Samstag, 24.08
Pov Lena
„Ich glaube, es ist langsam Zeit für euren Hochzeitstanz", meinte Bens Mutter irgendwann und alle stellten überrascht fest, dass die Zeit tatsächlich schon ordentlich vorangeschritten war. Es war fast acht Uhr und so begaben sich Natalie und Ben Hand in Hand zur Tanzfläche.
Am Restaurant lag ein Wintergarten, dessen Wände geöffnet waren, weil es doch wärmer geworden war als ursprünglich gedacht. Genauer dieser diente nun als Tanzfläche. Dadurch, dass der Wintergarten Teil des eigentlichen Raumes war und bei anderen Veranstaltungen einfach mitbenutzt wurde und mit Tischen besetzt war, konnten alle Gäste noch sitzen bleiben und dem Brautpaar dabei zu sehen, wie Ben liebevoll seinen Arm um Natalie legte und die beiden begannen sich langsam im Rhythmus des klassischen Walzers zu bewegen. Marks Mutter schien ganz besonderes aufgeregt und ich musste schmunzeln darüber, war mir sowas doch teilweise fast ein bisschen zu altmodisch und traditionell. Aber irgendwie gehörte es eben auch dazu und war ein schönes Ritual. Und so war es ganz schön dem verliebten Paar, welches sich auf der Tanzfläche im Rampenlicht befand, zuzusehen.
Nach dem Hochzeitstanz wurde ganz normale Musik gespielt und so zog es immer mehr Menschen ebenfalls auf die Tanzfläche.
Schon seit ein paar Minuten überlegte ich, ob ich Mark, von welchem man nicht unbedingt behaupten konnte, dass er gerne tanzte, dazu überreden konnte, mit mir tanzen zu gehen.
„Willst du tanzen?", kam er mir jedoch zuvor und hielt mir die Hand hin. In seinem Blick konnte ich sehen, dass er das nicht nur fragte, um mir eine Freude zu machen, weil er wusste, wie gerne ich tanzen ging oder weil er meinen sehnsüchtigen Blick bemerkt hatte, sondern auch, weil er es zumindest zu einem kleinen Teil selber auch wollte, selbst wenn der Teil wahrscheinlich sehr sehr klein war. Marks Mutter schmunzelte jedenfalls als wir aufstanden und uns ebenfalls in Richtung Tanzfläche verabschiedeten. Sie wusste schließlich mindestens genauso gut wie ich, dass Mark und Tanzen ungefähr so gut zusammenpassten, wie Schnee im Sommer.
Umso mehr freute es mich, dass er seine Hände sofort an meine Taille legte und mich sanft zur Musik führte, ehe wir die Tanzfläche betraten. Die Musik war gut und so hatte sogar Mark zu meiner Freude nach ein paar Minuten sichtlichen Spaß.
Das Brautpaar hatte irgendwann die Tanzfläche verlassen, da Paul vorgeschlagen hatte, noch ein paar Bilder am Strand im Sonnenuntergang zu machen. Das hatte Natalie sich nicht zweimal sagen lassen und so waren die beiden mit Paul an den Strand verschwunden, während wir noch weiter mit den anderen Paaren um uns herum übers Parkett tanzten.Später am Abend, als die beiden längst wieder da waren, wurde es Zeit, die Hochzeitstorte, welche von zwei Kellnern in den Fokus der Leute geschoben wurde, anzuschneiden. Sie war ebenfalls wie der Rest der Dekoration farblich in Rosa und Weiß gehalten und schmeckte mindestens so gut wie sie aussah.
„Die ist der Wahnsinn", sagte ich und blickte zu Mark, welcher neben mir saß und lachte. Aber er stimmte mir zu und aß den letzten Bissen, bevor er seinen Teller abstellte und mich verträumt anschaute. Überwältigt von der Geschmacksexplosion, dauerte es einen Moment, bis ich das überhaupt bemerkte.
„Was ist?", nuschelte ich dann schmunzelnd, das letzte Stück Torte ebenfalls im Mund und stellte meinen Teller neben seinen.
„Ich kann heute irgendwie einfach nicht genug von dir bekommen. Ich kann nicht anders, als dich immer und immer wieder anzuschauen. Du siehst so wunderschön aus und ich weiß, das habe ich heute schon ein paar Mal gesagt, aber wenn du willst, kann ich dir das, ohne zu zögern auch immer und immer wieder sagen, weil es stimmt", erklärte er ehrlich und so leise, dass nur ich es hören konnte. Ich wurde ein bisschen rot, was man wegen des gedämmten Lichts zum Glück nicht wirklich sehen konnte.
„Du bist süß", lächelte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Kommst du auch nochmal mit zum Tanzen?", fragte ich und sah ich bettelnd an. Augenverdrehend stand er auf, lachte und hielt mir die Hand hin, um mich an seine Seite zu ziehen und zur Tanzfläche zu gehen.
Einige Minuten tanzten wir ausgelassen und gut gelaunt. Schnell wurde es dabei aber viel zu warm, um es lange auszuhalten. Es waren mehr Menschen auf der Tanzfläche als noch vorhin und demnach war es viel enger, heißer und unerträglicher.
„Kommst du einen Moment mit nach draußen?", fragte Mark mich deshalb über die Musik hinweg und ich nickte sofort. Also bahnten wir uns einen Weg durch die Menge im Wintergarten und konnten kurz darauf endlich die kühle Abendluft einatmen.
„Gehen wir ein Stück am Strand?", fragte er und wieder konnte ich nur stumm nicken. Irgendwie war der Moment von der einen auf die andere Sekunde umgeschlagen. Die nahezu magische Atmosphäre der Dunkelheit brachte mich dazu, einfach stumm zuzustimmen und Marks Hand meine umfassen zu lassen, während er mich weiter weg von der Party führte.
„Warte mal kurz", hielt ich ihn wenige Meter weiter aber schon kurz auf und hielt mich an seiner Schulter fest, um die High Heels wenigstens für ein paar Minuten loswerden zu können. Sofort spürte ich den noch angenehm warmen Sand unter meinen Füßen und konnte wieder sicherer auf dem unebenen Boden gehen.
„Wow", staunte ich nicht schlecht, als wir irgendwann erneut stehen geblieben waren und ich den wolkenlosen Himmel betrachtete. Jeder einzelne Stern war hell und klar leuchtend über dem Meer zu sehen. Auch Mark staunte nicht schlecht. Schweigend standen wir so da. Ich an ihn gelehnt und er seine Arme um mich geschlungen.
„Ich will sowas auch irgendwann", flüsterte ich in die Nacht. Alles um uns herum wirkte still und ich wusste, dass Mark genau verstand, was ich meinte.
Von weiter weg drang die Musik gedämpft zu uns herüber, die Wellen schlugen imposant an den Strand und der Wind wehte eine leichte Brise zu uns herüber, aber nichts könnte gerade egaler sein. Es gab nur uns beide, weiter nichts.
„Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen", antwortete Mark und küsste sanft mein Ohr. Ohne viele Worte war klar, was gemeint war und was wir fühlten. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf und schaute zu Mark hoch. Ich konnte kaum so schnell gucken, da trafen sich unsere Lippen schon. Ganz sanft und liebevoll. Es war kein langer Kuss, aber dafür war er symbolisch so viel mehr wert als alles andere.
„Ich liebe dich", sagte Mark plötzlich wie aus dem Nichts. Wir beide erstarrten. Mein Puls war sofort schneller und ich glaubte, mich verhört zu haben. So oft hatte ich genau das auch gefühlt, aber mich nicht getraut es auszusprechen. So oft und so lange hatten wir gewartet, diese drei Worte endlich auszusprechen und zu hören.
Mein Blick verlor sich in Marks Augen, welche so eine Liebe, Verlangen und Sehnsucht ausstrahlten, dass ich mir sicher war. Ich war mir sicher, er konnte genau dasselbe sehen, genau jetzt, wenn er in meine Augen schaute.
„Ich liebe dich auch", erwiderte ich fast flüsternd und legte meine Hände in seinen Nacken und meine Lippen erneut auf seine. Dieser Moment war alles. Doch plötzlich stockte ich.
„Was ist los?", fragte Mark, der natürlich bemerkt hat, dass sich etwas verändert hatte, sofort besorgt.
„Ich..", begann ich, doch da war es schon wieder, dieses seltsame Gefühl in meinem Bauch. Ich brauchte kurz, um meine vernebelten Gedanken zu sortieren.
„Das... Das Baby", stotterte ich und schaffte es gerade nicht, klarer zu denken. Viel zu sehr vereinnahmte mich dieses unbeschreibliche Gefühl. Das Gefühl, dass das alles hier so viel realer erscheinen ließ.
„Ich glaube, die kleine Maus hat mich gerade getreten und... schon wieder", lächelte ich ungläubig mit Tränen in den Augen. Mark schaute mich genauso ungläubig an.
„Da, genau hier", sagte ich aufgeregt und legte seine Hand auf die Stelle, wo ich den Tritt gespürt hatte. Uns beiden war bewusst, dass es noch viel zu früh war, um die Tritte auch außen spüren zu können, aber ich wollte Mark so viel es ging mit einbeziehen. Und auch er hatte sofort Tränen der Rührung in den Augen.
„Ich liebe euch zwei", murmelte er emotional und umfasste mein Gesicht, um mir mit den Daumenspitzen sanft die Tränen wegwischen zu können und wir konnten nicht anders, als einander erneut mit all der Liebe, die wir aufbringen konnten, zu küssen.
Jetzt erst war der Moment richtig und vollkommen.Und plötzlich kommt alles auf einmal. Der perfekte Moment, oder?
Sorry für die Verspätung, ich hab Donnerstag echt vergessen, das Kapitel hochzuladen, aber dafür ist es thematisch umso schöner🫣
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Dieses Licht, Wie Du Aussiehst
FanfictionMark war nun schon seit ein paar Monaten von seiner Freundin getrennt und seine Motivation, irgendetwas außerhalb des normalen Alltags zu machen, hielt sich in Grenzen. Lena ging es eigentlich recht gut in ihrer Beziehung, doch sie konnte ja nicht w...