(19) Tell me the truth

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Montag, 06.05
Pov Lena
Ich war gerade auf dem Rückweg vom Frauenarzt zu den Aufnahmestudios, als ich auf die Uhr sah. Um halb vier sollten die Aufzeichnungen beginnen. Mein Make-up musste noch aufgefrischt werden, ich musste mich umziehen und mit Mark reden. Der letzte Punkt der Liste war definitiv der nervenaufreibendste.
Schnell überlegte ich mir einen Ablauf. Wenn ich erst zu Mark gehen würde, könnte es sein, dass ich den Rest nicht mehr schaffte, also musste ich wohl oder übel erst zu Phili, dann zu Mark und dann musste ich mich danach noch schnell umziehen, was kein Problem darstellen sollte, da das Outfit ja sowieso schon stand.
Zügig betrat ich also wieder das Gelände und hastete in Richtung meiner Garderobe, damit Phili mich zunächst ein bisschen auffrischen konnte. Kaum hatte ich die Garderobe betreten, brach die Hektik in mir aus.
„Okay Phili, wir haben maximal eine viertel Stunde, um mich zu schminken und meine Haare zu machen. Ich weiß, das ist nicht viel Zeit und es war wesentlich mehr Zeit eingeplant, aber es ist was dazwischengekommen", plauderte ich bereits hektisch los, während Phili mich nur leicht belustigt betrachtete.
„Keine Sorge, Leni, dein Make-up ist sowieso schon kameratauglich, so hast du ja auch schon die Einspieler und das Interview gedreht und deine Haare müssen auch nur noch einmal kurz neu geglättet werden. Immer mit der Ruhe, das wird schon", erklärte mir Phili, während ich mich, jetzt schon erschöpft, in den Stuhl fallen ließ.
„Ist alles gut bei dir? Oder ist bei dir was Schlimmes dazwischengekommen?", wollte er wissen, schein irgendwie verwirrt von meinem Chaos.
„Ach, wie man es nimmt", seufzte ich. „Könnte wahrscheinlich schlimmer sein, aber auch weitaus angenehmer, keine Ahnung", antwortete ich schwammig, da ich es nicht für richtig empfand, ihm das jetzt hier zu erzählen und erst recht nicht unter Zeitdruck. Er verstand zum Glück sofort, dass ich nicht weiter darüber reden wollte, und er akzeptierte das. Es reichte schließlich auch erstmal, wenn Bella es wusste.
Also fing er kurzerhand an, kurz mein Make-up aufzufrischen und im Anschluss meine Haare zu glätten. Nachdem wir fertig waren, verfiel ich wieder in diese Hektik von eben.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?", bat ich ihn. Er sah fragend auf.
„Kannst du mir vielleicht mein Outfit gleich bereitlegen, sodass ich das gleich ganz schnell anziehen kann? Das wäre echt richtig lieb von dir, ich stehe gerade echt unter Stress."
„Ja klar, mache ich, aber dann solltest du dich wirklich spätestens um zwanzig nach drei schnell umziehen, sonst wird es echt knapp." Ich nickte ihm kurz dankbar zu, nahm mein Handy und verließ schnell die Garderobe.
Auf dem Weg zur Gemeinschaftsküche, um mir noch ein paar Kekse zu holen, da ich mittlerweile echt schon wieder Hunger verspürte, da ich bisher auch nicht viel gegessen hatte, schrieb ich Mark, dass ich jetzt gleich zu ihm kommen würde.
Ich hatte immer noch Respekt vor diesem Gespräch, aber ich hoffte einfach, dass wir das alles klären konnten und es nicht immer zwischen uns stehen würde, da wenn ich wirklich schwanger wäre, Mark mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlich der Vater war.
Schnell verwarf ich den Gedanken, da ich jetzt lieber nicht daran denken wollte, um das Gespräch nicht unnötig zu erschweren und nahm mir in der Küche angekommen ein paar Kekse, die ich auf dem Weg zu Mark essen konnte.
Vor seiner Garderobe atmete ich einmal tief durch. Wir hatten uns zwar eben schon einmal kurz gesehen und auch geredet, aber nur oberflächlich und trotzdem raste mein Herz wie wild. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich hob meine Hand und klopfte an die Tür. Da ich wusste, dass er wusste, dass ich komme, wartete ich auch gar nicht, bis er mich hereinbat, sondern öffnete langsam die Tür und trat ein.
Mark saß auf seinem Sofa und hatte sein Handy in der Hand, legte es allerdings sofort weg, als ich eintrat.
„Hey", sagte ich unsicher und er erwiderte, klang dabei ebenfalls fast schon schüchtern. Er deutete mir an, mich zu setzen und so fand ich auf dem Sofa gegenüber von ihm Platz.
Keiner wusste so recht, wie er anfangen sollte, bis Mark dann irgendwann das Wort ergriff.
„Ich weiß nicht, ob du meinen Brief und die Mail gelesen hast", sagte er und blickte fragend zu mir. Ich nickte leicht.
„Also, ich habe dir in den Briefen ja schon erklärt, dass es mir leidtut und dass ich weiß, dass es keine Erklärung oder Entschuldigung für mein Verhalten gibt."
Ich sah auf meine Hände. Unsicherheit strahlte mein gesamter Körper aus. Unsicherheit und Angst. Angst, ihn trotz dieses Gesprächs zu verlieren. Ich war sauer, sauer auf ihn. Sauer, dass er gegangen war, aber irgendwie konnte ich ihn gleichzeitig verstehen. Er ist genauso überfordert gewesen, wie ich es war.
„Mark, ich bin natürlich irgendwie enttäuscht, sauer und verletzt auch, ja, aber... Irgendwie kann ich dich auch verstehen mittlerweile."
Überrascht sah er mich verwirrt an, hatte scheinbar mit allem gerechnet, außer mit Verständnis. Damit hatte ich eigentlich selbst nicht gerechnet, aber plötzlich war mir ein Gedanke gekommen. Ich nickte und sprach weiter.
„Weißt du, du hast mir ja geschrieben, dass du aus Überforderung gegangen bist, und irgendwie hatte ich diese Überforderung ja auch. Irgendwo kann ich es verstehen, obwohl ich mich scheiße gefühlt habe... Wenn das überhaupt alles schlüssig klingt, was ich hier gerade sage", lachte ich zum Schluss eher leise.
„Außerdem bist das irgendwie du. Also nicht, dass du andere absichtlich verletzt, aber einfach, dass du gerade unmittelbar nach irgendwas, dass dich überfordert, lieber die Flucht ergreifst, anstatt zu reden."
Mark sah mich unschlüssig an. Ich sah, dass er etwas sagen wollte, aber nicht so richtig wusste, ob er sollte oder nicht. Ich lächelte ihm auffordernd zu und versuchte, ihn zu ermutigen, seine Gedanken auszusprechen. Er atmete tief durch.
„Reine Überforderung war vielleicht auch nicht unbedingt der einzige Grund für mein Verschwinden", sagte er schließlich. Fragend sah ich ihn an, aber er verdeutlichte mir, dass ich jetzt gerade lieber nichts sagen sollte, da er seine Gedanken zu ordnen schien. Dann sprach er weiter und man merkte, dass es eine große Überwindung für ihn war.
„Weißt du, wir beide waren betrunken, morgens wache ich in deinem Bett auf. Ich war überfordert, ja, aber irgendwie hatte ich in dem Moment auch Selbstzweifel und mir das einzugestehen und zu wissen, dass jemand wie du eh nie was Ernstes von mir wollen würde, tat irgendwie weh."
Er wirkte gerade so zerbrechlich und ehrlich, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Ich konnte nicht anders. Ich konnte nicht ansehen, wie so jemand wie Mark solche Selbstzweifel hatte. Ich musste ihn einfach in meine Arme schließen und tat das schließlich einfach auch.
Ich stand auf und setzte mich neben ihn, um ihn zu umarmen. In diesem Moment vergaß ich all die Probleme um uns herum und um ehrlich zu sein, waren sie mir mittlerweile egal. Ich wusste den ungefähren Grund und ich wusste, dass er mich nicht verlieren wollte, was er ja im Brief schon geschrieben hatte. Und verlieren wollte ich ihn mindestens genauso wenig.
„Forsti, wie kannst du denn denken, dass jemand wie ich nichts von dir wollen könnte? Was soll das überhaupt heißen, jemand wie ich?", fragte ich, aber er sah mich nicht an.
„Guck mich mal an", sagte ich sanft, legte meine Hand an seine Wange und drehte sein Gesicht zu mir.
„Du bist unglaublich, okay? Du schaffst es meistens mich erfolgreich zu trösten, wenn es mir nicht gut geht, aber du bist auch da, wenn ich glücklich bin. Und auch, wenn jetzt einmal mehr zwischen uns passiert ist, kann und will ich dich nur deshalb nicht verlieren. Ich brauche dich", sagte ich und uns beiden stiegen die Tränen in den Augen. Er schlang ebenfalls seine Arme um mich.
„Heißt das, dass wir das, was passiert ist, einfach vergessen können?", fragte er hoffnungsvoll.
„Das heißt, wir behalten das für uns und vergeben dir dein Verhalten", schmunzelte ich und umarmte ihn noch einmal ganz ganz dolle. Er lächelte mich dankbar an. Mir kam da aber plötzlich ein Gedanke.
„Wobei, so ganz für uns behalten könnte schwierig werden, Bella weiß Bescheid", murmelte ich schuldbewusst.
„Ich weiß", erwiderte Mark allerdings nur lächelnd. „Aber ist nicht schlimm. Ich kann verstehen, dass du mit jemandem reden wolltest." Er zog mich näher an sich und ich umarmte ihn ein allerletztes Mal, bevor ich auf die Uhr blickte und aufsprang.
Schnell entschuldigte ich mich grinsend bei Mark, um mich noch schnell umziehen zu gehen, ehe dann auch schon die Aufzeichnungen beginnen sollten.

Sie haben finally miteinander geredet. Yuhu. Sorry, dass es sich über knapp 13 Kapitel gezogen hat, bis sie miteinander geredet haben, aber ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel🥰!

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt