(29) Sag, bist du okay?

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Samstag, 11.05
Pov Lena
Nachdem meine Mama noch bis zum Nachmittag da gewesen war, wir mit Kiwi spazieren waren und sie weiter versucht hatte, mich ein wenig aufzumuntern, war ich jetzt wieder alleine. So wirklich wusste ich nicht, was ich tun sollte. Irgendwie fühlte ich mich leer und doch freute ich mich mittlerweile auf das Baby. War es nicht etwas Unvorstellbares und gleichzeitig unglaublich Schönes, ein Kind zu erwarten? So langsam begann ich tatsächlich das alles zu begreifen und mich zu freuen. Dabei war das Einzige, was mir immer noch große Sorgen bereitete, die Gespräche mit Mark und Basti, welche noch vor mir lagen.
Ich hatte beschlossen, erst mit Basti zu reden. Irgendwie hatte ich im Gefühl, dass mir das Gespräch noch einfacher fallen würde, als das mit Mark, aber wann genau das sein sollte, wusste ich noch immer nicht genau.
Aus purer Langeweile begann ich schon einmal mir ein paar Songs anzuhören und zu überlegen, was für die Battles gut geeignet wäre. Ich hatte ein paar Songs im Kopf, die gut funktionieren könnten und auch wenn wir noch keine wirkliche Konstellation zusammengestellt hatten, wollte ich schon mal ein wenig Inspiration finden.

Sonntag, 12.05
Schon als ich heute Morgen aufgewacht war, hatte ich bemerkt, dass heute ein anstrengender Tag werden würde. Ich hatte mich mit Mark verabredet. Er hatte mich gefragt und ich konnte ja schließlich schlecht absagen, ohne eine wirkliche Begründung zu haben und so blieb mir keine andere Wahl, als seine Einladung, heute Abend mit mir was essen zu gehen, anzunehmen.
Ich konnte ja nicht ahnen, dass es in solch einer Katastrophe enden würde.

Zu einem normalen Abend unter zwei Erwachsenen zählte ja mittlerweile schon fast, dass man ein Glas Wein trank, wenn man ins Restaurant ging und normalerweise trank ich diesen wirklich gerne, aber das ging nun einmal nicht mehr in der nächsten Zeit.
Es war schon eine Herausforderung, nur ein Wasser zu bestellen, aber als Mark mich dann belustigt fragte, ob ich denn heute keine Weißweinschorle trank, geriet ich schon ordentlich ins Schwitzen.
Aber ich brachte es einfach nicht über mich, ihm etwas zu sagen. Vor allem nicht im Restaurant, wo so viele um uns herum waren, die etwas hätten mitbekommen können. Es war einfach der falsche Moment.
Aber wann war der Richtige? Gab es überhaupt so etwas wie einen richtigen Moment für solche Nachrichten? Oder hatte meine Mutter recht und ich sollte nicht abwarten, sondern möglichst bald mit ihnen reden?
Ich war mittlerweile eigentlich fast davon überzeugt, dass es keinen guten Moment gab, aber das Problem war viel mehr, dass ich schlichtweg einfach keine Ahnung hatte, wann ich es dann sagen sollte. Es ist einfach viel zu verwirrend alles...

Pov Mark
Während ich nach unserem Abendessen nach Hause fuhr, machte ich mir so meine Gedanken. Irgendwie hatte Lena abwesend gewirkt, während des Essens. Sie war so unsicher und zurückhaltend, einfach ungewohnt still. So kannte ich sie überhaupt nicht. Aber irgendwie hatte ich sie auch nicht so wirklich darauf ansprechen wollen, obwohl ich wusste, dass sie irgendwas bedrückt. Sie wirkte schon seit ein paar Tagen so abwesend mit ihren Gedanken, nur hatte ich keine Ahnung, ob es an mir lag oder nicht. Natürlich hätte ich sie fragen können, aber ich wusste nicht, ob ihr Vertrauen schon wieder so groß war, dass sie mir erzählen würde, was sie bedrückte, und sie wusste ja schließlich, dass sie immer zu mir kommen konnte, wenn sie etwas beschäftigte oder sie einfach nur jemanden zum Reden brauchte.
Komisch war es ja schon, wie anders sie sich plötzlich benahm, aber vielleicht sollte ich mir darüber nicht so viele Gedanken machen und die Dinge einfach auf mich zukommen lassen. Wenn sie reden wollte, würde ich für sie da sein.
Trotzdem beschloss ich, sie noch einmal anzurufen, wenn ich zu Hause wäre, um mich noch einmal zu erkundigen, ob sie gut angekommen war, und vielleicht würde ich sie dann ja auch darauf ansprechen. Das wusste ich noch nicht so genau.

Eine gute Stunde, nachdem ich diese Gedanken immer mal wieder durch meinen Kopf gehen lassen hatte, saß ich auf meinem Sofa zu Hause und schaute auf mein Handy. Es war kurz vor zehn und ich entschied mich dazu, Lena wirklich noch einmal anzurufen.
Erst klingelte es eine Weile, bis sie dann tatsächlich noch abhob.
„Hey", meldete sie sich müde, aber ich hörte das Lächeln auf ihrem Gesicht auch durchs Telefon.
„Hey du, ich wollte einfach noch einmal anrufen und fragen, ob du gut zu Hause angekommen bist", sagte ich und überlegte krampfhaft, ob jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt wäre, sie nochmal darauf anzusprechen.
„Ja, bin ich. Ich hoffe du auch?", fragte sie schmunzelnd und mit einem leisen Lachen.
„Ja, ich bin auch gut zu Hause angekommen", erwiderte ich und entschloss in diesem Moment, sie wirklich zu fragen.
„Was ich dich aber noch fragen wollte, ist wirklich alles okay bei dir? Du wirktest teilweise so abwesend und ich wollte dich nicht unbedingt im Restaurant darauf ansprechen", versuchte ich vorsichtig etwas aus ihr herauszubekommen.
Es folgten ein paar Sekunden der Stille, was eigentlich schon Antwort genug war und zeigte, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Jedoch antwortete sie mir.
„Geht schon. Ich komme klar, mach dir keine Sorgen."
„Mache ich mir aber. Du weißt doch, dass du mit mir reden kannst, oder?", fragte ich sanft nach.
„Ja, Mark, ich weiß. Aber ich kann nicht darüber reden, bitte und ich bin auch echt müde und würde gerne schlafen gehen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn wir das Gespräch wann anders weiterführen", versuchte sie das Telefonat zu beenden, was ich natürlich sofort bemerkte. Es zeigte mir noch einmal mehr, dass irgendetwas echt überhaupt nicht in Ordnung war. Irgendwas hatte sie und ich hoffte einfach, dass sie jemanden hatte, mit dem sie darüber reden konnte, wenn sie schon nicht mit mir darüber reden wollte.
„Ja, dann mach das. Gute Nacht, Leni und schlaf gut", sagte ich nur noch sanft, ich wollte sie schließlich auch nicht drängen.
„Du auch", erwiderte sie noch, ehe wir auflegten.

Ich lag nach unserem Telefonat noch etwas länger wach und dachte darüber nach, wie und ob ich ihr überhaupt irgendwie helfen konnte. Erfolglos grübelnd schlief ich nach einiger Zeit ein.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt