(61) Memories & Stories

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Donnerstag, 13.06
Pov Lena
Nach einem letzten kurzen Tag, mit einer kleinen Strandwanderung, machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Rückweg. Wir hatten noch einen kleinen Stopp eingelegt, in einem polnischen Spezialitätenladen, weil Mark seinen Vorrat auffüllen und ich ein paar seiner Lieblinge probieren wollte.
Also verbrachten wir den Rückweg damit, uns lachend zu unterhalten und Bonbons aus Marks Kindheit zu essen.
„Ich glaube, wir kommen in einen Stau", meinte Mark nach einiger Zeit mit einem Seufzen. Ich blickte auf und sah, dass er scheinbar recht hatte. Vor uns schienen sich die Autos immer langsamer zu bewegen, bis wir schließlich zum Stehen kamen.
Demnach etwas später als geplant, kamen wir am Abend wieder bei seiner Familie an. Genau pünktlich zum Abendessen waren wir wieder da, sodass wir direkt mit Essen empfangen wurden.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir seit dem Mittag nichts mehr gegessen hatten, außer die Bonbons auf der Fahrt, und hatte dementsprechend wirklich Hunger. Heute gab es tatsächlich sogar sehr viele vegetarische Speisen. Unvorstellbar, wie Marks Mama das immer schaffte, so eine Vielfalt an Verschiedenem für alle zu kochen.
Nach dem Essen verzogen Mark und ich uns relativ schnell nach oben, weil ich ziemlich erschöpft war von unserem Kurztrip.
„Die Zeit in Danzig war echt toll", murmelte ich noch, bevor ich dann auch recht schnell einschlief - wie bereits die letzten Abende, in Marks Armen.

Freitag, 14.06
Pov Mark
Am Morgen wachte ich von einem Klopfen auf, woraufhin meine Mutter ihren Kopf durch die Tür steckte. „Entschuldige, dass ich dich wecke", sagte sie an mich gerichtet, da ich als Einziger aufgewacht war. „Aber ich bräuchte heute mal deine Hilfe", erklärte sie ihr frühes Auftauchen. „Ok, ich komme sofort", sagte ich, bevor meine Mutter das Zimmer dann wieder verließ. Ich seufzte und versuchte vorsichtig, mich von Lena zu entfernen, ohne sie aufzuwecken, aber vergeblich.
„Wie viel Uhr ist es?", fragte sie müde und gähnte leise. „Kurz vor acht", beantwortete ich, mittlerweile sitzend, nach einem Blick auf mein Handy. „Warum bist du schon wach?" Ich schmunzelte und lehnte mich zu ihr, um ihr einen Kuss auf den Scheitel zu drücken, was sie lächeln ließ. „Mama war gerade kurz hier und meinte, sie bräuchte meine Hilfe. Du kannst aber gerne noch weiterschlafen", erklärte ich, bevor ich aufstand, doch sie schüttelte den Kopf. „Das geht jetzt eh nicht mehr", sagte sie, setzte sich auf und lehnte sie an der Wand an. Entschuldigend sah ich sie an, aber sie lehnte nur ab, erklärte, dass sie ja genug Schlaf bekommen hatte, womit ich mich zufriedengab. „Ich gehe dann mal runter, sonst kommt Mama gleich schon wieder, so ungeduldig wie sie manchmal sein kann", lachte ich. „Ich komme auch gleich", erklärte Lena noch, bevor ich dann aber schon das Zimmer verließ und nach unten ging, wo Mama bereits wartete.
„Entschuldige nochmal, aber ich würde dich nicht fragen, wenn ich eine andere Möglichkeit hätte", sagte sie, nachdem ich mich an den Tisch gesetzt hatte. „Schon gut, was ist los?", fragte ich, woraufhin sie mir ihre Bitte erklärte.
„Ich hab vor ein paar Wochen eine Kommode bestellt und wurde gestern angerufen, dass ich sie heute Vormittag abholen kann, aber das schaffe ich nicht alleine und gestern habe ich vergessen, dich zu fragen", erklärte sie.
„Wann müssen wir los?", fragte ich, da ich ihr damit natürlich helfen wollte. „So gegen neun."
„Guten Morgen", sagte Lena und kam herein. Sie trug noch ihren Schlafanzug und ließ sich auf den Stuhl neben mich fallen, was mich schmunzeln ließ. Meine Mama warf mir einen vielsagenden Blick zu, den ich nicht richtig deuten konnte. Vielleicht würde sie mir später ihre Gedanken mitteilen.
„Ich muss gleich mit Mama eine Kommode, die sie bestellt hat, abholen", erklärte ich Lena. „Ist das ok, wenn du alleine hier bleibst?" Lena lachte. „Natürlich, Natalie ist ja auch noch da. Sie ist mittlerweile übrigens auch wach."
Vielleicht war ich ein bisschen überfürsorglich, aber ich wollte, dass es ihr gut ging und es sah auch nicht so aus, als würde es sie stören. Demnach würde ich sie wohl noch eine ganze Weile überfürsorglich verwöhnen.
„Willst du auch einen Tee?", fragte ich Lena, als ich aufstand, woraufhin sie nickte.
Nachdem ich Wasser gekocht hatte, ging ich in der Zeit, in welcher der Tee ziehen musste, nach oben, um mich anzuziehen. Auf halber Treppe kam mir Natalie müde entgegen - auch sie trug noch ihren Schlafanzug und sah ziemlich müde aus, was mich grinsen ließ. „Morgen", sagte ich schmunzelnd, worauf sie nur einen müden Laut von sich gab.

„Wir fahren dann jetzt", sagte ich wenig später - meine Mutter war schon zum Auto vorgegangen. Lena und Natalie saßen noch am Tisch. „Gehen wir aufs Sofa?", fragte Natalie Lena, welche zustimmte.
Sie stand auf und kam auf mich zu, während Natalie schon zum Sofa ging. „Bis später", sagte sie und streckte ihre Arme, sodass sie ihre Hände in meinem Nacken verbinden konnte. „Tschüss", schmunzelte ich und lehnte mich zu ihr herunter, um ihr einen Kuss zu geben. „Aww", machte Natalie und unterbrach uns damit, wodurch wir alle lachen mussten. Ich verdrehte die Augen und verabschiedete mich endgültig, um meine Mutter nicht zu lange im Auto warten zu lassen.
„Seid ihr jetzt doch zusammen?", ließ die Frage meiner Mutter nicht lange auf sich warten. Wir waren ein paar Minuten unterwegs und hatten gerade erst die Kleinstadt hinter uns gelassen.
„Wieso?", fragte ich, unwissend, woher ihre Frage kam. Mama wog den Kopf unschlüssig hin und her.
„Ich will mich ja nicht einmischen oder so, aber–"
„Mama, was ist los?", fragte ich, da sie nicht so wirklich zum Punkt kam.
„Ihr wirkt so vertraut miteinander, da kann man schon annehmen, dass ihr ein Paar seid. Nichts für ungut, aber ihr schlaft in einem Bett, fahrt zu zweit weg und so weiter", zählte sie auf, wie sie auf die Idee kam. Sie versuchte zwar, sich zurückzuhalten, aber ich merkte, dass ihr das schwerfiel. Meine Mutter kannte so etwas nicht wirklich - so etwas wie zwischen Lena und mir. Und eigentlich wussten selbst Lena und ich ja nicht so wirklich, was da zwischen uns war.
Ich seufzte.
„Wir sind gerade dabei, uns auf eine neue Art und Weise kennenzulernen. Wir waren immer nur beste Freunde, bis sie schwanger wurde und wir irgendwie gemerkt haben, dass da irgendwas zwischen uns ist. Jetzt lassen wir alles auf uns zukommen und gucken, was passiert. Wenn es funktioniert, sind wir vielleicht einmal ein Paar und leben als Familie und sollte es nicht funktionieren, bleiben wir einfach nur Freunde und kümmern uns gemeinsam um unser Kind", brachte ich meine Mutter auf den aktuellen Stand. Gegen meine Sicherheit in diesem Punkt konnte auch Mama nicht mehr ankommen.
„Ich hoffe für euch, dass es funktioniert. Sie passt zu dir, das spüre ich. Halt sie fest und pass gut auf sie auf, Marek." Ich lächelte. Das hatte ich auch nicht vor, sie zu verletzen.

Ich hörte Lenas helles Lachen, sobald wir, mit der gekauften Kommode, das Haus wieder betraten. „Wir sind wieder da", rief ich und lief in Richtung des Wohnzimmers. Dort saßen Lena und Natalie, noch immer im Schlafanzug und blätterten in einem Fotobuch mit Kinderbildern von uns. „Was wart ihr süß", murmelte Lena schmunzelnd, als sie mich im Türrahmen bemerkte. Die zwei schienen sich ziemlich gut zu verstehen und ein klein wenig die Zeit aus den Augen verloren zu haben und das machte mich glücklich. Lächelnd ließ ich mich neben Lena aufs Sofa fallen, legte meinen Arm um sie und zog das Fotobuch auf meinen Schoss, um zu betrachten, worüber Lena so gelacht hatte.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt