(74) Siehst du die Raketen

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Donnerstag, 08.08
Pov Lena
Ich war im Stress. Nicht privat, aber beruflich. Die letzten Tage waren so voll geplant, dass mir nur wenig freie Zeit blieb. Das komplette Kontrastprogramm zu den Wochen zuvor.
Ich war super viel im Studio, um noch möglichst viel dieses Jahr zu schaffen, um es nach der Geburt entspannt angehen lassen zu können. Zudem kam mindestens genauso viel Büroarbeit. Kleinere Auftritte und Aufzeichnungen von TV-Shows, wie auch heute.
Immerhin konnte ich heute in Berlin bleiben und musste nicht quer durch Deutschland reisen. Das war der Vorteil bei Shows wie Late Night Berlin.
Ich hatte noch nicht einmal Zeit, mich damit zu beschäftigen, wer heute noch so in der Show war, weshalb ich umso überraschter war, als ich Steff sah, welche am Ende meines Interviews und der Sendung, mit ihrer Band noch ihren neusten Song vorstellte.
„Hi", traf ich sie auch direkt hinter der Bühne nach der Show und umarmte sie herzlich.
„Wie gehts dir? Du siehst gut aus", fragte sie auch sofort aufrichtig.
„Sehr sehr gut und dir? Ich bin nur gestresst, weil die letzten Tage voll waren", erklärte ich schief lächelnd.
„Auch sehr gut. Bei uns gehts jetzt so langsam wieder richtig los mit Musik und Auftritten. Ich glaube, das tut der Banddynamik echt gut", erklärte sie, während wir wie selbstverständlich in Richtung meiner Garderobe gingen.
„Magst du kurz mit reinkommen? Ich wollte mir eben was Bequemeres anziehen und vielleicht können wir danach noch irgendwo was Kleines essen gehen?", fragte ich und öffnete bereits die Tür.
Sie nickte und kam mit in die Garderobe. „Setz dich ruhig", deutete ich auf die Couch. „Ich suche dann mal meine Sachen", lachte ich, hatte mein Chaos schon wieder verbreitet.
Wie konnte man nur innerhalb kürzester Zeit sein Zeug überall verteilen?
„Aha", sagte ich und zog triumphierend meinen, beziehungsweise Marks Hoodie, aus meiner Handtasche. Steff lachte.
„Kann es sein, dass du heute noch mehr Chaos hast, als sonst?", lachte sie und ich nickte.
„Ich glaub's langsam auch. Ich packe jetzt kurz mein Zeug zusammen, ziehe mich um und dann gehen wir kurz zu dir rüber, okay?" Steff nickte.
Ich knöpfte meinen Oversive-Blazer auf und strich ihn mir von den Schultern, um meinen Hoodie überziehen zu können.
„Ähm, Leni", sagte Steff mit einem fragenden Unterton, weshalb ich mich umdrehte und sie auffordernd ansah.
„Tut mir leid, dass ich frage, aber ich kann nicht anders. Bist du schwanger?!", stellte sie überrascht ihre Frage, den Blick auf meinen Bauch gerichtet.
Nur im Crop Top zeichnete sich die Rundung mittlerweile deutlich durch die Anzughose, die ich trug, ab. Etwas schockiert blickte ich sie überfordert an, bevor ich meinen Blick zu meinem Bauch wandern ließ. Scheint so, als hätte ich das in der Hektik für ein paar Minuten vergessen. Langsam nickte ich und begann zu lächeln.
Steff sprang vor Freude auf.
„Welcome to the parent club", rief sie aus und umarmte mich stürmisch. „Ich freue mich so für dich. Das ist ja das, was du immer wolltest", lächelte sie. „Wie weit bist du?"
„18te Woche, also im fünften Monat", beantwortete ich lächelnd ihre Frage.
Immer noch fix und fertig ließ Steff sich wieder aufs Sofa fallen und ich streifte mir endlich den Hoodie über, bevor es noch mehr ungeplante Mitwisser geben konnte.
„Meintest du nicht schon vor Monaten, bei The Voice, dass Basti und du euch getrennt habt?", stellte Steff dann aber natürlich die Frage, auf die ich bereits gewartet hatte.
Ich nickte. „Er ist auch nicht der Vater."
Jetzt schaute Steff mich erst recht neugierig an.
„Lass mich erst alles einpacken und uns von hier verschwinden und dann erzähle ich dir alles, wenn wir was essen gehen. Ich hab so Hunger, das ist nicht mehr normal", lachte ich. Steff lachte mit mir. „Das kenne ich noch zu gut von mir selbst, als ich mit Finn schwanger war", lächelte sie.
Gesagt, getan, gingen wir noch schnell zu Steff rüber, verabschiedeten uns von unseren jeweiligen Teams und verließen auch schon das Gebäude.
Draußen angekommen, atmete ich die angenehm kühle Luft tief ein und entspannte mich zum ersten Mal seit Tagen mal wieder komplett.
Zum Glück, war heute der letzte richtige Tag des Terminmarathons und ich sah Mark morgen endlich wieder. Fast eine Woche war immer einer von uns unterwegs gewesen, sodass wir uns nicht gesehen hatten. Zwar hatten wir gefacetimed, aber das war einfach nicht dasselbe.
Gemeinsam schlenderten wir zu Steffs Auto, was ganz gut passte, da Bella mich vorhin abgeholt hatte und ich so jetzt nicht auch mit dem Auto hier war.
Sollte ich Steff wirklich alles erzählen? Ohne Mark zu fragen?
Wir hatten ausgemacht, dass wir uns wie jedes andere Paar auch verhielten, wenn wir normal draußen sind und uns zurückhalten, sobald wir auf bekannte Gesichter trafen oder in Menschenmengen unterwegs waren.
Sollte ist Steff also nun von uns erzählen?
Andererseits war es Steff, eine ziemlich gute Freundin von mir. Auch Mark kannte sie gut und schon lange, also sprach für mich nichts dagegen, ehrlich zu sein und Mark im Nachhinein davon zu erzählen.
Nach kurzer Fahrt betraten wir auch schon ein Lokal und direkt schlug mir der Geruch von frischen Pommes in die Nase, weshalb ich genüsslich seufzte. „Ich liebe Pommes", schwärmte ich, was Steff lachen ließ.
„Na komm", sagte sie und deutete auf einen ruhigen Tisch in der hinteren Ecke des Ladens.
Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten, starrte Steff mich an und platze fast vor Neugierde. Ich grinste, weil ich wusste, dass ich mich genauso verhalten würde.
Also entschied ich mich, sie nicht weiter auf die Folter zu spannen und es geradeheraus zu sagen.
„Es ist Mark", lächelte ich verliebt.
Steff entglitten alle Gesichtszüge.
„Krass", sagte sie und schüttelte den Kopf. Schneller als gedacht, hatte sie sich wieder gefangen und grinste.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ihr zwei es in diesem Leben noch schafft, sonst hätte ich jetzt gesagt, ich hätte es gleich gewusst", lachte sie.
Jetzt war ich diejenige, die sie verwirrt anschaute.
Wir wurden unterbrochen und unser Essen kam. Sofort schob ich mir eine Pommes zwischen die Lippen und schloss genießerisch die Augen.
„Wow, sind die gut!"
Steff lachte. „Zurück zum Thema, Madame. Du und der Forster also. Darf man mehr erfahren?"
Unschlüssig überlegte ich, doch nickte dann.
„Wir hatten was miteinander im April. Noch vor The Voice Kids. Ich habe an dem Tag erfahren, dass Basti mich betrügt und so kam im betrunkenen Zustand eins zum anderen. Während den Aufzeichnungen habe ich dann irgendwann gemerkt, dass ich schwanger bin. Von Basti kann es nicht sein, obwohl wir im Zeitraum auch nochmal was hatten, aber er hat mir erzählt, dass er keine Kinder bekommen kann", erzählte ich den Anfang unserer Geschichte.
„Jedenfalls habe ich Mark an meinem Geburtstag dann erzählt, dass ich schwanger bin und wir sind kurz darauf zusammen nach Polen zu seiner Familie gefahren und sind jetzt seit fast drei Wochen zusammen", beendete ich lächelnd die Kurzfassung.
„Ich freue mich wirklich für euch und hättet ihr nicht beide andere Partner gehabt, hätte ich euch schon viel früher sagen können, dass ihr ein Traumpaar seid. Ihr gehört einfach zusammen und euer Kind kann sich wirklich glücklich schätzen, Eltern wie euch zwei zu haben", sagte Steff, ehe sie ebenfalls begann zu essen.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt