Montag, 12.08
Pov Lena
„Ich bin so aufgeregt", nervte ich Mark zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag. Er lachte nur.
„Ich doch auch", umarmte er mich von hinten, als ich gerade nach meiner Tasche greifen wollte. Den ganzen Tag schon hatte ich nur darauf gewartet, gleich diesen Termin wahrnehmen zu dürfen. Sanft legte er seine Lippen in meinen Nacken und brachte mich zum Kichern. „Das kitzelt", maulte ich.
„Und trotzdem weiß ich, dass dir das gefällt", schmunzelte er und löste sich mit einem Zwinkern von mir. Darauf wusste ich nichts mehr zu antworten, schließlich hatte er recht.
„Hast du alles? Deinen Mutterpass und so weiter?", fragte er ein weiteres Mal heute. Nach einem erneuten Blick in meine Handtasche nickte ich.
„Dann los jetzt, bevor wir noch zu spät kommen." Ich griff nach seiner Hand und zog ihn mit zur Tür hinaus. Lachend stolperte er hinter mir her aus seiner Wohnung.
„Ich muss noch abschließen", erinnerte er mich, weshalb ich dann doch ungeduldig stehen blieb. Die Chancen standen gut, dass wir heute das Geschlecht erfahren würden. Auch wenn die Hauptsache war, dass das Kind gesund war, war das trotzdem ein nicht ganz unwesentlicher Teil. Zusätzlich kickte die Aufregung, den kleinen Schatz überhaupt über Ultraschall sehen zu dürfen. Immerhin würde das jetzt auch der erste klassische Ultraschall werden und Mark war im Gegensatz zum letzten Mal dabei. Dementsprechend viel zu lang dauerte mir auch alles und ich raste beinahe die Treppe herunter, als Mark es nach gefühlten Minuten geschafft hatte, die Wohnungstür abzuschließen.
„Mach langsam", rief Mark mir hinterher, allerdings konnte ich daraufhin nur die Augen verdrehen.
Die ganze Fahrt über laberte ich Mark voll und er schien die ausgelassene Stimmung regelrecht zu genießen, da er mir immer wieder einen belustigenden Blick zu warf.Irgendwann aber kamen wir bei der Praxis an und ich versuchte, meine Aufregung unter Kontrolle zu bekommen. Zu unserem Glück mussten wir auch nicht lange warten, sondern kamen sofort dran und durften direkt ins Behandlungszimmer gehen.
„Dann wollen wir mal schauen, wie die kleine Dame oder der kleine Mann sich heute zeigt", sagte meine Ärztin lächelnd nach ein paar kleinen Untersuchungen und Messungen. Ich nickte aufgeregt und nahm erneut auf der Liege Platz, während meine Frauenärztin bereits dabei war, das Ultraschallgerät anzuschalten. Mark neben mir auf dem Stuhl drückte ebenfalls gespannt meine Hand und strahlte vor sich hin.
„So, jetzt wird es etwas kalt", sagte meine Ärztin und zog mein Top ein Stück hoch, um die kühle Flüssigkeit auf meinem Bauch verteilen zu können. Wie gebannt starrte ich auf den Bildschirm.
„Das sieht doch schon ganz gut aus", sagte die Ärztin zufrieden, nachdem sie das Gerät ein paar Mal über meinen Bauch fahren gelassen hat.
„Hier sieht man das kleine Köpfchen", erklärte sie und zeigte mit der anderen Hand auf den Bildschirm. Neugierig blickte ich auf die Stelle, wo ihre Hand hinzeigte. Es war nicht das erste Mal, dass ich mir Ultraschallbilder ansah, aber es war ein ganz anderes Gefühl, zu wissen, dass all das, was man da sah, im eigenen Bauch passierte.
Wie so oft liefen mir vereinzelte Tränen über die Wangen und ich strich sie mir berührt lächelnd von den Wangen.
„Möchten sie das Geschlecht erfahren?", fragte die Ärztin und nach nur einem kurzen Blick zu Mark nickten wir beide gespannt. Wir wollten da kein großes Ding drausmachen wie andere. Einig darüber, dass wir keine gender reveal Party oder Ähnliches brauchten, hatten wir uns geeinigt, das Geschlecht einfach ganz normal erfahren zu wollen. Ob ich eine klassische girl mum war oder nicht, konnte ich nicht einschätzen, aber solange das Kind gesund war, war mir alles andere sowieso egal.
„Okay, dann wollen wir mal schauen", murmelte die Ärztin und fuhr erneut einige Male über meinen Bauch.
„Ah, hier könnten wir was erkennen", sagte sie nach ein paar Sekunden. Völlig überflüssig schoss Adrenalin durch meinen Körper. Ich war schlecht in der Lage, es kontrollieren zu können und brauchte es demnach auch gar nicht erst versuchen.
„Herzlichen Glückwunsch, sie bekommen ein Mädchen", lächelte meine Ärztin uns an. Freudestrahlend blickte ich sofort zu Mark, welcher mindestens genauso ergriffen war wie ich. Eine kleine Maus also... Sofort hatte ich vor Augen, wie wir eines Tages zusammen durch die Stadt zogen, klassische Mädels Dinge unternahmen und Mark mit schnulzigen Filmen nervten und musste gerührt schmunzeln. Ein mini me...
„Die Kleine ist gut auf und gesund, ihr fehlt es an nichts", erklärte meine Ärztin und noch.
„Ich drucke ihnen das Bild noch eben aus", sagte sie und wischte mir das Gel vom Bauch. Ich zog mein Top wieder herunter und setzte mich auf.
Wir bekamen das Ultraschallbild in doppelter Ausführung mit und standen kurz darauf, nachdem wir den nächsten Termin vereinbart hatten, wieder auf dem Bürgersteig und stiegen ins Auto.
„Wir kriegen eine kleine Prinzessin", murmelte Mark emotional. Ich nickte und hatte schon wieder Tränen in den Augen.
„Ein kleines Mädchen", flüsterte auch ich gerührt.
„Was ein Luxus. Dann habe ich direkt zwei Prinzessinnen zu Hause", scherzte Mark und beugte sich zu mir. Grinsend gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Bevor er sich entfernen konnte, legte ich meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu einem liebevollen richtigen Kuss zu mir. Stirn an Stirn saßen wir noch eine Weile so da, sahen uns voller Liebe einfach nur an. Wir konnten unser Glück kaum fassen, eine so weit gesunde Tochter zu bekommen.Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander und Mark legte seine Hände ans Lenkrad.
„Wir haben den ganzen Tag frei, was wollen wir zur Feier des Tages machen?", fragte ich, war einfach gut gelaunt.
„Wie wäre es, wenn wir in die Innenstadt fahren und endlich mal Outfits für Natalies Hochzeit kaufen? Du hast zwar bestimmt ein paar Kleider zur Auswahl, aber ich brauche definitiv einen neuen Anzug", schlug er nach kurzem Überlegen vor.
„Stimmt, Natalie heiratet ja schon Ende nächster Woche", stimmte ich nickend zu. Wahnsinn, wie die Zeit verging. Wieso ich die Hochzeit schon wieder vergessen hatte, konnte ich mir nicht erklären. Seit Wochen schrieb ich mit Natalie täglich hin und her und ihre Hochzeit war fast fester Bestandteil unserer Unterhaltungen.
Allerdings merkte ich schon deutlich, dass ich vergessliche Phasen hatte. Ich hatte meine Erklärung also eigentlich längst gefunden und sollte aufhören, mir Sorgen zu machen.
„Dann auf in die City", grinste ich und Mark lenkte den Wagen aus der Parklücke. Die gesamte Fahrt über schwärmten wir darüber, wie es sein wird, unsere Tochter im Arm halten zu dürfen. In vier Monaten war es einfach schon so weit...Vor einer eher kleineren Boutique, von der Philipp mir schon vor einiger Zeit erzählt hatte, hielten wir an. Erstaunlicherweise bekamen wir sogar einen Parkplatz in Sichtweite.
„Hast du eine Vorstellung, wie dein Traumkleid aussehen soll?", fragte Mark, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken.
„Ich habe gefühlt jedes Kleid aus dem gesamten Internet schon gesehen, aber nichts gefunden, was mir so richtig gut gefällt. Ich will was Besonderes, immerhin ist es Natalie, die heiratet", seufzte ich. Mark lächelte und ich konnte seine Gedanken förmlich hören, Frauenprobleme.
„Ziehst du zum Anzug Krawatte oder Fliege an?", gab ich die Frage an ihn weiter. Er zuckte aber ebenfalls grinsend mit den Schultern.
„Such du dir ruhig was aus. Ich kann mich dir ja auch anpassen, damit dann auch jeder sieht, dass du zu mir gehört", sagte er und griff meine Hand, führte sie an seinen Mund und gab mir einen kurzen Kuss auf den Handrücken. Ich lachte und wir betraten den Laden.
Tatsächlich hatte Philipp recht und der doch eher kleine Laden hatte eine wunderbare Auswahl an Kleidern, sowie Anzügen. Und so kam es, dass ich später tatsächlich ein Kleid gefunden hatte. Es war in einem altrosa und im Stil eines Wickelkleides, aber trotzdem elegant. Es betonte meinen Bauch, soweit das möglich war und machte einfach eine schöne Figur. Mark hatte sich zu meiner Belustigung und Freude tatsächlich ein gleichfarbiges Anstecktuch zu seinem neuen Anzug gekauft.
So verließen wir die Boutique zufrieden wieder, mit dem Wissen, bestimmt irgendwann noch einmal wiederzukommen.
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Dieses Licht, Wie Du Aussiehst
FanfictionMark war nun schon seit ein paar Monaten von seiner Freundin getrennt und seine Motivation, irgendetwas außerhalb des normalen Alltags zu machen, hielt sich in Grenzen. Lena ging es eigentlich recht gut in ihrer Beziehung, doch sie konnte ja nicht w...