(39) Willst nicht alleine sein, logisch wer will das schon

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Montag, 03.06
Pov Mark
Gerade hatte ich den letzten Koffer vom Auto ins Haus und anschließend alle ins Obergeschoss getragen, als ich vor der Tür des Zimmers stand, in welchem wir schlafen würden. Es war zwar nicht laut, aber dennoch deutlich hörbar. Lena schien zu weinen, es war nicht allzu intensiv und lange, aber ich hörte ein eher leises Schluchzen und wie Natalie darauf hin etwas sagte. Was genau sie sagte konnte ich nicht verstehen, aber ich wartete noch ein paar Sekunden, bis die Situation sich beruhigt hatte, da ich nicht einfach hinein platzen wollte. Als ich das Zimmer betrat saß Lena auf dem Bett und Natalie hatte sie halb seitlich im Arm. Sie lächelte mich an und doch sah ich ihr an, dass irgendwas nicht in Ordnung war. „Alles gut bei dir?", fragte ich sofort und kniete mich vor sie. Ich nahm ihre Hände in meine und sah sie besorgt an. Das wichtigste gerade für mich war, dass sie sich hier und generell wohl fühlte, dass es ihr gut ging. Sie nickte, „es geht schon wieder". „Ich lass euch noch mal einen Augenblick alleine und gehe noch ein wenig runter zu den anderen", sagte Natalie, während sie auch schon aufstand und das Zimmer verließ.
Ich hatte mich nicht aus meiner Position heraus bewegt. Noch immer kniete ich vor ihr, hatte ihre Hände in meinen. „Was ist los?", wollte ich dann noch einmal von ihr wissen und sah sie besorgt an. Frustriert seufzte sie auf, „Ich weiß es nicht, das ist ja das Nervige. Mal geht es mir super und mal absolut komisch. Diese Stimmungsschwankungen bringen mich um, dann überkommt es mich irgendwann und die Tränen kommen. Es ist als hätte ich die komplette Kontrolle über mich verloren. Es ist einfach bescheuert." Langsam löste ich mich aus meiner Position und setzte mich neben sie. Ich zog sie seitlich in meine Arme, wie Natalie es zuvor schon getan hatte, und sie lehnte sich erschöpft an mich. „Mark, ich weiß nicht wie lange ich das noch kann." „Was?", fragte ich sanft. „Hier so mit deiner Familie sitzen und so zu tun als wäre das alles normal. Das ist es nicht und ich weiß nicht, wie lange ich das noch kann." Ich atmete einmal tief ein und aus. „Sollen wir es Ihnen morgen beim Mittagessen sagen?" Lena sah mich zunächst ein wenig geschockt an. Ein paar Sekunden war dann Stille zwischen uns, ehe sie leicht nickte. „Ich glaube, das ist das Beste. Was macht das für einen Sinn, wenn wir noch weitere Tage darüber schweigen?", antwortete sie dann und ergänzte ein wenig zögerlich, „sagst du es ihnen? Irgendwie würde es sich nur richtig anfühlen, wenn du es tust, es ist deine Familie und außerdem, ich glaube nicht, dass ich das schaffen würde." Ich schluckte, aber antwortete dann, „ja, ich denke auch, das würde richtiger sein. Dann mache ich das". Ich fügte noch ein leises Lächeln hinzu, welches sie auch erwiderte.
„Ich denke wir sollten dann auch gleich langsam schlafen gehen", sagte ich, woraufhin Lena nickte. „Ja, das denke ich auch. War irgendwie ein anstrengender Tag." Ich lächelte sie an, während ich bereits aufstand. „Ich hol schon mal die Matratze von nebenan. Du kannst ja in der Zeit schon mal ins Badezimmer gehen, wenn du möchtest, das ist gegenüber." Sie nickte.
Wenige Zeit später hatten wir uns dann beide fertig gemacht, um schlafen zu gehen. Lena lag bereits im linken Bett des Zimmers und ich auf der Matratze, welche ich zuvor geholt hatte, zwischen den beiden Betten. „Irgendwie gefällt mir das nicht, dass du wegen mir jetzt auf dem Boden schlafen musst. Eigentlich sollte ich dort schlafen, ich bin der Gast." Ich seufzte, „ Leni, das hatten wir doch schon. Du sollst bequem und gemütlich schlafen können, schließlich trägst du unser Baby bei dir." „Ich weiß, ich weiß", sagte sie und ergänzte zögernd, „kannst du dich nicht wenigstens noch zu mir legen? Nur so lange bis Natalie wiederkommt? Ich weiß nicht, ob ich so alleine jetzt einschlafen kann... Musst du aber nicht wenn dir das zu viel ist, aber irgendwie habe ich das Bedürfnis mich nicht mehr so alleine zu fühlen." Leicht schmunzelnd stand ich bereits auf, während sie mich dankbar anlächelte und bereits ihre Bettdecke anhob. Schnell schlüpfte ich mit unter die Bettdecke und deckte uns wieder zu. „Danke", sagte Lena leicht beschämt. Ich lächelte sie nur an und legte einen Arm um sie. „Jetzt versuch zu schlafen, heute war ein anstrengender Tag und morgen wird vermutlich nicht weniger anstrengend. Du musst dich schonen." Sie verdrehte ein wenig die Augen und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. „Ja, ja. Gute Nacht", war das letzte was sie sagte. „Gute Nacht, schlaf gut", erwiderte ich noch und gab ihr sanft einen Kuss auf ihren Haaransatz.
„Mark?", hörte ich eine leise entfernte Stimme. „Mark...", kam es wiederholt leise. Langsam erwachte ich aus meinem Schlaf und öffnete die Augen. Neben dem Bett hockte Natalie und ich sah sie verschlafen an. „Ich wollte dich nur wecken, weil ich Unangenehmes vermeiden wollte. Bei Mama weiß man nie, ob sie nicht doch morgen früh vielleicht mal reinkommt und ich wollte euch unangenehme Fragen ersparen, die sie stellen könnte, wenn sie euch so sieht." Erst jetzt realisierte ich, dass ich wohl mit Lena zusammen eingeschlafen sein musste. Vorsichtig entfernte ich mich von ihr und stand langsam auf. „Danke dir Natalie. Ist wohl besser so, als wenn Mama auf noch verrücktere Gedanken kommt", erwiderte ich dankbar. Sie sah mich fragend an. „Ach, sie hat mich heute beim Abendessen, als wir das Dessert vorbereitet haben, gefragt, ob Lena meine Freundin ist", sagte ich so leise, dass Lena dies nicht mitbekommen könnte, selbst, wenn sie wach gewesen wäre, wovon nicht auszugehen war, da sie tief und fest zu schlafen schien. Natalie schmunzelte, „na, so ganz abwegig ist das ja auch nicht, wenn man die Tatsache betrachtet, dass ihr ein Kind zusammen erwartet. Eine so ganz abstoßende Wirkung könnt ihr dann ja nicht aufeinander haben." Zögernd nickte ich, irgendwie hatte sie ja recht. Wir waren schon immer recht vertraut miteinander gewesen, nur an diesem einen Tag schien es unter Alkoholeinfluss einfach noch intensiver geworden zu sein. Ich seufzte, „ich denke wir sollten jetzt auch langsam schlafen gehen", sagte ich nach einem kurzen Blick auf die Uhr, welcher mir signalisierte, dass es bereits nach Mitternacht war. Natalie nickte und war bereits dabei, es sich in ihrem Bett gemütlich zu machen. So in einem Bett zu schlafen war echt beneidenswert, wenn man mich mit meiner Matratze auf dem Boden schlafen sah, aber was tat man nicht alles für seine zwei Lieblingsfrauen. „Gute Nacht Bruderherz", sagte Natalie noch, was ich mit „Schlaf gut" erwiderte, bevor wir dann wirklich langsam einschliefen.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt