(79) Liebe, das ist das, woraus du bist

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Samstag, 24.08
Pov Lena
„Ich glaube, es ist langsam Zeit für euren Hochzeitstanz", meinte Bens Mutter irgendwann und alle stellten überrascht fest, dass die Zeit tatsächlich schon ordentlich vorangeschritten war. Es war fast acht Uhr und so begaben sich Natalie und Ben Hand in Hand zur Tanzfläche. Am Restaurant lag ein Wintergarten, dessen Wände geöffnet waren, weil es doch wärmer geworden war, als ursprünglich gedacht. Dadurch, dass der Wintergarten Teil des eigentlichen Raumes war und bei anderen Veranstaltungen einfach nur zum Essen genutzt wurde und mit Tischen besetzt war, konnten alle Gäste noch sitzen bleiben und dem Brautpaar dabei zu sehen, wie sie begannen sich langsam im Rhythmus des Walzers zu bewegen. Marks Mutter schien ganz aufgeregt und ich musste schmunzeln darüber, war mir sowas doch teilweise fast ein bisschen zu altmodisch und traditionell. Aber irgendwie gehörte es auch dazu und so war es ganz schön dem verliebten Paar, welches sich auf der Tanzfläche im Rampenlicht befand, zuzusehen.
Nach dem Hochzeitstanz wurde ganz normale Musik gespielt und so zog es immer mehr Menschen ebenfalls auf die Tanzfläche. Schon seit ein paar Minuten überlegte ich, ob ich Mark, von welchem man nicht unbedingt behaupten konnte, dass er gerne tanzte, dazu überreden konnte, mit mir tanzen zu gehen. „Willst du tanzen?", kam er mir jedoch zuvor und hielt mir die Hand hin. In seinem Blick konnte ich sehen, dass er das nicht nur fragte, um mir eine Freude zu machen, weil er wusste, wie gerne ich tanzen ging, sondern auch, weil er es zumindest zu einem kleinen Teil selber auch wollte, selbst wenn der Teil wahrscheinlich sehr, sehr klein war.
Marks Mutter schmunzelte jedenfalls als wir aufstanden und uns ebenfalls in Richtung Tanzfläche verabschiedeten. Sie wusste schließlich mindestens genauso gut wie ich, dass Mark und Tanzen ungefähr so gut zusammen passte, wie Schnee und Frühling. Umso mehr freute es mich, dass er seine Hände sofort an meine Taille legte und mich sanft zur Musik führte, ehe wir die Tanzfläche betraten. Die Musik war gut und so hatte sogar Mark zu meiner Freude nach ein paar Minuten sichtlich Spaß.
Das Brautpaar hatte irgendwie die Tanzfläche verlassen, da Paul vorgeschlagen hatte, noch ein paar Bilder am Strand im Sonnenuntergang zu machen. Das ließ Natalie sich nicht zweimal sagen und so waren die beiden mit Paul an den Strand verschwunden, während wir noch weiter mit den anderen Paaren um uns herum übers Parkett tanzten.
Später am Abend, als die beiden längst wieder da waren, wurde es Zeit, die Hochzeitstorte, welche von zwei Kellnern in den Fokus der Leute geschoben wurde, anzuschneiden. Sie war ebenfalls wie der Rest der Dekoration farblich in rosé und weiß gehalten und schmeckte mindestens so gut wie sie aussah.
„Die ist der Wahnsinn", sagte ich und blickte zu Mark, welcher neben mir saß und lachte. Aber er stimmte mir zu und aß den letzten Bissen, bevor er seinen Teller abstellte und mich verträumt anschaute.
Überwältigt von der Geschmacksexplosion, dauerte es einen Moment, bis ich das überhaupt bemerkte. „Was ist?", nuschelte ich dann schmunzelnd, das letzte Stück Torte ebenfalls im Mund und stellte meinen Teller neben seinen.
„Ich kann heute irgendwie einfach nicht genug von dir bekommen. Ich kann nicht anders, als dich immer und immer wieder anzuschauen. Du siehst so wunderschön aus und ich weiß, das habe ich heute schon ein paar Mal gesagt, aber wenn du willst, kann ich dir das ohne zu zögern auch immer und immer wieder sagen, weil es stimmt", erklärte er ehrlich. Ich wurde ein bisschen rot, was man wegen des gedämmten Lichts zum Glück nicht sehen konnte. „Du bist süß", lächelte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Kommst du auch nochmal mit tanzen?", fragte ich und sah ich bettelnd an. Augenverdrehend stand er auf, lachte und hielt mir die Hand hin, um mich an seine Seite zu ziehen und zur Tanzfläche zu gehen.
Schnell wurde es aber viel zu warm, um es lange auszuhalten. Es waren mehr Menschen auf der Tanzfläche als noch vorhin und demnach war es viel heißer und unerträglicher. „Kommst du mit nach draußen?", fragte Mark mich über die Musik hinweg und ich nickte. Also bahnten wir uns einen Weg durch die Menge und konnten endlich die kühle Abendluft einatmen.
„Gehen wir ein Stück Richtung Strand?", fragte er und wieder konnte ich nur stumm nicken. Irgendwie war der Moment von der einen auf die andere Sekunde umgeschlagen. Die nahezu magische Atmosphäre brachte mich dazu, einfach stumm zuzustimmen und Marks Hand meine umfassen zu lassen, während er mich weg von der Party führte.
„Wow", staunte ich nicht schlecht, als ich den wolkenlosen Himmel betrachtete. Jeder einzelne Stern war hell und klar leuchtend über dem Meer zu sehen. Auch Mark staunte nicht schlecht. Schweigend standen wir so da. Ich an ihn gelehnt und er seine Arme um mich geschlungen.
„Ich will sowas auch irgendwann", flüsterte ich in die Nacht. Alles um uns herum wirkte still und ich wusste, dass Mark genau verstand, was ich meinte. Von weiter weg drang die Musik gedämmt zu uns herüber und die Wellen schlugen imposant, aber nichts könnte gerade egaler sein. Es gab nur uns beide, weiter nichts.
„Ich könnte mir nicht schöneres vorstellen", antwortete Mark und küsste sanft mein Ohr. Ohne viele Worte war klar, was gemeint war und was wir fühlten. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf und schaute zu Mark hoch. Ich konnte kaum so schnell gucken, da trafen sich unsere Lippen schon. Ganz sanft und liebevoll. Es war kein langer Kuss, aber dafür war er symbolisch so viel mehr wert als alles andere.
„Ich liebe dich", sagte Mark plötzlich wie aus dem Nichts. Wir beide erstarrten. So oft hatte ich genau das auch gefühlt, aber mich nicht getraut es auszusprechen. So oft und so lange hatten wir gewartet, diese drei Worte endlich auszusprechen und zu hören. Mein Blick verlor sich in Marks Augen, welche so eine Liebe, Verlangen und Sehnsucht ausstrahlten. Ich war mir sicher, er konnte genau dasselbe sehen, genau jetzt, bei dem Blick in meine Augen.
„Ich liebe dich auch", erwiderte ich flüsternd und legte meine Hände in seinen Nacken und meine Lippen erneut auf seine.
Doch plötzlich stockte ich. „Was ist los?", fragte Mark sofort besorgt. Ich brauchte kurz, um meine vernebelten Gedanken zu sortieren. „Das... Das Baby", begann ich. „Ich glaube, die kleine Maus hat mich gerade getreten und... schon wieder", lächelte ich ungläubig, mit Tränen in den Augen. Mark schaute mich genauso ungläubig an. „Da, genau hier", sagte ich aufgeregt und legte seine Hand auf die Stelle, wo ich den Tritt gespürt hatte. Uns beiden war bewusst, dass es noch zu früh war, um die Tritte auch außen spüren zu können, aber ich wollte Mark so viel es ging mit einbeziehen. Auch er hatte aber Tränen der Rührung in den Augen.
„Ich liebe euch zwei", murmelte er, und umfasste mein Gesicht, um mir mit den Daumenspitzen sanft die Tränen wegwischen zu können und wir konnten nicht anders, als einander erneut mit all der Liebe, die wir aufbringen konnten, zu küssen.

Und plötzlich kommt alles auf einmal. Der perfekte Moment, oder?
Sorry für die Verspätung, ich hab Donnerstag echt vergessen, das Kapitel hochzuladen, aber dafür ist es thematisch umso schöner🫣

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt