(66) My friends all come over

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Freitag, 12.07
Pov Lena
„Hey", begrüßte ich Natalie gegen Mittag an meiner Wohnungstür. „Hey", erwiderte sie und umarmte mich. „Wie gehts dir?", fragte ich und bat sie herein. „Deine Schuhe kannst du einfach dahin stellen oder anlassen, wie du magst", sagte ich und zeigte auf meinen kleinen offenen Schuhschrank für die Schuhe, die ich im Alltag des Öfteren trug.
„Ok", antwortete sie und zog sich ihre Schuhe aus. „Mir geht es echt gut, aber wie geht es dir? Hast du immer noch so mit Übelkeit zu kämpfen, wie in Polen?", fragte sie und blickte auf.
Ich lachte. „Ne, zum Glück nicht mehr. Körperlich geht es mir mittlerweile wieder super. Natürlich verändert sich mein Körper, aber aktuell hat das eher wenige Nebenwirkungen."
Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns aufs Sofa. „Und wie geht es dir sonst so?", fragte Natalie einfühlsam.
Diese Frage hatte ich erwartet. Schließlich wusste sie alles, weil wir in letzter Zeit, seit Polen, intensiveren Kontakt hatten und ich ihr alles erzählt habe. Doch ich konnte noch immer keine Antwort auf diese Fragen finden, weshalb ich nur mit den Schultern zuckte.
„Ich weiß es nicht", seufzte ich schließlich und Natalie sah mich bemitleidend an. „Ich vermisse Mark. Natürlich tue ich das, aber ich merke auch, dass es mir guttut und ich diese Zeit gerade irgendwie brauche", erklärte ich. Sie nickte verständlich.
„Ich hatte gestern seit langem mal wieder eine Therapiestunde", sagte ich nach einer kurzen Pause. Überrascht sah sie auf.
„Ich wusste nicht, dass du in Therapie bist", sagte sie verwundert. Übel nehmen konnte ich es ihr nicht. Das Thema war in der Gesellschaft irgendwie immer noch ein Tabuthema. Leider.
„Ja, doch. Ich bin vor zwei Jahren ungefähr das erste Mal hingegangen. Nicht mal unbedingt, weil es mir schlecht ging, sondern einfach nur, um Wege zu finden, mit dem ganzen Stress und Druck umzugehen", erklärte ich ihr. „Anfangs war ich nur selten da, doch irgendwie wurde es immer häufiger und es hat mir gutgetan. Durch den ganzen Stress dann Ende des letzten Jahres, habe ich das Ganze irgendwie schleifen lassen und war jetzt seit Monaten gar nicht mehr da, bis gestern halt."
Nachdenklich betrachtete Natalie mich. „Meinst du, das hilft dir in dieser Situation, um damit umzugehen?", stellte sie eine berechtigte Frage. Genau darüber hatte ich auch bereits nachgedacht.
„Ich schätze schon", meinte ich schließlich. „Ich fand es ja gestern schon erleichternd, mit jemandem zu reden, der nicht voreingenommen ist. Mit jemandem, der einen objektiven Blick auf meine Lage werfen kann, aber dem ich trotzdem vertrauen kann", zuckte ich mit den Schultern und erklärte meinen Gedankengang.
„Aber jetzt mal weg von mir. Wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen?", fragte ich, da Natalie ja nächsten Monat heiraten wollte.
„Ach ja", sagte Natalie und begann, in ihrer Tasche zu kramen, ehe sie triumphierend einen weißen Umschlag herauszog. Schief grinsend sah ich sie an. „Die Einladungen sind endlich endlich fertig", sagte sie und überreichte mir diese. Schon in den vergangenen Tagen hatte sie mir erzählt, dass es durch die Druckerei Verzögerungen im Zeitplan gab. Bereits Anfang des Jahres hatten sie die Karten bestellt, welche Mitte Juni verschickt werden sollten. Das hatte jedoch nicht funktioniert, da es einen Fehler in der Druckerei gab.
„Ich bin so froh, diese Einladungen jetzt endlich verschickt zu haben, wobei ich es immer noch doof finde, dass ich erstmal alle inoffiziell per Telefon einladen musste, nur weil die Druckerei es nicht rechtzeitig hinbekommen hat.
„Wenigstens sind sie jetzt da", sagte ich und zog die Einladung aus dem Umschlag. „Oh wow, ist die schön", sagte ich überrascht beim Anblick der Karte. Das Warten hatte sich definitiv gelohnt. Die Karte war cremeweiß mit minimalistischen Prägungen und vorne standen die beiden Namen in beiger schnörkeliger Schrift. „Ja, ich bin auch echt glücklich mit der Entscheidung", meinte Natalie zufrieden lächelnd.
Plötzlich spürte ich ein Stupsen an meinem Knie und als ich von der Karte aufsah, stand Kiwi vor mir und sah mich an. So war sie schon immer. Eher fragend, als fordernd.
„Ich glaube, sie will raus", seufzte ich. „Wäre es schlimm, wenn wir kurz eine Runde drehen?", fragte ich Natalie, jedoch schüttelte sie den Kopf. Also standen wir auf und zogen uns im Flur Schuhe an und verließen die Wohnung, nachdem ich mir noch Kiwis Leine geschnappt hatte.
„Gleich da drüben ist ein Park", sagte ich und deutete nach rechts. „Und nur ein paar Straßen von hier entfernt ist mein Studio und Büro", erklärte ich, nachdem wir ein paar Minuten gegangen waren. „Eine schöne Gegend", entgegnete Natalie. „Ja, auf jeden Fall, zumindest für Berlin", lachte ich. „Alleine schon wegen Kiwi wollte ich nicht in die komplett überfüllten Bezirke und ich wollte ein bisschen Natur um mich herum haben", ergänzte ich noch.
„Leni", hörte ich plötzlich jemanden hinter mir rufen und ich erkannte die Person sofort, als ich mich umdrehte. „Bella, hey", gab ich überrascht von mir, als sie vor uns zu stehen kam und umarmte sie kurz.
„Was machst du hier?", fragte ich verwundert. „Ich hab was im Büro vergessen und musste das vorm Wochenende eben noch holen", erklärte sie und beäugte Natalie daraufhin.
„Oh, sorry", fiel mir in diesem Moment ein, dass die zwei sich gar nicht kannten. „Bella, das ist Natalie, Marks Schwester und Natalie, das ist Bella, meine Assistentin, aber viel mehr, eine meiner besten Freundinnen", stellte ich sie daraufhin vor. „Hey, freut mich. Ich hab schon einiges von dir gehört", sagte Natalie und die beiden umarmten sich auch kurz.
„Magst du eine Runde mit in den Park? Oder hast du keine Zeit?", fragte ich Bella, doch diese winkte ab.
„Ich will euch nicht stören", erwiderte sie. „Aber das tust du gar nicht", meinte Natalie freundlich, sodass wir uns nach einem weiteren Zögern und anschließendem Zustimmen von Bella, zu viert auf den Weg in den Park machten.
Ich war einfach glücklich. Meine beste Freundin verstand sich mit der Tante meines Kindes, welche mittlerweile auch zu einer guten Freundin geworden ist. Ab und zu stellte ich mir jedoch vor, wie es wäre, mit Mark hier zu sitzen und Kiwi beim Spielen zuzusehen, wie später auch dem kleinen Knopf. Und ich musste lächeln und spürte dieses Kribbeln in mir.
Es würde gut werden. Daran hatte ich keinen Zweifel.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt