(99) Wir sind für immer, forever

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Sonntag, 12.01
Pov Lena
„Was wollen wir heute eigentlich noch essen? Ich hab gestern einiges eingekauft, wir haben also eine große Auswahl", fragte Mark mich als wir am frühen Nachmittag den Kuchen verdrückten, den Mark mitgebracht hatte, als er uns heute Morgen Brötchen geholt hatte.
„Hast du Lust, irgendwo hinzugehen und was zu essen, bevor Emilia kommt? Ich würde schon gerne noch einmal ins Restaurant, ohne Stress mit Kind", schmunzelte ich. Mark schmunzelte ebenfalls.
„Wenn du dich gut damit fühlst", meinte er aber nur und stimmte mit den Schultern zuckend zu. „Meinst du ihr zwei haltet heute noch durch? Oder macht sie mittlerweile Anzeichen, dass sie kommen könnte?", fragte er dennoch.
Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern.
„Ich glaube nicht. Also es ist nichts, was außergewöhnlich und anders wäre als die letzten Tage. Da sind immer noch nur ganz leichte und unregelmäßige Wehen. Und selbst wenn es dann anfängt, wenn wir im Restaurant sind, dann kommt sie auch immer noch nicht sofort und wir können trotzdem noch sofort ins Krankenhaus", meinte ich entspannt. Ich war im Gegensatz zu Mark wesentlich entspannter, was sowas anging. Die meisten Geburtsberichte, die ich mir im Internet angesehen habe, hatten mich in dieser Entspanntheit bestätigt, auch wenn es generell wenige waren, die ich überhaupt gesehen hatte. Meine Freunde, die bereits Kinder hatten, haben außerdem schon oft erzählt, was sie noch alles gemacht haben, als die Fruchtblase geplatzt war, weshalb ich der Ansicht war, wir könnten ganz entspannt zum Krankenhaus fahren, wenn es denn so weit wäre.
„Wo willst du denn hin?", fragte Mark dann aber.
„Ins Moulin Rouge", grinste ich. Das war ein Restaurant, welches modern, aber doch ein bisschen urig eingerichtet war. Aber es war einfach gemütlich dort und das letzte Mal, dass wir da waren, war ewig her.
Auch auf Marks Lippen schlich sich sofort ein breites Grinsen.
„Das war das, wo wir uns damals mit Johannes das erste Mal privat getroffen haben, oder?", fragte er. Ich nickte begeistert.
Johannes hatte das damals nach einer Vorbesprechung für The Voice Kids vorgeschlagen und nach dem Tag war ich früher auch oft mit Basti oder Freunden da gewesen. Aber mittlerweile schon seit längerem nicht mehr.
„Dann gehen wir da hin", stimmte auch Mark zu.

Und sobald wir am frühen Abend ankamen und an unseren Tisch geführt wurden, hatte mich der Charme des Restaurants bereits wieder gepackt. Wir saßen in einer hinteren, etwas dunkleren Ecke, um welche wir extra gebeten hatten. Zwar war es nicht allzu schlimm, wenn wir erkannt wurden, aber erstens wollten wir ein bisschen unsere Ruhe genießen und, falls es doch mal losging, auch nicht so sehr auffallen.
„Ich kriege gerade total den Flashback", lachte ich, als ich den Blick einmal durch den Raum schweifen ließ. Auf dem Tisch griff Mark meine Hand und streichelte diese behutsam.
„Ich glaube wir saßen damals sogar auch genau hier, an diesem Tisch", schmunzelte er. Das war zwar nicht unser allererstes Treffen gewesen und auch nicht alleine, aber wir haben das erste Mal die Möglichkeit gehabt, auch über etwas privatere Themen zu reden und schon damals war er mit sympathisch und total positiv aufgefallen in seiner Art.
„Weißt du, dass ich damals schon 'nen kleinen Crush auf dich hatte", lachte Mark und ich konnte nicht anders, als ihn ungläubig anzusehen. Wir waren damals beide in einer Beziehung gewesen und deshalb wurde es nie mehr als beste Freunde.
Mark hob lachend die Hände.
„Es war nahezu unmöglich, dich nicht toll zu finden", sagte er leise und griff erneut nach meiner Hand. „Du warst an diesem Abend so pur und einfach du selbst. Du hattest einfach nur eine lockere Hose und einen Strickpullover an, aber sobald du gelacht oder einfach nur erzählt hast, da war es einfach um mich passiert. Und wahrscheinlich war das auch alles damals nur so, weil Miriam und ich in der Krise gesteckt haben. Das Ganze war auch am nächsten Tag schon wieder vorüber, weil Miriam wieder zurück nach Hause kam und wir alles geklärt haben und ich ja sowieso wusste, dass du Basti hast. Aber wären die beiden nicht gewesen- Ich weiß nicht, was dann passiert wäre."
Gerührt sah ich ihn an. Vorsichtig legte ich meine zweite Hand über unsere verschränkten Finger.
„Das war richtig süß, weißt du das?", lächelte ich und musste mit den Tränen kämpfen. „Aber vermutlich war es gut so, wie es gekommen ist. Wir waren beide damals wild, frei, offen und einfach ein bisschen zu viel von allem. Ich weiß nicht, ob das geklappt hätte, weil... Wir sind irgendwie ruhiger geworden, die letzten Jahre. Unsere Freundschaft wurde einfach enger und tiefer, wenn du weißt, was ich meine. Es war nicht mehr nur herumalbern und Spaß haben, wie zu Beginn", erklärte ich dennoch meinen Gedanken.
Mark nickte. „Ich glaube auch, es ist gut, so wie es gekommen ist. Außerdem hatten wir Jahre Zeit, um uns kennenzulernen und ich würde behaupten, wir kennen uns mittlerweile recht gut", schmunzelte er und ließ mich lächeln.
Wir wurden dadurch unterbrochen, dass unser Essen gebracht wurde, aber das war auch irgendwie gar nicht schlimm so. Alles, was wir sagen wollten, war gesagt und wir zwei einfach glücklich. Das gute Essen machte alles zusätzlich noch besser und so hätte der Abend kaum schöner werden können.

„Gucken wir noch einen Film? Oder bist du müde und willst lieber ins Bett?", fragte Mark, nachdem wir wieder zu Hause angekommen waren. Länger als gedacht waren wir tatsächlich im Restaurant geblieben. Nachdem wir aufgegessen hatten, hatte das Restaurant uns irgendwie nostalgisch werden lassen und uns fiel immer wieder irgendwas, irgendeine Situation aus den letzten Jahren ein, die der andere zum Teil schon vergessen hatte. Und so war es recht spät geworden, als wir wieder im Auto saßen und uns auf den Rückweg gemacht hatten. Bereits auf dem Rückweg hatte ich bemerkt, dass die Wehen irgendwie ein bisschen anders geworden waren. Ein kleines bisschen intensiver und vor allem regelmäßiger.
„Huh", durchfuhr mich plötzlich eine heftigere Wehe. Ich versuchte, sie wegzuatmen, was mir zum Glück auch recht gut gelang. „Ich habe irgendwie das Gefühl, ein Film zu gucken könnte schwierig werden", sagte ich und setzte mich auf einen Stuhl. Tief atmete ich ein und aus, versuchte mich zu beruhigen.
„Meinst du, es geht los?", fragte Mark überrascht und setzte sich neben mich. Behutsam legte er die Hand auf meinen unteren Rücken. „Ich glaube schon", antwortete ich und atmete die nächste Wehe so gut es ging weg.


Jetzt geht es also wirklich los🥹

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt