(9) Ich folg' dem Weg, doch will da gar nicht hin

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Freitag, 26.04
Pov Lena
Ich wollte nicht drangehen, deshalb drückte ich ihn weg. Auch Basti, der ein paar Minuten später anrief, wollte ich gerade nicht hören. Er hatte mich zu sehr enttäuscht. Beiden hätte ich ihr Verhalten in keiner Art und Weise zugetraut. Ich schaltete mein Handy aus, nahm meinen Schlüssel und verließ mit meiner Einkaufstasche die Wohnung. Zu Fuß, damit der angenehme sanfte Aprilwind mich meine Gedanken besser sortieren ließ.
Irgendwie konnte ich mich aber gar nicht so genau auf meine Gedanken konzentrieren, sondern lauschte eher der Natur und den Vögeln, während ich durch die Gegend streifte.
Plötzlich blieb ich stehen und war auf einmal wieder völlig im Hier und Jetzt. Ich sah auf und bemerkte, dass mein Unterbewusstsein mich schnurstracks zu Marks Wohnung geleitet hatte.
Wie um alles in der Welt konnte ich gerade hier sein? Wie konnte ich ihn unterbewusst so sehr vermissen, dass ich, ohne großartig nachzudenken, gerade zu ihm gelaufen war? Ich wusste es nicht.
Doch die Antwort fand ich schnell: Er bedeutete mir viel mehr als ich es für möglich gehalten hätte. In dieser einen Nacht habe ich mich ganz anders gefühlt, als ich mich mit Basti jemals gefühlt hatte. Es war vielleicht auch einfach anders mit ihm. Von Anfang an vertraut, weil wir uns schon so lange kannten. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht mehr ohne ihn konnte, doch sagte mir mein Verstand auch, dass dort zwischen uns nie was Ernstes gewesen ist, nicht war und auch nie sein wird. Wir waren Lena und Mark, beste Freunde. Mehr wollten wir nie.
Je klarer mir das wurde, desto schneller wollte ich von hier verschwinden. Nicht, dass er mich noch sah, hinauskam und mir meine Feststellungen endgültig bestätigte.
Also ging ich schnell weiter, zu einem Bio-Supermarkt, welcher nur ein paar Straßen weiter gelegen war.

Samstag, 27.04
Pov Mark
Sollte ich es nochmal versuchen, Lena anzurufen?
Ich hatte sie gestern gesehen und sie sah so traurig und verwirrt aus, als sie da vor meiner Wohnung auf der Straße stand und ich sie das erste Mal seit unserem gemeinsamen Abend wieder gesehen hatte. Nur durch Zufall hatte ich überhaupt aus dem Fenster gesehen, aber selbst der kurze Moment hatte ausgereicht, um zu erkennen, dass sie echt mitgenommen war.
Vielleicht sollte ich es wirklich noch einmal probieren, sie zu erreichen. Aber was war, wenn sie gar nicht mit mir reden wollte.
Jemand anderes konnte ich auch nicht um Rat fragen, wie ich jetzt handeln sollte, weil abgesehen davon, dass ich sowas niemals mit jemandem besprechen würde, musste ich erstmal mit Lena reden. Das gestaltete sich aber als noch schwieriger als gedacht.
Ich entschied mich letztendlich dazu, sie noch einmal anzurufen. Vielleicht hatte ich ja Glück und sie ging endlich ran. Wobei ich schon glaubte, dass sie das nicht tat.
Also rief ich sie an, aber sie lehnte ab.
Mensch, Leni, was sollte ich denn noch tun? Ich hatte ja nicht mal eine Chance mich zu erklären und auch wenn es dafür eigentlich keine Erklärung gab, war es unfair von ihr, mir nicht einmal eine Chance zu geben.
Am nächsten Tag schrieb ich ihr sogar eine Mail und wieder einen Tag später einen Brief, den ich daraufhin in ihren Briefkasten warf, um sicherzugehen, dass sie ihn auch wirklich bekam.

Dienstag, 30.4
Doch auch einen Tag später hatte ich noch immer keine Reaktion von Lena. Weder auf meine Mail noch auf den gestrigen Brief. Langsam begann auch ich ein wenig wütend zu werden. Wie stellte sie sich unter den Umständen die Zusammenarbeit bei The Voice Kids vor? Oder dachte sie nicht so weit? Inzwischen war schon eine Woche vergangen und die Zeit wurde knapper.

Pov Lena
Ich entschied mich dafür, endlich mal Marks Mail zu lesen, die er mir vor zwei Tagen geschickt hatte.
Gestern war ich nicht dazu gekommen, da ich lange im Studio gewesen war und ehrlich gesagt hatte ich es auch ein wenig vor mir hergeschoben, aus Angst. Ich hatte Angst. Angst vor seiner Erklärung, Angst vor seinen Worten, Angst, dass mein Herz komplett gebrochen wird.
Ich öffnete die Mail und las:
Hey Leni, ich weiß absolut nicht, wie ich diese Mail anfangen soll, aber ich will, dass du erstmal weißt, dass es mir unendlich leidtut, dass ich einfach verschwunden bin.
Ich war einfach so durcheinander. Ich meine, wir waren jahrelang beste Freunde und dann sehen wir uns einmal wieder und sofort passiert sowas... Stattdessen hätte ich einfach nur für dich da sein sollen, nach deiner Trennung.
Ich möchte, dass du weißt, dass es nicht an dir liegt, dass ich an dem Morgen gegangen bin.
Du bist eine unglaubliche Frau und ich hatte nie die Absicht, dich zu verletzen und ich weiß, dass da zwischen uns beiden nie was Ernstes sein kann. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen.
Ich habe dich lieb, und bitte melde dich mal, dass ich weiß, dass du ok bist.
Dein Mark.

Wow, mein Herz brach innerhalb von ein paar Millisekunden.
Dass da zwischen uns beiden nie was Ernstes sein kann, hatte er geschrieben und scheiße, es war so klar, dass er sowas schreibt. Wieso musste ich die Mail überhaupt lesen?
Den restlichen Tag verbrachte ich mit Kiwi auf der Couch und im Park und versuchte mich mit Serien oder dem Lernen von Tricks mit Kiwi abzulenken. Es funktionierte eigentlich ganz gut, und so dachte ich nicht mehr an Mark, bis ich am Nachmittag nach dem Park mal wieder seit gestern Morgen in meinen Briefkasten schaute und einen Brief von ihm fand...
Ich schluckte. Was wollte er denn jetzt noch von mir? Er hatte doch alles gesagt. Das mit uns konnte nie was werden und es tat ihn leid.
Ich ging nach oben in meine Wohnung, wo ich bis vor gut etwas über einer Woche noch mit Basti gewohnt hatte, und fühlte mich seltsam leer und einsam. Basti war mir fremd gegangen, aber seltsamerweise war ich schnell und gut darüber hinweggekommen. Was mir viel mehr Sorgen machte, war die Situation mit Mark. Er wollte nichts von mir und ich auch nicht von ihm. Das hatte ich zumindest bisher immer gedacht. Alles verwirrte mich.
Trotzdem schrieb er mir die ganze Zeit, rief an und dann erwartete er auch noch, dass ich zurückschrieb. Er hatte sie doch wohl nicht mehr alle. Einzig und allein Kiwi war immer an meiner Seite und brachte mich zum Lächeln. 
Ich setzte mich an den Küchentisch, mit dem Brief in der Hand. Ich drehte ihn mehrfach, bis ich mich schlussendlich dazu entschied ihn zu lesen, auch wenn ich es jetzt schon bereute...


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