(84) Ich kenn dein' Namen schon lang', bevor's dich gibt

141 11 4
                                    

Montag, 28.10
Pov Lena
„Warte mal kurz. Ich muss kurz Pause machen", atmete ich schwer und musste auf der Treppe haltmachen. „Ich hab dir gesagt, wir können auch den Aufzug nehmen, aber dafür warst du zu stur", schmunzelte Mark, wartete aber ein paar Stufen weiter. Wir kamen gerade vom tatsächlich schon letzten Ultraschalltermin. In zehn Wochen sollte die kleine Maus schon kommen. Die letzten Tage merkte ich das auch immer öfter und deutlicher. Die Kurzatmigkeit nahm mittlerweile rasanter zu und das war auf jeden Fall eine der Sachen, die absolut nervtötend waren im Alltag.
„Ich glaube, es geht wieder", sagte ich allerdings, nachdem ich eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatte und wir gingen die letzten Treppenstufen nach oben.
„Ich muss noch ein bisschen was arbeiten", erklärte Mark, als ich die Tür aufgeschlossen hatte, was ich allerdings nur mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Bereits seit Wochen arbeiteten wir beide auf Hochtouren, um so viel wie möglich zu schaffen, um möglichst viel Zeit zu dritt zu haben, sobald unsere Tochter da wäre.
„Wie lange brauchst du? Soll ich uns was kochen?", fragte ich und lief bereits in die Küche, nachdem ich mir die Schuhe ausgezogen hatte. Mark antwortete noch und stimmte zu und verschwand dann auch schon in meinem Arbeitszimmer, weil er eine Telefonkonferenz hatte. Eigentlich war es inzwischen sogar auch sein Arbeitszimmer.
Letzte Woche hatten wir relativ spontan entschieden, seine wichtigsten Sachen hierher zu holen und so kam es, dass er jetzt gerade so gut wie hier wohnte. Zwar hatte er noch seine eigene Wohnung, die er auch noch behielt und wo er auch ab und zu war, aber das hier war jetzt irgendwie auch seine Wohnung. Und das machte mich glücklich.
Mit einem breiten Lächeln schaltete ich das Küchenradio an und begann ein paar verschiedene Gemüsesorten abzuwaschen, zu schälen und in Stücke zu schneiden. So verging die Zeit auch recht schnell und ehe ich mich versah, war das Essen auch schon fertig. Tatsächlich schien auch Marks Konferenz genau zum selben Zeitpunkt beendet gewesen zu sein, da er genau im passenden Moment die Küche betrat.
„Oh, Gemüseauflauf", murmelte er mit einem Lächeln. „Danke fürs Kochen."
Genau in dem Moment begann mein Magen zu knurren, weshalb wir beide lachen musste. Mark deckte noch schnell den Tisch und ich holte den Auflauf aus dem Ofen, sodass wir kurz darauf endlich anfangen konnten zu essen. Genießerisch schob ich mir ein Stück Zucchini zwischen die Lippen, was Mark grinsen ließ.
Insgesamt war es recht still zwischen uns und jeder hing so seinen Gedanken nach. Gerade deshalb war es wahrscheinlich auch keine unangenehme Stille und Zufriedenheit flutete den Raum.
„Du, Mark?", begann ich dann aber schließlich, als wir bereits seit einiger Zeit fertig waren, ein Thema, was mir schon seit ein paar Tagen auf dem Herzen lag. Mark hob den Blick und sah mich abwartend an.
„Wir, also- Wir haben noch keinen Namen für die kleine Maus und ich wollte einfach mal wissen, was du dir so vorstellst", gab ich möglichst so wieder, als wäre mir das gerade spontan eingefallen. Dass aber auch Mark wusste, dass mich das schon länger beschäftigte, bemerkte ich spätestens an seinem Schmunzeln. Er kannte mich eben doch besser, als ich es mir so manchmal eingestehen wollte, aber das war ja auch einfach das Tolle.
„Klar habe ich darüber schon nachgedacht", sagte er schließlich, weshalb ich ihn jetzt neugierig ansah. „Also ich finde ja eigentlich sowas wie Leona oder Helena schön, aber ich glaube, das kommt wohl kaum infrage, weil das zu nah an deinem Namen ist", erklärte er unschlüssig. Ich nickte. „Helena ist wirklich schön, aber ja, das ist wahrscheinlich meinem Namen zu ähnlich", seufzte ich.
„Ich mag Ella und Tilda. Wobei Ruby auch schön ist, aber ich weiß nicht so recht, ob englische Namen für uns überhaupt so richtig in Frage kommen", ließ ich den letzten Teil wie eine Frage klingen.
Unschlüssig sah ich wie, Mark abwägte. „Ich weiß nicht so recht. Ehrlich gesagt konnte ich englischen Namen noch nie so wirklich viel abgewinnen", gab er dann aber zu.
„Muss ja auch nicht", lächelte ich.
„Aber Ella und Tilda sind schön", ergänzte Mark dann noch, schien aber nicht vollständig überzeugt von dem Namen. „Was hältst du von Emilia?", fragte er schließlich.
„Gott, ja. Ich liebe diesen Namen", gab ich breit grinsend zu, was Mark leise lachen ließ. „Wobei ich dann eigentlich der Meinung bin, wir brauchen einen Zweitnamen, weil der Name in den letzten Jahren so häufig benutzt wurde. Aber auch nicht so was standardmäßiges wie Sophie oder Marie. Das ist auch langweilig", war ich der Meinung. Mark nickte.
„Von mir aus können wir auch einen Zweitnamen zu Emilia suchen", stimmte er dann zu.
Und so waren wir die nächste Zeit damit beschäftigt, uns gegenseitig verschiedene Namen vorzuschlagen, die als zweiter Vorname zu Emilia passten. Es fielen Namen wie Luise, Sofia und Jolie, aber irgendwie schaffte es keiner uns in der Kombination so wirklich zu überzeugen.
„Was hältst du davon, wenn wir den restlichen Abend endlich mal damit verbringen, das Kinderzimmer ein Stück weiter fertig zu machen?", schlug Mark also schließlich vor, als wir beide merkten, dass uns das heute nicht mehr so viel weiterbringen würde, noch weitere Namen zu googeln und uns gegenseitig vorzuschlagen. „Wir haben ja noch Zeit, uns endgültig für einen Namen zu entscheiden und ich könnte die restlichen Möbel zu Ende aufbauen und du das Mandala malen." Die Idee war gut, also stimmte ich zu und wir begaben uns, nachdem wir die Küche wieder aufgeräumt hatten, ins Kinderzimmer, wo sich in den letzten Wochen so einiges getan hatte. Das alte Gästebett war umgezogen in eine freie Ecke des Büros, sodass immer noch jemand hier übernachten konnte, wenn dies nötig wäre und die Wände hatten wir neu gestrichen. Die Möbel wurden geliefert und die Kommode inklusive Wickeltisch hatte Mark am Wochenende sogar bereits aufgebaut. Wir hatten uns dazu entschieden, die Farben recht neutral zu halten, aber auf farbliche Akzente verzichten konnten wir auch nicht, weshalb ich Mark dazu überredet hatte, ein rosa-pinkes Mandala über die Kommode malen zu dürfen, welches sich vom sandigen Farbton der Wand abhebt. Genau damit begann ich auch jetzt, als Mark begann sich dem Aufbau des Babybettes widmen.
„So langsam kann ich mir das alles viel mehr vorstellen", murmelte ich und malte konzentriert das Muster, welches ich gestern schon auf der Wand vorgezeichnet hatte, mit einem dünnen Pinsel nach. „Der Gedanke wird von Tag zu Tag realer und schöner", stimmte auch Mark mir zu und schenkte mir ein Lächeln, welches ich erwiderte, bevor ich mich wieder der Wand widmete und wir in ein angenehmes Schweigen verfielen.
„Was hältst du von Marleen?", fragte ich Mark schließlich wie aus dem Nichts. Der Name war so plötzlich in meinen Kopf gekommen, dass ich gar nicht anders gekonnt hatte, als ihn sofort vorzuschlagen. Emilia Marleen. Irgendwie konnte ich mir das gut vorstellen. Der Name passte irgendwie perfekt.
„Emilia Marleen", murmelte nun auch Mark und ich konnte beobachten, wie sich sein Blick veränderte. Er erhellte sich und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Der passt", sagte er und stoß ein ungläubiges leises Lachen aus. Er legte den Akkuschrauber, den er gerade noch benutzt hatte, beiseite und stand auf. „Hast du gerade einfach mal so spontan den Namen herausgehauen?", fragte er schmunzelnd und lehnte sich zu mir herunter, um mir einen Kuss auf den Scheitel zu drücken.
Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn du den genauso gut findest wie ich, dann würde ich sagen, stellen wir den Rekord in der schnellsten Namensfindung überhaupt", lachte ich. „Gut ist untertrieben! Der ist- Er ist perfekt", stellte Mark sofort klar, was mich lachen ließ.
„Emilia Marleen also", flüsterte er und strich sanft über meinen Bauch, während ich die Hände in seinen Nacken wandern ließ. „Ich liebe euch", murmelte ich und legte meine Lippen auf seine.

Ich habe sehr lange nach einem Namen gesucht, den ich passend finde und der mir zu 100% zusagt und mag den echt gerne. Wie findet ihr ihn?
Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch!☺️

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt