(10) I hope this letter finds you well

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Dienstag, 30.04
Pov Lena
Ich öffnete den Briefumschlag und nahm den Brief heraus. Wie lange ich schon keine persönlichen Briefe mehr bekommen hatte. Eigentlich schade, dass heutzutage kaum mehr Briefe geschrieben wurden und alles online besprochen oder gesagt wird. So Briefe waren da ja schon um einiges persönlicher und schöner. Ich schob diese Gedanken beiseite und widmete mich wieder dem Brief in meinen Händen.
Ich faltete ihn auf, bevor ich noch einmal tief durchatmete und begann, Marks Brief zu lesen.

Hey Lena,
Ich habe dir vor zwei Tagen eine Mail geschrieben.
Ich weiß nicht genau, ob du sie gelesen hast, aber wenn nicht, kann ich dich auch irgendwo verstehen.
Falls du meine Mail nicht gelesen hast und auch sonst, möchte ich dir auf diesem Wege noch einmal mitteilen, dass es mir unendlich leidtut und es keine Entschuldigung für mein Verhalten gibt.
Ich weiß auch gar nicht, was ich sagen soll, und ich will dir auch nicht zu nahetreten, aber vielleicht solltest du mir auch mal sagen, was du denkst, sonst können wir die Zusammenarbeit bei The Voice vergessen und das wäre doch echt schade.
Außerdem vermisse ich dich.
Ich habe dich lieb und ich brauche dich dringend wieder in meinem Leben. Du fehlst mir.
Wenn wir zusammen sind, erhellst du mir jeden Tag und ich hoffe einfach, du kannst mir eines Tages verzeihen und wir können das alles klären und es kann werden wie früher. Vielleicht wird es nie wieder dasselbe sein, aber ich möchte, dass wir wieder zusammen Spaß haben können und zusammen lachen und dass du mich nicht ignorierst. Ich brauche dich, Leni und ich vermisse dich unendlich. Melde dich bitte, sobald du dich bereit dazu fühlst.
Fühl dich gedrückt, Mark.

Ich ließ den Brief sinken.
Erst jetzt merkte ich, dass ich total am Heulen war. Was machte dieser Mann bloß mit mir? Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und starrte aus dem Fenster in die Ferne.
Ich glaube nun ist der Punkt gekommen, an dem ich dringend mit jemandem reden musste. Ich wusste, wie schwer das für Mark gewesen sein musste, diese E-Mail und vor allem diesen Brief zu schreiben, aber vielleicht hatte er ja recht und ich musste ihm wirklich die Chance geben und mit ihm reden, damit er mir zeigen konnte, wie dolle er mich brauchte. Freundschaftlich.
Es tat so weh zu wissen, dass dieses Gefühl von vor einer Woche einmalig bleiben sollte, aber ich wollte Mark unter keinen Umständen auf Dauer in meinem Leben missen. Dafür bedeutete er mir einfach zu viel.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte es um und sah, dass Bella mich anrief. Eilig nahm ich den Anruf an.
„Hey", sagte ich direkt, immer noch ein wenig verweint und wohl wissend, dass Bella das hörte und sie sich sowieso schon Sorgen machte.
„Hey, Leni. Ich wollte einfach mal hören, wie es dir geht und dich einladen", sagte sie, sobald ich abgehoben hatte.
„Was hältst du davon, wenn wir uns mal wieder einen schönen Abend zu zweit machen? Filme schauen und kochen. Wie wäre es?", schlug sie vor. Womit hatte ich nur solche Freunde verdient?
„Klar jederzeit... und Bella, ich glaube, ich bin jetzt bereit darüber zu reden, was los ist. Beziehungsweise eigentlich weiß ich, dass ich langsam darüber reden muss, weil die Zeit knapper wird", sagte ich vorsichtig und wusste, dass ich sie verwirrte.
„Du kannst immer mit mir reden, Leni. Ich hoffe, das weißt du. Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber wie wäre es, wenn du um sieben vorbeikommst?", sagte sie dennoch beruhigend
„Ja, so gegen sieben passt gut. Dann habe ich noch zwei Stunden, um mal ein bisschen hier aufzuräumen und zu duschen."
„Ok, dann bis gleich, Leni. Ich hab dich lieb."
„Bis gleich, ich dich auch", verabschiedete ich mich noch. Damit legte ich dann auf.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt musste ich es Bella erzählen, was eigentlich auch nur fair war. Außerdem wäre es das Richtige, das wusste ich.

Die letzten zwei Stunden nutzte ich dann tatsächlich noch, um meine Wohnung aufzuräumen, zu duschen und, um schnell meine Sachen zusammenzusuchen, ehe ich mit Kiwi zu Bella fuhr.
Bei ihr angekommen, zog ich Bella in eine lange Umarmung.
Viel zu lange hatten wir uns privat schon nicht mehr getroffen. Generell hatte ich meine Freundschaften die letzte Woche sehr vernachlässigt. Selbst meine engsten Freunde, wozu Bella gehörte, wussten nicht einmal, dass Basti und ich uns getrennt hatten. Ich hatte angenommen, das zuerst mit mir selbst ausmachen zu müssen, aber gerade bemerkte ich, dass ich damit wahrscheinlich mehr als falsch gelegen hatte.
„Wie schön, dich endlich mal wieder privat zu sehen", meinte dann auch Bella lächelnd.
„Ich finde es auch total schön und jetzt frage ich mich auch, warum ich das nicht schon früher gemacht habe, also mich mit dir zu treffen", lächelte ich zurück.
„Na ja, jetzt bist du ja da. Komm doch erstmal rein, Kiwi ist ja auch schon drinnen", lachte sie, bevor ich die Wohnung betrat. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke aus und folgte Bella ins Wohnzimmer.
„Willst du irgendwas trinken? Wein vielleicht?"
„Ja gerne, das klingt gut", antwortete ich.
„Ok, ich bin sofort wieder da", sagte Bella, bevor sie kurz in der Küche verschwand.
Ich sollte es ihr einfach sofort sagen, beschloss ich. Sonst konnte ich mich heute nicht entspannen und es wäre auch nur fair ihr gegenüber, sonst machte sie sich nur weiter Sorgen.

Als Bella wieder kam, schenkte sie uns beiden ein Glas Wein ein und setzte sich dann neben mich auf die Couch.
„Ok, ich will nicht lange drum herumreden", nahm ich einen Schluck Wein, bevor ich weitersprach und sie mich gespannt anschaute.
„Also, Basti und ich haben uns getrennt. Er ist mir fremdgegangen", sagte ich es also schließlich direkt heraus.
„Oh, Leni, das tut mir leid. Es muss bestimmt schrecklich für dich gewesen sein", begann sie, aber ich unterbrach sie kopfschüttelnd.
„Ja, also, es geht. Das war für mich nicht das Schlimmste", murmelte ich und musste ihr jetzt wohl oder übel den Rest erzählen.
Bella sah mich ungläubig an.
„Was kann denn bitte schlimmer sein, als wenn der eigene langjährige Freund einen betrügt? Sorry, für den Ausdruck", fragte sie überrascht.
„Ich erzähle es dir ja jetzt, aber bitte hör erstmal einfach nur zu, ok?", bat ich sie und versuchte die aufkommenden Tränen wegzuatmen.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt