(55) Alle so erwachsen um uns rum, alle außer wir

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Samstag, 08.06
Pov Lena
„Wir hatten ja ursprünglich mal gesagt, dass wir zwei ein paar Tage nach Danzig oder Warschau fahren wollen", merkte Mark nach dem Frühstück am nächsten Tag an. Ich nickte, das war eigentlich der Plan gewesen, welchen ich allerdings bis gerade fast vergessen hatte. „Stimmt, aber wir haben ja gar nichts gebucht und das irgendwie vergessen. Das klappt so knapp bestimmt dann gar nicht mehr", gab ich, ein wenig traurig, zu bedenken. Ich hätte mir gerne ein wenig mehr von Polen angeschaut, wenn wir schon mal hier waren. „Wir können ja später mal schauen, ob wir vielleicht noch was finden für ein paar Tage", lächelte Mark, welcher meine Stimmung diesbezüglich bemerkt hatte. Ich stimmte zu und so machten wir uns direkt im Anschluss, nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, auf den Weg nach oben, um mal zu schauen, was so noch möglich war. „Ich hätte jetzt Danzig oder Warschau vorgeschlagen. Hast du irgendwelche Wünsche?", fragte Mark, nachdem wir es uns mit seinem Laptop auf meinem Bett bequem gemacht hatten. Ich überlegte. „Ich glaube, ich würde gerne ans Meer, also lieber Danzig." Mark stimmte zu und so suchten wir gezielt nach Unterkünften in Danzig, die so spontan in der Hauptsaison noch verfügbar waren. „Bist du eher für eine Ferienwohnung oder ein Hotel?", fragte ich, nachdem ich bemerkt hatte, dass die Website ziemlich durchmischte Angebote anzeigte. „Mhm", machte Mark. „Ich glaube, ein Hotel ist entspannter." „Entspannung ist gut", lachte ich und so suchten wir gezielt nach einem Hotel. Tatsächlich hatten wir sogar eins gefunden und schlussendlich gebucht. Wir würden übermorgen, am Montag, fahren und bis Donnerstag bleiben. Das Wochenende wären wir dann wieder hier, bis es auch schon zurück nach Berlin gehen sollte. Unglaublich, dass wir schon fast eine Woche hier waren. Es ist so viel passiert, auch zwischen uns beiden. Inzwischen saßen wir draußen auf der Terrasse in der Sitzecke. Mit den Gedanken an die kommenden Wochen, ließ ich mich erschöpft gegen Mark fallen, nachdem ich uns etwas zu trinken aus der Küche geholt hatte. „Was ist los?", fragte Mark sanft, nachdem er seine Arme um mich geschlungen hatte und strich mir verträumt durch die Haare. Mich überkam eine Gänsehaut und ich musste selber schmunzeln bei der Feststellung, was Mark für eine Wirkung auf mich hatte. Ich seufzte. „Ich will nicht zurück nach Berlin", gab ich nun vorsichtig zu. Mark sagte daraufhin erstmal nichts, strich mir nur weiter durch die Haare, wusste scheinbar, dass ich noch etwas hinzufügen wollte. „Da müssen wir so aufpassen, dass uns keiner sieht, insbesondere in ein paar Monaten, wenn wir mal zusammen unterwegs sind. Außerdem werden die nächsten Wochen stressig. Die Sing-Offs sind abgedreht, das heißt, bald sind Proben für das Finale, was nächsten Monat stattfindet. Ich genieße gerade einfach diese Ruhe und ich will noch nicht, dass das vorbei ist." Mark gab ein zustimmendes Brummen von sich, was ich spüren konnte, da mein Kopf halb auf seiner Brust lag. „Ich weiß, was du meinst. Das Gefühl habe ich jedes Mal, wenn ich hier bin. Hier ist einfach alles so normal. Wir leben ganz normal unseren Alltag, ohne Druck von Anderen zu bekommen. Aber wir zwei schaffen das zusammen, hm?" Ich sah zu ihm auf und verlor mich in seinen Augen. „Bestimmt", hauchte ich ihm zu, beeinflusst von seinen vorherigen Worten. Mark lächelte mir zu und kam mir ein Stück entgegen, bis ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte und er anschließend sanft seine auf meine Lippen legte. Zufrieden erwiderte ich den Kuss. „Außerdem ist noch nicht einmal die Hälfte der Zeit vorbei und übermorgen zeige ich dir erstmal ein bisschen mehr von Polen", ergänzte Mark noch, obwohl ich sowieso schon wieder zufrieden war. Stimmungsschwankungen waren echt etwas Komisches. Ich lächelte ihn an. „Das wird schön", murmelte ich, bevor ich mich in seine Arme kuschelte und für einen Moment die Augen schloss. „Ich freue mich darauf", flüsterte Mark mir leise ins Ohr, wissend, dass er dadurch schon wieder eine Gänsehaut bei mir verursachte. Wie konnte er nur so unglaublich liebevoll sein, bei allem, was er tut? „Könnt ihr mal aufhören so süß zu sein?", riss Natalie mich aus meinen Gedanken und ließ mich die Augen wieder öffnen. Sie stand lachend, mit einem Messer in der Hand, vor uns. „Ich werde noch neidisch, weil Ben nicht hier ist", gab sie dann gespielt beleidigt von sich, woraufhin Mark, sowie ich, nur lachen konnte. „Sorry Schwesterherz", lachte Mark und dennoch schaute Natalie ihn betrübt an, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. „Du willst uns jetzt dafür aber nichts antun, oder?", fragte Mark Natalie lachend, mit einem Blick auf das Messer in ihrer Hand. „Oh Gott, Nein!", lachte sie. „Ich bringe doch nicht meinen Celebrity ship um, nur weil Ben nicht hier ist." Das ließ mich rot werden. Mark und ich waren kein Paar. Zumindest noch nicht, man wusste ja nicht, was sich so entwickeln kann. „Mama hat Kuchen gebacken und ich sollte euch fragen, ob ihr mit reinkommt, weil wir den jetzt essen wollten", erklärte sie dann, was uns gespielt erleichtert lachen ließ. „Danke der Gnade", lachte ich und ließ mich von Mark auf die Beine ziehen, sodass wir reingehen konnten. „Uhh Käsekuchen", gab ich erfreut von mir, als wir uns setzten und Natalie bereits begann, den Kuchen anzuschneiden. „Ja, ja, Käsekuchen. Du hast mir bisher immer noch keinen gebacken", spielte Mark den Beleidigten und pikste mir in die Seite. Ungläubig sah ich ihn an, hätte nicht gedacht, dass er sich daran erinnert. Ich hätte es selbst fast vergessen, unser Interview für Trolls von vor über drei Jahren. „Daran erinnerst du dich?!", fragte ich erstaunt. Seine Familie blickte verwirrt zu uns, sodass Mark sie aufklärte. „Wir haben für Trolls, den Film, den wir beide synchronisiert haben, ein Interview gegeben und kamen irgendwie zu Käsekuchen. Lena hat mir damals versprochen, mir mal einen zu backen, weil sie das ganz gut kann, aber hat es bis heute nicht gemacht", erklärte er mit einem auffordernden, schelmischen Grinsen an mich. Abwehrend hob ich die Hände. „Sorry, ich habs vergessen", verteidigte ich mich. „Sobald wir zurück in Berlin sind, kriegst du deinen langersehnten Käsekuchen, ich schwöre!" Marks Mutter kam und betrachtete uns kurz schmunzelnd, wie wir uns lautstark, gespielt kindlich, unterhielten. „Die Küche steht dir auch zur Verfügung, wenn du backen willst, aber jetzt haben wir ja erstmal einen Käsekuchen", sagte sie dann und setzte sich mit einem Lächeln mir gegenüber an den Tisch. Dankbar erwiderte ich ihr Lächeln und wir begannen, den Kuchen zu essen.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt