Montag, 15.07
Pov Lena
Das Wochenende war ruhig. Unnormal ruhig. Ich hatte Aufgaben aufgeschoben, die dringend erledigt werden mussten, um Zeit für mich zu haben. Ich hatte das Wochenende bewusst alleine mit Kiwi verbracht und die letzten Wochen und Monate, sogar Jahre Revue passieren lassen. So komplett für mich musste ich feststellen, wie abwesend ich die letzten Monate in meiner Beziehung gelebt hatte. Ständig war ich unterwegs im letzten Jahr und hatte mir kaum und wenn nur selten Zeit genommen für Basti. Manchmal waren wir sogar wochenlang voneinander getrennt gewesen und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte ich ihn nie aus vollem Herzen vermisst...
Diese Erkenntnis schmerzte. Sie schmerzte sehr, zeigte mir, wie sehr ich mich doch von mir selbst entfernt hatte. Aber wenigstens war mir klar, dass letztendlich nicht ich selber mit meinem Charakter der Grund dafür war, dass Basti fremd gegangen war. Ich hatte ihn wahrscheinlich nur ein wenig dahingetrieben, in dem ich nie so wirklich zu Hause war. Natürlich war er es, der es nicht angesprochen hatte, aber er war schon immer unendlich verständnisvoll gewesen und hatte mich mein Ding machen lassen. Basti hatte mich und meine Launen immer verstanden und mich in allem unterstützt, bis ich mich von ihm entfernt hatte, ohne es wirklich zu merken. Die letzten Monate in unserer Beziehung hatte ich so viel zu tun, dass ich einfach keine Zeit gehabt hatte, mich und mein Verhalten zu reflektieren und das hatte mich schlussendlich meine Beziehung gekostet.
Das Komischste an allem war, dass ich Basti in irgendeiner Art und Weise sogar verstehen konnte. Ich war schließlich so selten da und dann hatte er nun mal Emma kennengelernt. Wahrscheinlich wollte er es mir sogar erzählen, aber wir hatten uns ja nie mehr wirklich Zeit füreinander genommen. Bis auf den Tag, als ich es dann erfahren hatte...
Ich sollte weiterarbeiten und die Dinge erledigen, die dringend fertig werden mussten, bevor ich ins Büro fuhr, sonst würde Bella mir vermutlich den Kopf abreißen. Wir waren sowieso schon später dran als geplant mit dieser Vertragsaushandlung und ich sollte den Vertragsentwurf wenigstens durchgelesen haben, bevor ich in gut einer Stunde losmusste, um ins Büro zu kommen. Also setzte ich mich wieder an die Arbeit und fokussierte mich auf den Vertrag, welcher zugegebenermaßen einige viele Stellen bereithielt, mit welchen ich gar nicht oder nicht vollständig einverstanden war. Irgendwie frustrierte mich das, denn das hieß, dass es heute ein langer Tag im Büro werden würde, weil Bella und ich uns mit Änderungswünschen herumschlagen mussten, die Bella dann weiterleiten würde.Mit Kiwi an der Leine machte ich mich also gegen Mittag zu Fuß auf den Weg ins Büro, wo ich schon auf Bella traf.
„Hast du den Vertrag endlich gelesen?", war das Erste, was sie mich fragte, da ich ihn schon vor ein paar Tagen hätte durch haben müssen.
„Hallo auch", schmunzelte ich, aber bejahte ihre Frage.
„Gut, dan hast du bestimmt auch ähnliche Kritikpunkte, wie ich", seufzte Bella. Es kam kaum infrage, nicht mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten, da uns deren Arbeit wirklich zusagte, aber bis dahin schien es noch ein etwas längerer Weg mit Umwegen zu sein. Früher hätte ich den Vertragsbedingungen wahrscheinlich einfach zugestimmt oder andere verhandeln lassen, aber mittlerweile wusste ich, dass ich selbst auch Anforderungen haben und Wünsche äußern durfte, was meinen Job deutlich angenehmer machte, auch wenn dadurch einiges natürlich auch komplizierter und anstrengender wurde, vor allem im Vorfeld.
„Dann lass uns mal anfangen. Je schneller wir die Änderungswünsche geklärt und formuliert haben, desto schneller können wir Feierabend machen", meinte Bella und ich stimmte zu, sodass wir uns an den großen Tisch im Büro setzten und den Vertrag durchgingen, indem wir uns gegenseitig unsere Anmerkungen, die wir beim Lesen gemacht hatten, vortrugen.
„Ich hab da noch eine letzte Anmerkung, die wir noch hinzufügen sollten", meinte Bella schließlich, als wir am Vertragsende angekommen waren und die Zeit auch schon deutlich vorangeschritten war.
„Ok, dann lass uns das noch kurz besprechen und dann Schluss machen für heute", sagte ich müde nach einem Blick auf die Uhr, welcher mir verriet, dass es schon fast halb sieben war. Definitiv zu spät, um noch Bürokram zu machen. Also diskutierten wir schnell noch die letzten Punkte durch, um endlich hier rauszukommen.„Magst du noch mitkommen und wir bestellen uns was zu essen und schauen einen Film?", fragte ich Bella, als wir gerade unsere Taschen griffen und das Büro verlassen wollten.
„Gerne", stimmte sie zu und so nahm ich Kiwi wieder an die Leine und spazierte mit Bella durch die Straßen Berlins, bis wir an meiner Wohnung ankamen.
„Pizza oder Pasta?", fragte ich Bella, während ich schon mein Handy heraus kramte, um den Lieferservice anzurufen.
„Pizza", entschied Bella und so bestellte ich schnell zwei Pizzen, während Bella es sich bereits auf dem Sofa gemütlich machte.
„Du kannst ruhig schon mal den Fernseher anmachen und uns einen Film aussuchen", rief ich ihr aus der Küche zu, während ich meinen Kühlschrank nach Getränken absuchte und dabei feststellte, dass meine Auswahl ziemlich klein war.
„Ich glaube, ich habe nur Wasser", stellte ich fest und bemerkte, dass einkaufen dringend mal wieder nötig wäre und ich das wohl oder übel morgen mal wieder machen sollte.
„Kein Problem, Wasser ist auch in Ordnung", antwortete Bella aus dem Wohnzimmer und so griff ich nach einer Wasserflasche und zwei Gläsern und folgte dem Geräusch des Fernsehers ins Wohnzimmer.
„Kennst du Purple Hearts?", fragte Bella. „Der wird mir aktuell immer empfohlen und soll wohl ganz gut sein, meinte Nele", fügte sie noch an. Ich schüttelte den Kopf.
„Noch nie von gehört, aber meinetwegen können wir den schauen", antwortete ich und Bella begann den Film bei Netflix zu suchen und anschließend zu starten.
Kurzzeitig wurde der Film durch den Pizzalieferanten unterbrochen und ich ging schnell zur Tür, um zu bezahlen und die Pizzen entgegenzunehmen. Zügig ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo wir heute ausnahmsweise mal aßen und überreichte Bella ihre Pizza. Es wurde ein gemütlicher Abend unter Freunden, wenn auch der Film mich wieder etwas nachdenklich stimmte, da es eben doch eine klassische Romanze war. So kam es, dass meine Gedanken ab und zu abschweiften. Genau so etwas wünschte ich mir, das wusste ich tief in meinem Herzen. Jemanden, der mich bedingungslos liebte. Jemanden, der für mich da war, koste es was es wolle und eigentlich hatte ich diesen jemanden bereits gefunden...
Aber ich kam für heute damit klar und schaffte es, zumindest für den Abend, meine Gedanken in den Hintergrund zu drängen.Als der Film zu Ende war, blieb Bella noch ein wenig, da wir morgen wieder erst gegen Mittag in Büro verabredet waren.
„Meinst du, ich sollte Philipp langsam auch mal davon erzählen?", fiel mir irgendwann im Gespräch ein, dass er es noch gar nicht wusste. Die letzten Wochen hatte ich ihn nur bei The Voice Kids gesehen und da hatte ich mich noch nicht bereit gefühlt, es jemandem außerhalb der Familie zu sagen. In den nächsten zwei Wochen musste ich allerdings mit Phili und Leena den Look für eine Fernsehshow festlegen, die in ungefähr drei Wochen aufgezeichnet werden sollte und ich wollte nicht, dass er denkt, dass er es nur deshalb erfuhr. Dafür kannten wir uns zu lange und waren zu gut befreundet und er musste es auf einem besseren Weg erfahren.
„Wenn du das möchtest, dann sag es ihm. Philipp können wir ja vertrauen und er wird sich bestimmt für dich freuen", sagte Bella lächelnd und ich stimmte zu, sodass ich ihm schrieb und fragte, ob er am Donnerstagnachmittag Zeit hätte. Seine Antwort ließ auch nicht lange auf sich warten und so waren wir für Donnerstag verabredet und er würde auch von meiner Schwangerschaft erfahren. Ich wusste, dass das irgendwie unnötig war, aber ich hatte trotzdem ein bisschen Angst vor seiner Reaktion. Er kannte Mark auch ganz gut und ich hatte Angst, was er sagen könnte. Er war immer unterstützend gegenüber mir, aber ich konnte mich nicht vollständig von dieser Sorge loslösen.
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Dieses Licht, Wie Du Aussiehst
FanfictionMark war nun schon seit ein paar Monaten von seiner Freundin getrennt und seine Motivation, irgendetwas außerhalb des normalen Alltags zu machen, hielt sich in Grenzen. Lena ging es eigentlich recht gut in ihrer Beziehung, doch sie konnte ja nicht w...