(2) I should have known

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Dienstag, 23.04
Pov Lena
Es war Dienstagmorgen und ich wachte auf, den Duft vom Kaffee in der Nase. Bastian musste schon länger wach sein.
Gerade als ich aufstehen wollte, kam er leise ins Zimmer und schob mich sanft aufs Bett zurück. Er drückte mir eine Tasse Kaffee in die Hand und lächelte mich an. Dankbar lächelte ich zurück und nahm vorsichtig einen Schluck der heißen Flüssigkeit.
„Danke", konnte ich nur von mir geben, weil ich noch total müde war.
„Hast du heute irgendwas vor?", fragte er mich sanft.
„Ich muss später", ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr, nur um zu erstarren. „Oh shit, es ist schon kurz vor halb elf?!"
Ich stand auf und beantwortete ihm seine Frage. „Ich muss um elf im Studio sein."
Ich öffnete meinen Kleiderschrank und nahm mir eine hellblaue Mom-Jeans und einen dunkelblauen oversized Strickpullover aus dem Schrank und verschwand im Bad. Basti folgte mir und stellte sich in den Türrahmen.
„Weißt du schon, wann du wieder da bist?", fragte er.
„So genau kann ich das ja nie sagen, aber der Produzent muss um fünf weg, also bin ich wahrscheinlich gegen spätestens gegen sechs wieder da. Aber ich kann dir ja später nochmal schreiben", erklärte ich ihm, während ich schnell meine Haare machte.
„Ok. Ich wollte für uns etwas zu essen bestellen, später. Haben wir ja länger nicht mehr gemacht."
„Gute Idee", antwortete ich und gab ihm einen Kuss, ehe ich bereits Richtung Garderobe sprintete, da ich echt spät dran war.
„Ich freue mich auf später", gab ich zufrieden von mir.
Ich zog mir schnell noch meine weißen Sneaker an und meine Jacke über, bis ich mich dann auch wirklich von ihm verabschiedete und mich auf den Weg machte.
Ich hatte noch fünfzehn Minuten.

Wir waren bereits seit geschlagenen vier Stunden am Arbeiten, Songs umschreiben und probeweise aufnehmen, um zu hören, wie sie klangen und waren eigentlich alle zufrieden.
Wir lagen sogar so gut in der Zeit, dass wir beschlossen, früher Schluss zu machen.
Mir war das Recht und so machten wir bereits um halb vier Schluss und ich fuhr nach Hause.
Dort ging ich zunächst ins Bad und machte mich etwas frisch. So ein Tag im Studio war meist anstrengender als man als Außenstehender dachte.
Basti war scheinbar nicht zu Hause, denn auf mein Hallo, ich bin wieder da bekam ich keine Antwort. Also ging ich ins Schlafzimmer und suchte mir frische Klamotten aus meinem Kleiderschrank.
Auch, wenn es nur ein Abendessen zu Hause war, mit bestelltem Essen, wollte ich mich etwas hübsch machen, weil ich noch genug Zeit hatte.
Ich entschied mich für ein schwarzes langes Kleid mit kleinen Blümchen und legte noch zwei Ketten und ein dünnes Armband an. Während ich mich schminkte, hörte ich leise Musik.
Ich wusste, dass ich mich für ihn nicht so zurechtmachen musste, aber mir war gerade danach und ich hatte ja eh nichts Besseres zu tun.
Als ich dann mit Schminken und allem weiteren fertig war, fiel mir auf, dass wir keinen Wein mehr zu Hause hatten und der vom Lieferdienst war nur im Notfall in Ordnung.
Da ich Basti gesagt hatte, dass ich gegen sechs wieder da war und es erst kurz vor fünf war, beschloss ich, einmal quer durch Berlin zu fahren, um uns unseren Lieblingswein zu kaufen.
Bis dahin musste ich zwar gute zwanzig Minuten mit dem Auto fahren und zwanzig wieder zurück, aber das nahm ich jetzt einfach mal in Kauf. Also griff ich erneut nach meiner Jacke, verließ die Wohnung, stieg ich in mein Auto und fuhr los.

Als ich wieder nach Hause kam, sah ich, dass Bastis Auto wieder vor der Wohnung stand. Er war also mittlerweile wieder da.
Ich ging nach oben und schloss die Tür auf, zog leise meine Jacke wieder aus und hängte sie an die Garderobe.
Eine Flasche des Weins stellte ich in die Vorratskammer und die andere nahm ich mit in die Küche, wo ich mir erst einmal ein Glas Wasser eingoss.
Ich wunderte mich, wo Basti war, doch ich vermutete, dass er im Bad war. Ich klopfte an die Badezimmer Tür, jedoch kam keine Antwort und als ich diese öffnete, stellte sich heraus, dass er nicht dort war. Jetzt hörte ich Geräusche, die jedoch nicht aus dem Bad kamen. Sie kamen vielmehr aus der Richtung unseres Schlafzimmers.
Ich kam jedoch nicht dazu, nachsehen, wer oder was diese Geräusche verursachte, denn die Tür unseres Schlafzimmers öffnete sich und Basti kam heraus. Er hatte mich noch nicht gesehen.
Ich stand verdeckt in der Tür zum Wohnzimmer, kniff meine Augen zusammen, denn ich konnte durch den Türspalt sehen, dass er in weiblicher Begleitung war.
Ich ließ mich auf die Couch sinken, denn von hier aus hatte ich einen guten Blick. Die beiden wirkten vertraut, eng. Es wäre aber auf jeden Fall nicht die richtige Lösung, jetzt abzuhauen. Wir mussten darüber reden. So rational konnte ich gerade noch denken.
Erst jetzt fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, mich bei Basti zu melden, als ich das Studio verlassen hatte, also wusste er nicht, dass ich schon zu Hause war. Jetzt schien es aber, als wäre das nicht schlecht gewesen, denn er lieferte mir den Grund für seine ständigen Nachfragen in letzter Zeit, wann ich wieder da wäre. Ich konnte es nicht fassen.
Doch meine Gedanken wurden gestört, als ich ein Kichern vernahm. „Basti, ich kann nicht länger bleiben, Lena wird bald hier sein. Das hast du selber gesagt."
Ich konnte es einfach nicht fassen. Doch jetzt sah ich, wie er sich langsam zu ihr hinunterbeugte und... sie küsste. Er küsste sie, wie er mich schon lange nicht mehr geküsst hatte.
Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich sah unsere Zukunft vor meinen Augen vorbeiziehen und ich konnte nur flüchtig hören, wie Basti etwas sagte.
„Ich vermisse dich jetzt schon, Emma. Wann können wir uns wieder treffen?", fragte er und ich war sprachlos. Wieso hatte ich rein gar nichts bemerkt? War ich so blind gewesen oder hatte er das alles so gut eingefädelt?
„Ich weiß es nicht, Basti. Ich vermisse dich ja auch, aber Lena steht uns nun mal irgendwie im Weg. Du musst endlich mit ihr reden."
Das versetzte mir einen Stich direkt ins Herz und die Tränen liefen nur so über meine Wangen. Von dem restlichen Gespräch bekam ich nichts mehr mit. Ich realisierte erst wieder, was hier gerade passiert war, als die Tür ins Schloss fiel und Basti seufzend das Wohnzimmer betrat.
Er erstarrte, als er mich sah, und ich starrte ihn an - fassungslos. Meine Sicht benebelt vor lauter Tränen, sah ich alles verschwommen. Er fing sich relativ schnell. „Es ist nicht das, wonach es aussieht."
„Willst du mich verarschen?! Dir fällt nichts weiter ein als dieser beschissene Standardspruch?! Denkst du wirklich, ich kann mir nicht denken, was du heute und vermutlich die gesamten letzten Wochen hier getrieben hast, als ich weg war?", fragte ich aufgewühlt.
„Weißt du, ich will auch gar nicht wissen, wie lange das schon so geht. Sag mir einfach nur warum? Bist du so unzufrieden in unserer Beziehung, dass das nötig ist? Warum redest du nicht einfach mit mir?", fragte ich verständnislos.
„Schatz", sagte er sanft.
„Nenn mich nicht so! Ich hätte es echt wissen müssen. Das mit uns läuft einfach nicht mehr, oder? Ich – Ich muss hier weg", wollte ich dann doch die Flucht ergreifen. Ich hielt es einfach nicht aus.
„Lena, bitte hör mir zu", sagte er verzweifelt, griff mich am Arm und zog mich zurück auf die Couch.
„Es tut mir leid. Ich kann verstehen, wenn du sauer bist und wütend, aber..."
Ich unterbrach ihn jedoch.
„Ich bin verdammt nochmal enttäuscht, so unendlich. Ich dachte immer, wir könnten über alles reden, nach so vielen Jahren Beziehung..."
Mit diesen Worten stand ich erneut auf, verließ die Wohnung und lief quer durch die umliegenden Straßen – ohne Plan, wo ich hingehen sollte.

Irgendwann stieß ich auf eine Kneipe ein paar Straßen weiter. Auf dem Weg dorthin bekam ich eine Nachricht von Basti.
Er sagte, dass er ein paar Sachen packen würde und dann erstmal weg war. Wenn ich irgendwann reden wollte, wäre er jederzeit bereit dazu. Ich konnte es so gar nicht glauben, dass er wirklich auszog, dass ich jetzt scheinbar wieder single war. Wir hatten so viel zusammen erlebt und so sollte es jetzt enden?!
Der Fakt, der mich am meisten enttäuschte, war, dass er nicht mit mir geredet hat – dass er es heimlich getan hat, anstatt sich zu trennen und dass er nicht ehrlich zu mir war und seine Gefühle mit mir geteilt hat. Das hätte mir vermutlich nicht den Schmerz erspart, aber es wäre fairer gewesen, als hinter meinem Rücken mit dieser Emma ins Bett zu steigen.

In der Kneipe angekommen, ging ich geradewegs zur Toilette. Hier erst sah ich, wie verheult ich aussah und wischte mir so gut es ging die schwarzen Schatten unter den Augen weg. Ich wollte heute Abend nicht mehr an ihn denken. Die Gedanken kämen sowieso, also wieso nicht zumindest heute verdrängen?
Danach verließ ich die Toiletten wieder und setzte mich an die Bar. Ich trank ein oder zwei alkoholische Getränke, bis ich irgendwann im Augenwinkel einen Mann sah, welcher gerade aufstehen wollte, aber stockte als er mich sah. Wer auch immer das war, ich wollte mit niemand Fremden reden, nicht jetzt.
Doch dann erkannte ich den Mann in unmittelbarer Nähe, es war Mark.


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Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt