(48) Und in Momenten wie diesen, spür ich das Glück und die Liebe

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Donnerstag, 06.06
Pov Lena
Bereits gestern auf dem Rückweg vom See hatte ich gemerkt, dass es mir zunehmend schlechter ging. Jetzt, wo ich noch in meinem Bett lag und langsam wach wurde, bestätigte sich meine gestrige Annahme: Ich hatte es erneut mit Schwangerschaftsbeschwerden zu tun. Ich fühlte mich träge, hatte Hunger und gleichzeitig das Gefühl, mich übergeben zu müssen, sobald ich etwas esse. Ich grummelte vor mich hin, hatte das Aufstehen schon eine Weile vor mir hergeschoben. Mark und Natalie waren mittlerweile beide schon aufgestanden und ich lag hier alleine. Ein kurzer Blick auf mein Handy zeigte mir, dass es bereits halb elf war. Erneut stöhnte ich auf und zog die Decke über meinen Kopf, versuchend, dadurch meine Beschwerden zu vertreiben, doch leider nützte dies' nichts. Kurz darauf klopfte es, die Tür ging einen Spalt weit auf und Mark steckte langsam seinen Kopf durch die Tür. „Alles gut bei dir?", fragte er, als er sah, dass ich immer noch im Bett lag. Ich setzte mich auf und zuckte mit den Schultern. Mark betrat das Zimmer und zu meiner Überraschung folgte Natalie ihm mit einem Tablett. Immer noch müde sah ich die beiden mit kleinen Augen an, während sie mich kritisch musterten. Natalie kam zu mir und stellte das Tablett auf den Nachtschrank. „Wir dachten, es wäre langsam vielleicht mal Zeit zu frühstücken", meinte sie und erlangte dadurch ein schwaches, aber ernsthaft dankbares Lächeln. „Danke", erwiderte ich und erhaschte einen Blick auf das Tablett. Es war beladen mit einer Scheibe Brot, ein paar Erdbeeren, einer kleinen Schale Müsli mit Mandelmilch und einem Glas Orangensaft. Es sah echt lecker aus und ich war den beiden ernsthaft dankbar, weil ich auch wirklich Hunger hatte. Nur das Übelkeitsgefühl war noch nicht verschwunden. „Ich lasse euch mal kurz alleine", sagte Natalie und verließ das Zimmer, sodass Mark sich auf mein Bett setzen konnte. „Was ist los?", fragte Mark, ohne dass ich etwas sagen musste. Normalerweise stand ich viel früher auf und war meistens auch morgens schon fröhlicher als heute. „Man, Ich- Ich will dich damit nicht nerven, ich-" „Tust du nicht, was ist los?", unterbrach Mark mich sanft und strich über meinen Oberarm, da ich mich mittlerweile ganz aufgesetzt hatte und neben ihm saß. „Mir geht's nicht so gut. Gestern habe ich das schon gemerkt. Auf dem Rückweg vom See. Mir wurde übel und so lecker das Abendessen auch war, ich konnte echt nicht viel essen. Ich habe nichts gesagt, weil ich gehofft hatte, dass es heute besser wird, aber das wurde es nicht, obwohl ich heute total Hunger habe gleichzeitig", versuchte ich mein Empfinden zu erklären. „Sag doch was", seufzte Mark. „Was willst du denn dagegen machen?", fragte ich verzweifelt. „Das geht schon wieder weg. Ich muss gleich erstmal was essen." Mark nickte unzufrieden. „Willst du einen Tee? Soll ich dir einen machen?" „Später vielleicht", lächelte ich ihn an. Konnte er nicht endlich aufhören, sich so süß um mich zu kümmern? Das tat meinen Gefühlen überhaupt nicht gut. „Kann ich dir denn irgendwas Gutes tun?", fragte er trotzdem weiter. Ich überlegte einen Moment. Dann schüttelte ich langsam den Kopf. „Ben kommt heute, also Natalies Verlobter", erklärte Mark mir dann. Ich lächelte. Das freut Natalie bestimmt, zumindest schien sie ihn die letzten Tage öfter vermisst zu haben. Ich kannte das ja auch von Basti damals, wenn wir uns mal länger nicht gesehen haben. „Bleibt er länger?", fragte ich, da Natalie eigentlich erzählt hatte, dass er wegen seiner Arbeit gar nicht kommen konnte. Während ich auf eine Antwort wartete, schob ich mir eine Erdbeere zwischen die Zähne. So langsam hatte ich den Hunger auch wirklich bemerkt und es tat gut, etwas zu essen. Mark schüttelte den Kopf. „Eigentlich wäre er ja gar nicht gekommen, aber er musste für einen Arbeitskollegen einen Termin übernehmen, der nicht so weit von hier entfernt ist, wie deren Zuhause, und deshalb kann er heute vorbeikommen, muss aber später noch weiter. Morgen früh ist dann sein Termin und danach kommt er wieder hierher bis abends", erklärte Mark mir. Irgendwie war ich gespannt, Natalies Freund kennenzulernen. Ich nickte. „Ist für heute irgendwas geplant?" Mark nickte. „Meine Familie wollte ins Theater nach Bydgoszcz. Geht es dir dafür gut genug? Oder wollen wir lieber hier bleiben?", fragte er mich mitfühlend. „So gerne ich auch mit wollen würde, die Stadt angucken und so, ich glaube, ich will heute nichts anderes machen, als Entspannung. Aber fahr wenigstens du mit", seufzte ich betrübt. „Dann bleiben wir hier und machen uns einen schönen Abend", erwiderte Mark bestimmt und zerstörte damit meine Vorstellung, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Wenn wir beiden hier alleine bleiben, werde ich an nichts anderes denken können als an ihn. „Wenn du meinst", sagte ich dennoch schmunzelnd, es war ja auch irgendwie süß, dass er bei mir bleiben wollte.
Nachdem ich dann zu Ende gefrühstückt und mich angezogen hatte, gingen wir schließlich nach unten. Zu meiner und auch Marks Überraschung war Ben inzwischen sogar schon da, was ich daran erkannte, dass Natalie glücklich auf dem Sofa, in den Armen eines mir unbekannten Mannes saß. Mark begrüßte ihn sofort erfreut. Die beiden schienen sich auch schon eine Weile nicht mehr gesehen zu haben, sich aber sehr gut zu verstehen. Auch ich begrüßte ihn kurz, ging dann aber in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Marks Mutter folgte mir, was ich zunächst allerdings nicht bemerkte. „Hey, wie geht es dir? Ich habe Marek und Natalie nach oben geschickt, um mal nach dir zu sehen und dir Frühstück zu bringen", meinte sie besorgt, als sie in der Küche ankam. Sie tätschelte meinen Arm und begutachtete mich kritisch. „Danke. Es geht so. Mir ist ein wenig übel, was nach dem Essen aber ein kleines bisschen besser geworden ist. Aber ich fühle mich so träge heute. So leid es mir tut, aber ich würde heute auch lieber hier bleiben." Sie schien einen Moment zu überlegen. „Willst du ein Bad nehmen, später vielleicht? Das hat mir damals immer geholfen zu entspannen und dadurch ist es meistens auch wieder besser geworden", schlug sie vor. Nach kurzen Zögern stimmte ich zu. Ein Bad konnte mit Sicherheit dabei helfen, mich ein wenig zu entspannen. „Ich lege dir nach oben ins Bad ein Badesalz. Das kannst du gerne benutzen. Natalie und ich mögen das sehr gerne." „Danke", bedankte ich mich lächelnd und trank einen Schluck aus meinem Glas Wasser.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt