(70) That smile on your face

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Sonntag, 21.07
Pov Mark
„Hey", begrüßte Lena mich am Nachmittag angespannt lächelnd an ihrer Haustür. Wir begrüßten uns, wie sonst auch, mit einer Umarmung, auch wenn diese heute etwas steifer war als sonst.
„Komm rein", bat sie mich und so zog ich die Tür vorsichtig hinter mir zu, nachdem ich über die Türschwelle getreten war.
„Magst du was trinken? Kaffee vielleicht?", fragte sie und ich hasste, dass wir gerade nicht normal miteinander umgehen konnten, dass wir beide unsicher waren, was gleich passieren würde.
„Ja, gerne", antwortete ich und deshalb folgte ich ihr kurz darauf in die Küche. Während die Kaffeemaschine durchlief, kochte der Wasserkocher Wasser. Und doch war es so still zwischen uns, dass es erdrückend war. Keiner von uns wusste so richtig, was er sagen sollte.
„Hier", reichte Lena mir schließlich den Kaffee, goss das heiße Wasser über ihren Teebeutel und wir beschlossen wortlos, uns ins Wohnzimmer zu setzen.
„Wie geht es dir? Natalie meinte, es wäre alles so weit in Ordnung", begann ich dann letztendlich das Gespräch. Ungläubig sah Lena mich an.
„Natalie hat mit dir über mich gesprochen?", wollte sie wissen und ich konnte ihre Haltung dazu nicht wirklich heraushören und deuten.
„Ja, ich dachte...", wollte ich mich erklären, doch ich wurde sofort unterbrochen. Verunsichert senkte ich meinen Blick und nahm vorsichtig einen Schluck des heißen Kaffees.
„Du dachtest, es wäre ok, aus Natalie herauszuquetschen, was ich ihr im Vertrauen erzählt habe?", wollte sie wissen und sah mich herausfordernd an.
„Nein, ich...", begann ich erneut, doch sie ließ mich nicht ausreden.
„Du hast den Abstand nicht eingehalten, den ich gefordert habe", stellte sie klar und verschränkte ihre Arme. Ich schluckte.
„Aber ich wollte doch nur wissen, ob es euch gut geht. Ich habe Natalie gefragt und nicht dich, weil du nicht wolltest, dass ich dir schreibe oder dich anrufe. Natalie hat mir erzählt, dass ihr Kontakt habt und hat mir nur versichert, dass du ok bist", versuchte ich mich zu rechtfertigen, verstand nicht, woher ihr Problem gerade kam, geschweige denn, warum das, was ich getan hatte, schlimm gewesen sein soll.
„Das ist das Problem, Mark", sagte sie und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Und was sie meinte, wusste ich erst recht nicht. Unser Zusammentreffen hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. Lena war eindeutig sauer auf mich und ich konnte daran rein gar nichts ändern, zumal ich nicht einmal verstand warum.
Plötzlich schlug ihre Laune von Verärgerung zu Frustration. Ich konnte beobachten, wie sie langsam ihre Arme und den Kopf sinken ließ und ihn in ihre Hände stützte. Kopfschütteln vergrub sie ihr Gesicht in ihren Ärmeln.
„Vielleicht wäre es besser, das Ganze wäre nie passiert", murmelte sie schließlich. „Das ist doch alles verrückt, das macht mich wahnsinnig. Ich weiß gar nicht, wie ich mit alldem umgehen soll und alles wächst mir über den Kopf." Diese Worte lösten etwas in mir aus, dass mich aus meiner Starre löste. Wie ferngesteuert stand ich vom Sessel auf und ließ mich vor sie auf die Knie fallen.
„Hey", sagte ich und legte meine Hand auf ihren Oberschenkel. „Hey, Leni, sieh mich an", wiederholte ich und streichelte ihren Oberschenkel, bis sie mich ansah. Sie schaute mich an und Tränen liefen nur so über ihre Wangen.
„Sag sowas nicht, okay? Ihr zwei seid das Beste, was mir passieren konnte", sagte ich so ehrlich, wie ich es oft nicht konnte. Nur jetzt, gerade jetzt wollte ich ehrlich sein. Für sie, für mich und für uns. Jetzt liefen die Tränen umso stärker über ihre Wangen, aber sie... Sie sah mich einfach nur an.
„Aber ich kann das nicht mehr, Mark", schluchzte sie.
„Was meinst du?", fragte ich überfordert, aber sie schüttelte den Kopf. Wir beide waren überfordert. Sie weinend auf ihrem Sofa und ich vor ihr kniend, während ich versuchte sie zu beruhigen.
„Ich kann das nicht mehr, Mark", wiederholte sie und ich wartete ab, ob sie dieses Mal noch mehr sagen würde. Und das tat sie.
„Ich will das nicht, Mark. Ich will mir sicher sein und ich will, dass du dir sicher bist. Seit Wochen sind wir irgendwas und wissen beide nicht, was dieses irgendwas ist. In ein paar Monaten kommt unser Baby auf die Welt und ich will nicht, dass das bis dahin so bleibt und wir dieses Lockere beibehalten. Ich weiß jetzt, was ich will, Mark... Ich will dich, will mit dir zusammen sein und eine richtige Familie werden. Das oder gar nichts", legte sie mir ihre Gefühle dar. Überfordert schaute ich sie einfach nur an. Sie weinte und war dabei trotzdem so wunderschön wie immer. Ihre Worte trafen mich tief in meinem Herzen und mir wurde unglaublich warm, war es doch auch das, was ich mir wünschte.
Ich merkte nicht, dass ich minutenlang schwieg, bis sie sich bewegte.
„Dann war's das wohl", flüsterte sie und wollte gerade aufstehen, als ich sie reflexartig mit meiner Hand auf ihrem Bein zurückhielt.
„Nicht", flüsterte ich. Lächelnd sah ich in ihre Augen, begriff jetzt erst so wirklich, was sie da eben gesagt hatte. Gerührt sah ich sie an.
„Ich will das auch, Leni. Ich will dich, genau so wie du bist", antwortete ich genauso leise wie zuvor, weshalb nun sie mich schweigend anstarrte. Langsam stand ich vom Boden auf und setzte mich neben sie aufs Sofa, um sie sanft auf meinen Schoß zu ziehen.
„Habe ich dir schon gesagt, wie wunderschön du bist?", flüsterte ich ihr ins Ohr. Über ihre daraufhin folgende Gänsehaut lächelnd, drückte ich ihr sanft einen Kuss an die Schläfe. Ich hatte natürlich gemerkt, dass sie noch total durch den Wind war, aber sie wirkte nachdenklich.
„Das, was ich vorhin gesagt habe", begann sie schließlich unsicher nochmal. „Das war nicht ich, die da gesprochen hat. Ich habe diese nervigen Stimmungsschwankungen und das nervt mich selbst, aber ich bin weder auf dich noch auf Natalie sauer, okay?", wollte sie sicherstellen, weshalb ich nickte.
„Alles wird gut, Leni. Ich bin dir nicht böse", stellte ich klar und wir lächelten uns an.
„Danke", sagte sie. „Für alles." Vorsichtig legte sie ihre Lippen auf meine und ein Feuerwerk explodierte in meinem Herzen. Mir war nicht bewusste, wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte. Ein Feuerwerk der Gefühle tobte in mir, und ich war einfach nur glücklich. Es fühlte sich an, wie nach Hause kommen. Lächelnd erwiderte ich den Kuss und wir verbrachten ein paar Minuten einfach nur damit, küssend auf dem Sofa zu sitzen, bis wir uns aus Luftmangel lösen müssten.
Wir beiden mussten lachen und ich grinste über die leichte Röte ihrer Wangen. Unseren Lippen konnte man definitiv ansehen, wie wir die letzten Minuten verbracht hatten, aber das war uns herzlich egal. Es konnte mich auch nicht davon abhalten, die Lippen erneut auf ihre zu legen, und als sie den Kuss genauso liebevoll und intensiv erwiderte wie zuvor, war mir klar, dass das alles so richtig war, wie es war. Ich gehörte zu ihr. Und selbst, wenn ich das nicht gewollt hätte, hätte ich spätestens jetzt keine Wahl mehr gehabt. Sie zog mich in ihren Bann, wie schon so oft zuvor.
Irgendwann setzte sie sich richtig auf meinen Schoß, aber wir unterbrachen selbst dabei den Kuss nicht. Als wir uns nach ein paar Minuten beide außer Atem allerdings erneut lösen mussten, lächelte sie mich an und strich mir sanft über die Wange.
„Ich schätze, wir sind dann jetzt zusammen", flüsterte sie vorsichtig lächelnd. Ich küsste sie noch einmal liebevoll, ehe ich ihr antwortete.
„Ja, das sind wir wohl." Ich zog sie noch enger an mich, vergrub meine Nase in ihren Haaren und atmete ihren, mir so vertrauten Geruch ein. In diesem Moment konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen. 

Finally!!

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt