(89) Zwischen Mond- und Sonnenschein

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Montag, 09.12
Pov Lena
„Ciao Mama, wir sehen uns an Weihnachten", verabschiedete ich meine Mutter, welche die letzten Tage in Berlin verbracht hatte und heute noch zurück nach Hannover musste.
„Tschüss mein Schatz", zog sie mich noch einmal in eine Umarmung. Bereits seit Minuten standen wir in meiner Wohnungstür und schafften es nicht uns endgültig zu verabschieden. So war das bei uns meistens, weil wir uns einfach doch viel zu selten sahen. Ihre Sachen hatte sie bereits vorhin aus Marks Wohnung geholt und war nur noch einmal vorbeigekommen, um richtig Tschüss sagen zu können.
Mark stand hinter mir und belächelte die Situation. Es war wirklich absurd, wenn man bedachte, dass sie in zwei Wochen schon wieder zurück war. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb wir es nun endlich wirklich schafften, einander loszulassen.
Die Tür war fast schon zugefallen, da stoppte meine Mutter noch einmal kurz. „Ach und Leni, pack endlich wirklich deine Kliniktasche. Mach das nicht erst, wenn der Weihnachtsstress im vollen Gange ist. Das ist dann auch zu kurzfristig."
Ich verdrehte lächelnd die Augen. Dieses Thema hatten wir in den letzten Tagen des Öfteren gehabt. Sie war der Meinung, dass es dafür nie zu früh sein konnte, während ich der Meinung war, das hatte noch Zeit. Vielleicht auch, weil ich noch immer nicht realisieren konnte, dass es nächsten Monat schon so weit sein sollte.
„Ich kümmere mich darum und fange später vielleicht schon an, okay?", sagte ich aber dennoch. Das stimmte meine Mutter zufrieden, sodass sie dann wirklich die Tür schloss und ging.
Langsam kam Mark ein paar Schritte auf mich zu und legte seine Arme sanft von hinten um mich.
„Wollen wir das einfach schnell machen?", fragte er. „Eigentlich haben wir doch mittlerweile alles, was wir brauchen und was da rein muss, oder?"
Kurz überlegte ich, aber stellte dann seufzend fest, dass er recht hatte. Also nickte ich und ergab mich. „Na schön, bringen wir das schnell hinter uns."
Zum Glück hatten wir bereits vor ein paar Wochen eine Liste angefertigt, sodass wir jetzt, nachdem wir die Tasche aus dem Schrank im Schlafzimmer hervorgeholt hatten, diese nur noch abarbeiten mussten. Beziehungsweise Mark tat das.
Er lief hin und her und holte die Sachen heran, welche ich dann in meine Tasche einsortierte, um die wichtigsten Sachen später auch selber finden zu können.
„Huch", gab ich plötzlich von mir, als ich einen heftigen Tritt in meinem Bauch spürte. Eigentlich war das mittlerweile nichts allzu Besonderes mehr, aber irgendwie überraschte es einen ja doch immer irgendwie.
„Alles gut?", fragte auch Mark, als er zurück ins Zimmer kam, in der Hand eine Zahnbürste, Shampoo und eine Tagescreme.
„Alles gut, ich wurde nur getreten", schmunzelte ich und nahm ihm die Sachen ab, um sie einzupacken.
„Ich glaube, wir haben jetzt auch alles drin. Also zumindest hab ich alles auf der Liste abgehakt und was jetzt noch fehlt, fehlt auf der Liste auch", sagte ich, nachdem ich die Liste noch einmal überflogen hatte.
Zufrieden nickte Mark und so brachte er die Tasche auf die Kommode im Kinderzimmer, um im Ernstfall genau zu wissen, wo diese sich befand.
„Ah, aua", stieß ich plötzlich aus und krümmte mich auf dem Bett sitzend zusammen. Ein heftiger Schmerz zog durch meinen Unterleib. „Scheiße", fluchte ich und versuchte, mit dem kurzzeitigen Schmerz umzugehen, begriff noch nicht, was hier überhaupt gerade passiert war.
„Hey, was ist los?", kam Mark auch sofort angelaufen, setzte sich neben mich und legte seine Hand auf meinen unteren Rücken. Ich konnte jedoch nur mit den Schultern zucken. Der Schmerz war wieder verschwunden.
„Ich- Ich weiß es nicht", stammelte ich. „Da war plötzlich so ein starkes Ziehen in meinem Unterbauch, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung", murmelte ich.
Für einen Moment schien Mark überfordert, genauso wie ich es eben auch war. „Sollen- Sollen wir zum Arzt? Oder zumindest mal dort anrufen?", fragte er dann, aber ich schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Jetzt geht es ja wieder und ich hab doch sowieso später den Vorsorgetermin da und dann können wir ja da einfach mal nachfragen, was das war", meinte ich. Mark sah unschlüssig aus. „Bist du sicher?"
Ich nickte. „Klar habe ich auch Sorge, aber ich denke nicht, dass das jetzt was Schlimmes war und die zwei Stunden schaffe ich jetzt auch noch", stellte ich klar und gab ihm einen kurzen Kuss. „Lass uns jetzt erstmal irgendwas zum Mittag kochen."
Daraufhin standen wir auf und auch, wenn Mark immer noch nicht begeistert über meine Entscheidung wirkte, versuchte er, mir das nicht zu zeigen. Er wusste schließlich, dass es nichts brachte, darüber mit mir zu diskutieren und letztlich würden wir sowieso bald zum Frauenarzt fahren und dort hoffentlich eine Erklärung bekommen.
Die nächsten zwei Stunden zogen sich so ziemlich. Nachdem wir den kurzen Schockmoment verdaut und uns Nudeln mit Pesto gekocht hatten, hatten wir fast immer noch eine Stunde gehabt, bis wir schließlich ins Auto steigen und losfahren konnten.
Dementsprechend lange hatte es sich angefühlt, bis wir jetzt vor der Praxis aus dem Auto steigen und die Praxis betreten konnten. Wir hatten Glück und konnten sofort ins Behandlungszimmer, ohne vorher im Wartezimmer sitzen zu müssen.
Meine Frauenärztin begrüßte uns kurz darauf freundlich. „Hallo, freut mich, sie wiederzusehen. Wie geht es ihnen?", fragte sie auch sofort.
Ich lächelte. „Ich würde sagen, soweit ganz gut. Ich hatte vorhin aber ein starkes Ziehen im Bauch und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich behauptet, dass das sowas wie eine Wehe war. Was könnte das gewesen sein?", erkundigte ich mich dann aber sofort bei ihr. Sie nickte.
„Bei dem Wort Wehe liegen sie wahrscheinlich gar nicht so falsch", sagte sie dann und sowohl Mark als auch ich sahen sie überrascht an. „Ich würde jetzt behaupten, das waren Vorwehen. Die treten so ungefähr vier bis sechs Wochen vor der Geburt auf und bereiten den Körper auf diese vor. Das ist erstmal total harmlos und kann weitestgehend ignoriert werden, wenn es keine regelmäßigen Wehen sind. Waren es doch nicht, oder?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich gucke trotzdem gleich einmal, ob alles in Ordnung ist. Einfach um sicherzugehen und sie zu beruhigen", lächelte sie dann aber. Ich erwiderte das Lächeln dankbar.
Als kurz darauf die Herztöne des Babys erklangen, musste ich wie immer lächeln. Das ließ sich auch einfach nicht abstellen, das war einfach automatisch.
„Das sieht alles soweit ganz gut aus und da brauchen sie sich auch keine Gedanken bei den Vorwehen machen. Wie gesagt, wenn sie doch schon regelmäßig werden, rufen sie an oder kommen sie vorbei, je nachdem, wie stark es ist und wie sie sich fühlen", erklärte die Ärztin noch, was ich nickend zur Kenntnis nahm.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt