut genug kannte, um zu wissen, dass das nicht meine Art war. Unsicher schaute ich zu ihm nach oben und nickte langsam.
„Wow", war das Einzige, was seinen Mund verließ.
„Wir waren betrunken. Das macht es zwar nicht unbedingt besser, aber immerhin habe ich es nicht während der Beziehung getan", verteidigte ich mich intuitiv und gleichzeitig tat es mir sofort leid. „Sorry", schob ich deshalb hinterher.
„Schon gut. Ich will trotzdem, dass du weißt, dass das noch nicht lange lief mit Emma. Ich wollte das ja selber nicht, aber es ist einfach irgendwie passiert. Wir beide haben uns so selten gesehen in den letzten Wochen und irgendwie hatte ich das Gefühl, das Richtige zu tun, aber ich weiß jetzt, dass es mehr als falsch war."
Ich nickte. Irgendwie hatte er ja recht, so wirklich absichtlich tat man sowas wirklich in den wenigsten Fällen. Es passierte einfach, auch wenn es das in einer gesunden Beziehung niemals dürfte.
Das Schlimmste hatte ich allerdings immer noch nicht gesagt.
„Da gibt es noch etwas", sagte ich langsam, während ich meinen Blick erneut auf meine Finger schweifen ließ. Neugierig sah er mich an. Jetzt oder nie.
„Ich bin schwanger", sagte ich ohne Umschweif und hielt es nicht länger aus, hier auf dem Sofa zu sitzen und ihm in die Augen zu schauen. Ich stand auf und flüchtete fast schon auf den Balkon, wo ich mich auf die Bank setzte, und meinen Blick überfordert über die Stadt schweifen ließ.
Es dauerte nicht lange, bis Basti mir nachlief, sich neben mich setzte und mich seitlich in den Arm nahm. Weiterhin den Blick in die Ferne gerichtet, rührte ich mich kein bisschen.
„Ich weiß ja nicht mal, wer von euch der Vater ist", murmelte ich. Eine Träne löste sich aus meinem Auge und suchte sich ihren Weg über mein Gesicht. Eine weitere folgte. Neben mir hörte ich Basti ausatmen.
„Leni", sagte er und brachte mich dazu, ihn anzusehen. Er atmete tief ein und aus.
„Ich kann nicht der Vater sein", sagte er dann ruhig und mein Blick wanderte abrupt zu ihm. Fragend blickte ich zu ihm hoch. Was meinte er damit, er könnte nicht der Vater sein. Eigentlich müsste es möglich sein, ich hatte schließlich grob nachgerechnet.
„Wie meinst du das?" Er seufzte.
„Ich habe vor ein paar Monaten mal einen Test gemacht, weil ich wissen wollte, ob alles okay ist und ob ich überhaupt Kinder bekommen könnte. Das Testergebnis war jedenfalls ernüchternd eindeutig und die Chance, dass je ich ein eigenes Kind bekomme, liegt nahezu bei null, wenn man nicht nachhilft."
Geschockt starrte ich erst ihn an und dann in die Ferne, wusste nicht, was mich mehr schockierte. Dass er mir das nie gesagt hatte oder das, was das zu bedeuten hatte. Das bedeutete, dass Mark der Vater meines Kindes sein musste. Ich bekam ein Kind von einem guten Kollegen und meinem besten Freund. Ich steckte ziemlich in der Klemme.
Ich bemerkte nicht, wie immer mehr Tränen über meine Wangen liefen. Es erschien fast so, als schwebte ich in einer Blase, in der ich nichts mehr von der Außenwelt wahrnahm. Erst als Basti mein Gesicht in seine Hände nahm und mir die Tränen von der Wange strich, kam ich wieder ein wenig im Hier und Jetzt an. Geschockt und erschüttert zugleich sah ich ihn an. Er lächelte trotzdem.
„Es sind jetzt vielleicht nicht die besten Umstände, aber trotzdem, herzlichen Glückwunsch. Ich weiß doch, wie sehr du dir immer ein Kind gewünscht hast. Zwar in einer festen Familie, aber auch so muss es nicht zwangsläufig schlecht für das Kind sein und ich bin auf jeden Fall weiterhin für dich da, wenn du das willst und wenn du mich brauchst", versicherte er mir.
Ich ließ mich ein wenig in seine Arme fallen. Irgendwie schien alles schon wieder geklärt zu sein zwischen uns. Alles schien okay, nicht gut, aber okay, so wie es war. Niemand war dem anderen für irgendwas böse. Schon komisch nach all den Jahren, dass ich irgendwie gar nicht mehr so wirklich verletzt war von seinem Verhalten.
„Ich kriege ein Baby von Mark", flüsterte ich leise in die entstandene Stille, konnte es noch immer nicht realisieren. Basti nahm mich ein wenig fester in den Arm.
„Weiß er schon davon?", fragte er vorsichtig und erneut seufzte ich. Das war eigentlich schon Antwort genug.
„Wann willst du es ihm sagen?"
„Am liebsten gar nicht", witzelte ich, obwohl nichts an der Situation lustig gewesen wäre. „Aber ich weiß, dass das nicht geht. Nur habe ich absolut gar keine Ahnung, wie ich ihm das sagen soll."
„Das kann ich verstehen, aber ihr schafft das. Ihr habt doch schon so oft bewiesen, dass ihr ein gutes Team sein könnt. Trotzdem solltest du es ihm so schnell wie möglich sagen", sagte auch er das, was ich längst wusste.
„Wie lange trägst du das schon mit dir herum? Hattest du überhaupt wen zum Reden?", fragte er sanft und mitfühlend.
Nachdem unser Gespräch distanziert begonnen hatte, wurde es nun endlich wieder mitfühlender und sanfter. Nicht auf die Art wie früher, aber uns beiden war klar, dass wir das nicht mehr wollten und dass dies nicht mehr möglich war.
„Also so wirklich sicher weiß ich es seit letzter Woche und bisher weiß nur Bella davon und meine Mutter", antwortete ich und irgendwie tat es gut, mit jemanden darüber zu reden, der mich durch die ganzen Jahre in- und auswendig kennengelernt hatte.
„Immerhin hattest du wen zum Reden. Mich kannst du auch immer anrufen, wenn was ist oder du wen zum Reden brauchst. Sprich einfach an, was dich belastet, es ist egal was." Dankbar schaute ich ihn an.

Etwas später am Abend verabschiedete ich mich von Basti.
„Rede mit ihm", forderte er noch, während er mich umarmte und mir zum Abschied ermutigend zulächelte.
Immerhin hatte ich jetzt Klarheit darüber, wer der Vater sein musste. Nun konnte ich mich voll und ganz darauf einstellen, Mark zu erzählen, dass er auf jeden Fall Vater werden würde.

Also ist Mark nun wirklich der Vater des Babys, weil Basti keine Kinder bekommen kann. Was denkt ihr, wie wird Mark reagieren, wenn er es erfährt?
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und eine schöne Woche✌🏻

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt