(51) If you need some kind of help you can't find inside yourself

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Freitag, 07.06
Pov Lena
Langsam wurde ich wach, hatte die Augen aber noch geschlossen und lächelte zufrieden vor mich hin. Plötzlich spürte ein leichtes Kitzeln in meinem Nacken, was sich als Marks gleichmäßigen Atem herausstellte. Sofort schlug ich die Augen auf und starrte an die Wand, welche sich genau vor mir befand. Die Gedanken an den gestrigen Abend kamen so plötzlich in meinen Kopf, dass sie sich überschlugen. Wir hatten alles kaputt gemacht, alles. Ich musste hier weg. Das ganze gestaltete sich allerdings als recht schwierig, da Mark seinen Arm von hinten um mich geschlungen hatte. Vorsichtig löste ich mich aus seinem Arm und kletterte aus dem Bett. Natalie war inzwischen auch wieder da und lag in ihrem Bett. Verdammt! Was hatten wir uns dabei nur gedacht? Ich nahm meine Jogginghose aus meinem Koffer, genau die, die ich gestern beim Suchen nicht gefunden hatte und machte mich auf den Weg ins Bad. Dort machte ich mich soweit fertig und zog mir die Jogginghose über meine kurze Schlafhose. Ich spürte eine Träne über meine Wange laufen und wischte sie sofort weg. Mark war nicht nur irgendjemand. Er war der Vater von meinem Kind und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn wir das zwischen uns versaut haben. Gerade als ich das Badezimmer wieder verlassen wollte, bemerkte ich, dass mein Handy dort auf der Ablage lag. Das hatte ich gestern dann nach dem Baden ja auch nicht mehr gebraucht. Ein Blick darauf zeigte mir, dass es erst halb sieben war und das erklärte mir die Stille im Haus. Ich seufzte. Wir mussten gestern wirklich früh eingeschlafen sein, so hellwach wie ich jetzt war. Ich verließ das Bad mit meinem Handy und ging die Treppe runter. Ich brauchte ein bisschen frische Luft, also beschloss ich, ein wenig spazieren zu gehen, um nachdenken. Mark hatte mir bei unserem ersten Spaziergang den Weg zu einem Wald gezeigt, sodass ich diesen nun einschlagen konnte. Es war ein recht breiter, gut ausgebauter Waldweg, auf welchem ich dann einen Platz auf einer Bank fand. Es war kurz vor sieben, deshalb war noch nicht viel los. Obwohl es so früh war, beschloss ich Bella anzurufen, die eigentlich heute freihatte. Sie war die einzige, der ich gerade alles erzählen konnte und auch musste. Ich brauchte jemanden zum Reden. Ich griff in meine Hosentasche nach meinem Handy und bemerkte, dass sich meine Kopfhörer, die ich seit ein paar Tagen suchte, ebenfalls in dieser befanden. Ich suchte also Bellas Kontakt und rief sie an. Eine Zeit lang hatte ich Hoffnung, dass sie ran geht, jedoch tat sie das zu meiner Enttäuschung nicht. Frustriert ließ ich das Handy und meinen Blick sinken. Was sollte ich jetzt bloß machen? Ich brauchte sie jetzt, genau in diesem Moment. Mein Blick fiel auf meine Kopfhörer und ohne weiter darüber nachzudenken, steckte ich mir einen ins Ohr und startete irgendeinen beliebigen Song auf shuffle.
Dass der Song mich auf diese Art und Weise mitnimmt, hätte ich nicht gedacht.

„And I'm thinking 'bout how people fall in love in mysterious ways
Maybe just the touch of a hand
Oh me I fall in love with you every single day
And I just wanna tell you I am
So honey now
Take me into your loving arms
Kiss me under the light of a thousand stars
Place your head on my beating heart
I'm thinking out loud
Maybe we found love right where we are",

schallte die Stimme von Ed Sheeran mit „Thinking out loud" in meinen Kopf und damit direkt in mein Herz. Die Art und Weise, wie Mark mir plötzlich so wichtig geworden ist, ist irgendwie skurril und sowas ist mir wirklich vorher noch nie passiert. Das Gefühl, wenn er mich in den Arm nimmt, mir sagt, dass alles gut wird oder, wenn er einfach nur in der Nähe ist, zeigt mir immer doller, wie stark meine Gefühle von Tag zu Tag werden.
Plötzlich hörte ich meinen Klingelton und wurde mit einem FaceTime Anruf zurück in die reale Welt katapultiert. Nun saß ich wieder hier auf der Bank und starrte mein Handy an. Es war Bella, die mich anrief. Schnell ging ich ran. „Hey Leni! Sorry, ich habs jetzt erst gesehen, dass du mich angerufen hast. Ich bin gerade erst aufgewacht", sagte sie, während sie in ihrer Küche etwas zu suchen schien. „Hey", sagte ich, doch meine Stimme versagte. Nun sah Bella auf. „Alles gut bei dir? Wo bist du? Hast du geweint?", fragte sie dann aber besorgt. Ich strich mir mit dem Handrücken über die Wange und bemerkte, dass ich tatsächlich geweint haben musste. „Scheint so", versuchte ich es wegzulachen, aber es funktionierte nicht. „Was ist los?", fragte Bella erneut einfühlsam. Ich schloss die Augen und atmete durch. „Mark und ich, Wir-", begann ich, aber schaffte es nicht, den Satz zu beenden. Bella sah mich aufmerksam durch das Telefon an und lächelte mir ermutigend zu. „Wir haben die Nacht zusammen verbracht", sagte ich und es fühlte sich erleichternd an. Bella lächelte mir zu. „Ja und? Schlaft ihr nicht die ganze Zeit schon zusammen mit Natalie in einem Zimmer?", fragte sie verwirrt, hatte anscheinend erwartet, dass die Geschichte noch weiterging. „Nein, also doch ja. Aber nicht in einem Bett." Bella sah mich verwirrt an. Ich seufzte. „Bella", gab ich frustriert von mir. „Wir-, Wir haben miteinander geschlafen", sagte ich dann und darauf folgten ein paar Sekunden Stille. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe, während Bella schwieg. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll, Leni", gab Bella zu und sah überrascht und überfordert in die Kamera. „Weißt du, ich hatte nicht damit gerechnet, dass das noch einmal passiert, wo du ja auch noch sagtest, ihr schlaft mit Natalie in einem Zimmer. Moment- darf ich fragen- Wo?", fragte Bella neugierig. Ich lachte auf. „Es war in unserem Schlafzimmer da. Natalie war mit der Familie bis spät abends weg, aber wir sind zu Hause geblieben, weil es mir nicht gut ging." Bella schmunzelte, wurde dann aber wieder ernst. „Was willst du jetzt machen? Hast du schon mit ihm geredet?", fragte Bella mich, was ich verneinte. „Ich weiß es nicht. Er hat noch geschlafen und ich musste kurz mal raus und bin spazieren gegangen." Bella nickte nachdenklich. „War es denn wenigstens gut?", fragte Bella amüsiert schmunzelnd und ich sah sie schockiert an. „Bella!... Ja, war es", gab ich zu und hielt meine Hand beschämt vor mein Gesicht. Bella grinste jedoch nur. „Was sagt dein Herz dir?", fragte sie dann. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich da dieses Mal drauf vertrauen kann. Das einzige, was es mir sagt und zu schreit, ist Mark. Verdammt Bella, ich glaube, ich habe mich ernsthaft verliebt", gab ich frustriert zu und vergrub mein Gesicht in meiner Hand und dem Ärmel des Pullis. „Ist das Marks Pulli?", fragte Bella amüsiert. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich diesen immer noch trug. „Ja", gab ich zu. „Aber was soll ich jetzt tun?", fragte ich erneut. „Wenn du ernsthaft was für ihn empfindest, dann rede mit ihm", gab Bella ihre Sichtweise bekannt. „Ich überlege es mir", sagte ich unzufrieden murrend, legte aber nach ein paar weiteren Minuten Unterhaltung auf. Ich hatte Bella versprochen, dieses Mal mit Mark zu reden, nur wann, das hatte ich nicht festgelegt. „Es hatte also noch Zeit", dachte ich und machte mich,  Musik hörend, auf den Rückweg zum Haus. Gerade lief Fuck Baby I'm in love von Lotte und es war absurd, wie das Schicksal mir nur Lieder abspielte, die ich tief in mir fühlen konnte.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt