(88) Mama und du

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Mittwoch, 04.12
Pov Lena
„Mama, endlich", begrüßte ich meine Mutter euphorisch und fiel ihr sofort in die Arme, sobald sich die Aufzugtür geöffnet hatte.
„Ich hab dich so vermisst", murmelte sie in die innige Umarmung.
„Ich dich auch, komm doch rein", bat ich sie. Also betrat sie mit ihrem Gepäck die Wohnung und stellte dieses erst einmal im Flur ab, um richtig hereinkommen zu können. Es war dieses Mal echt zu lange her, dass wir uns gesehen hatten. Ein paar Mal war ich in den letzten Monaten kurz bei ihr gewesen, wenn ich Termine in der Nähe von Hannover gehabt hatte, und ein paar wenige Male war sie mich besuchen gekommen, aber das war leider irgendwie echt selten vorgekommen.
„Willst du einen Kaffee?", fragte ich sie und lief bereits in Richtung Küche, um die Kaffeemaschine zu starten und mir einen Tee aufzusetzen. Sie stimmte auch lächelnd zu und folgte mir in die Küche. Mit einem sanften Lächeln bemerkte ich, dass sie mich beobachtete und ich konnte einfach nicht anders, als dauerhaft zu grinsen.
„Du siehst glücklich aus", stellte meine Mama auch irgendwann fest.
„Das liegt daran, dass ich ziemlich glücklich bin", erklärte ich zufrieden lächelnd und lehnte mich gegen die Küchenzeile, während die Kaffeemaschine durchlief und der Tee ziehen konnte. „Es ist aktuell irgendwie alles gut. Mark ist toll und unterstützt mich einfach in allem und selbst wenn es mir gerade mal nicht so gut geht und ich zweifle, hat er irgendwie die Ruhe, um auch mich zu beruhigen." Meine Mutter lächelte.
„Das freut mich echt sehr für euch. Und ich bin wirklich gespannt, ihn später dann auch mal so richtig offiziell kennenzulernen, so wie du von ihm schwärmst." Mein Gesicht nahm eine rosige Farbe an, aber Mama lächelte da einfach drüber hinweg.
Bisher hatten wir es irgendwie einfach nicht organisiert bekommen, dass die beiden sich kennenlernen konnten. Klar, waren sie sich in den letzten Jahren das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen, aber seit wir zusammen waren, hatten sie sich nicht gesehen. Wenn ich in Hannover gewesen war, dann alleine, weil Mark andere Termine gehabt hatte. Und die Male, als sie in Berlin gewesen war, hatte Mark arbeiten müssen oder war unterwegs. Umso aufgeregter war ich also heute auch irgendwie, Mama endlich den Mann vorzustellen, der nun wohl endgültig der Mann für mein Leben wäre. Vorher aber wollten wir in die Stadt, den Rest kaufen, den ich vor der Geburt noch brauchte.
„Wie lange hast du jetzt eigentlich noch Termine, bevor bei dir Ruhe einkehrt?", wollte meine Mama wissen, war wie immer besorgt, dass ich mich übernehmen könnte. Doch gerade jetzt wussten wir alle, dass ich nicht nur auf mich selbst aufpassen musste, weshalb ihre Sorge berechtigt schien. Jedoch war ihre Sorge dieses Mal unbegründet.
„Gesetzlich wäre ich seit vorgestern in Mutterschutz, aber ich habe jetzt die Woche noch ein paar Termine und nächste Woche vereinzelt Videokonferenzen, die ich entweder von hier oder aus dem Büro machen kann und danach ist erstmal Pause angesagt. Dann ist fast schon Weihnachten, wo ich sowieso freigehabt hätte und Mitte Januar ist es dann ja schon so weit." Ich hatte mich entschieden, nicht direkt in den Mutterschutz zu gehen, sondern noch ein paar einzelne Termine wahrzunehmen, um den Druck herauszunehmen, alles vorher erledigt zu bekommen und weil ich mich gut genug fühlte, um noch arbeiten zu können. Meine Mutter nickte.
„Und Mark? Macht er auch Pause, um für dich da zu sein und dich zu unterstützen?", wollte meine Mutter wissen, ob nur ich aussetzte oder ob er mitmachen würde. Ich lächelte.
„Er arbeitet jetzt noch bis Weihnachten und hat dann zumindest nur noch ganz wenige vereinzelte Termine, damit wir nicht so auffällig beide von der Bildfläche verschwinden. Aber um den Geburtstermin herum ist er auch komplett zu Hause", erklärte ich.
„Das klingt, als hättet ihr das gut geregelt", nickte Mama und ich konnte nur zustimmen.
„Wollen wir langsam los, dass wir wieder da sind, wenn Mark später Feierabend hat?", fragte ich schließlich, als wir den Tee und den Kaffee schon etwas länger ausgetrunken hatten. „Gerne."
So machten wir uns auf den Weg in das Fachgeschäft, in dem Mark und ich bereits vor ein paar Wochen einen Großteil unserer Ausstattung gekauft hatten.

„Also, ich habe jetzt noch Bodys, Oberteile, Socken, Strumpfhosen, Strampler, Mützen, einen Wollanzug, Strickschühchen und Handschuhe. Ich schätze, das sollte an Kleidung ausreichen. Babys wachsen so schnell aus allem heraus und ich habe zu Hause ja auch noch mehr, was sich die letzten Wochen und Monate angesammelt hat", dachte ich laut nach, nachdem wir schon einige Zeit in dem Laden verbracht hatten. Meine Mama nickte nachdenklich.
„Ich weiß nicht, ob ihr sowas schon habt, aber ich würde dir eine Bettschlange empfehlen. Die hast du als Kind geliebt", meinte meine Mutter verträumt lächelnd und zeigte auf welche, die etwas weiter entfernt im Regal lagen. Und tatsächlich konnte ich mich bei dem Anblick an ein altes Foto von mir als Baby mit sowas erinnern.
So schafften es tatsächlich letztendlich noch eine Bettschlange, eine Spieluhr, zwei Packungen Windeln, ein Mobile, ein paar Waschlappen und Mulltücher, sowie Schnuller in den Einkaufswagen, bevor wir bezahlten und uns auf den Rückweg zu meiner Wohnung machten.
Inzwischen war es fast fünf Uhr, als ich den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür steckte und aufschloss.
„Kannst du das erstmal ins Kinderzimmer stellen?", bat ich meine Mutter, welche netterweise die zwei Einkaufstüten für mich vom Auto zur Wohnung getragen hatte.
„Klar", sagte sie und stellte die Tüten also erst einmal dort ab.
„Mark müsste jetzt eigentlich auch gleich irgendwann kommen", sagte ich, als sie zu mir ins Esszimmer kam und wie auf Kommando hörte man tatsächlich genau in diesem Moment den Schlüssel im Schloss und kurz darauf, wie Mark die Wohnung mit Kiwi betrat, welche heute bei ihm gewesen war.
„Hey, ich bin wieder da", rief er. Kiwi war bereits zu uns gestürmt und begrüßte meine Mama stürmisch. Mark betrat dann ebenfalls das Zimmer, lächelte verhalten.
„Dein Hund hat sie nicht mehr alle", kommentierte er lachend und umarmte mich kurz zur Begrüßung. Sanft küsste er meinen Scheitel, ehe er sich auch schon löste und meine Mama begrüßte, welche mittlerweile von Kiwi wieder in Ruhe gelassen wurde.
„Hallo, schön dich jetzt mal richtig persönlich kennenzulernen, so wie Lena von dir schwärmt", umarmte Mama ihn direkt freundlich und aufgeschlossen und ich lief rot an. Aber so war sie schon immer, wenn sie jemanden von meinen Freunden oder Partner das erste Mal kennengelernt hatte.
„Mich freut es auch sehr", erwiderte Mark lächelnd. Beide wirkten ehrlich aufrichtig, dass sie sich freuten und irgendwie passte auch alles direkt. Mark wirkte zwar etwas zurückhaltend, aber ich war mir sicher, dass sich das schon in ein paar Minuten ändern würde. Und so herrschte auch direkt eine entspannte gemütliche Atmosphäre, obwohl die beiden sich bisher erst wenige Male begegnet waren und wenn auch nur flüchtig auf Tour oder einem meiner Geburtstage.
„Ich habe übrigens Pizza auf dem Rückweg mitgebracht", grinste Mark, als wir uns hinsetzen wollten. „Wir könnten also theoretisch jetzt essen, wenn ihr wollt und schon Hunger habt."
Ich grinste zurück. „Da fragst du noch? Natürlich habe ich Hunger."
Wir mussten alle lachen, aber während Mama und ich uns setzten, ging Mark in die Küche, um die Pizzen und das Besteck zu holen.
„Er passt zu dir, würde ich sagen", lächelte meine Mama mir zu, sobald Mark den Raum verlassen hatte. „Er mag vielleicht in vielerlei Hinsicht ganz anders sein als du, das hast du mir ja erzählt, aber ihr wirkt so glücklich und verliebt, dass ich fest daran glaube, dass das mit euch beiden wirklich klappen kann."
Dankbar lächelte ich sie an. „Danke, Mama."
Als Mark dann mit dem Abendessen wieder zurück zu uns kam, verfielen wir in lockere Gespräche und redeten einfach nur, bis es später am Abend schon spät genug war, um schlafen zu gehen.
Allerdings mussten wir Mama noch zu Mark in die Wohnung bringen, denn erstens hatte ich durch das Kinderzimmer ja kein Gästezimmer mehr, nur noch das Bett im Büro und zweitens hatte sie so schon mal die Gelegenheit, sich an die Wohnung zu gewöhnen und diese kennenzulernen. Denn zu unserem Glück hatten unsere Mütter beide sofort begeistert unserer Idee zugestimmt, Anfang Januar für ein paar Wochen, oder wann immer sie wollten, in Marks Wohnung einzuziehen, um nah bei uns und ihrer Enkelin zu sein und uns zu unterstützen. Wir hatten uns so sehr darüber gefreut und waren unendlich dankbar, jetzt schon so große Unterstützung zu bekommen.

Dieses Licht, Wie Du AussiehstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt