Dienstag - 30.10.2018 - 18:12PM

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Schniefend entfernte ich die Tränen auf meinen nassen Wangen und zog meine Beine an mich, ehe ein neuer Schwall mich überfiel.
Mein Blick fiel auf die Gießkanne vor mir und dann auf den grauen Grabstein der ihr Grab zierte.
Ja, ich war lange nicht mehr hier gewesen.
Aber das tat nichts zur Sache, ich war komplett fertig mit meiner Welt.
Ich war körperlich und psychisch am Ende, ich fand keinen Grund wieso ich noch weiter machen sollte. Und wie jedesmal, fand ich mich hier wieder, denn es war der einzige Ort, an dem sie mir so nahe war.

Mich selbst fragend, sah ich auf den eingemeißelten Schriftzug und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Dieses Gefühl, nichts mehr unter Kontrolle zu haben und alles nur noch schlimmer zu machen, mit meiner Anwesenheit, war unbeschreiblich.
Es schnürte mir die Kehle zu, drückte meine Schultern hinunter und meine tausenden, unverständlichen Gefühle heraus.
Ich war müde.
Unendlich müde.
Konnte ich nicht einfach normal sein?
Wieso musste ich so ein beschissener Mensch sein?
Ich verstand es nicht.
Besser, verstand ich mich selbst nicht mehr.

"Du fehlst mir, Anny." Murmelte ich irgendwann, presste meine Lippen auf ein ander. "Und ich brauche dich!"

Natürlich antwortete sie mir nicht...
Wie auch?

Ich hasste den Fakt, dass sie nicht bei mir sein konnte. Zu gerne hätte ich Antworten oder eine Umarmung gebraucht. Doch war ich, wie immer, mit meinem Kopf alleine und das das nicht gut für mich war, wusste ich.

Aber, was sollte ich sonst tun?
Niemand verstand mich.
Und keiner konnte mir helfen.
Mit brummendem Kopf legte ich mich auf den Boden, in das weiche, trockene Gras und schloss meine Augen. Sie fühlten sich ohnehin schon schwer genug an. Dann aber atmete ich tief durch, zuckte zusammen als etwas über meinen Kopf strich.

"Schon gut, bleib liegen."

Ich richtete mich auf und traute meinen Augen kaum. Alles um mich herum verschwamm sofort und mich blendete weißes Licht, an das ich mich aber gewöhnen konnte. Dann sah ich in ihre Augen und atmete erschrocken auf.

"Anny?!"

Sie lächelte und schloss mich in ihre Arme. So fest ich konnte, drückte ich sie an mich und verlor erneut ein paar Tränen.

"Warum- Und wie?!" Stotterte ich verwirrt bis ich es verstand. "Oh... Ich träume."

"Du bist eingeschlafen." Nickte Anny lächelnd und musterte mich. "Ich bin so stolz auf dich."

"Worauf denn?" Lachte ich falsch auf.

"Du bist endlich du selbst!" Strich sie über meinen Kopf, drückte mich ansich. "Und du beginnst langsam zu verstehen, das du auf dein Herz und nicht auf dein Bauchgefühl hören musst."

"Was redest du da?" Sah ich wieder zu ihr auf und konnte kaum glauben, dass sie wirklich vor mir saß. Ihr aussehen hatte ich schlichtweg verdrängt aber jetzt verstand ich auch, warum Aiden immer meinte, das ich ihr so ähnlich sah. Ich hatte tatsächlich vergessen, dass sie damals schwarzes Haar, wie Dad, besaß.

"Ich bin immer bei dir, selbst wenn du dich verletzt und deswegen weiß ich auch, das du einen Menschen in deinem Leben hast, der für dich bestimmt ist." Ihre Stimme glich der eines Engels und ich war so überfordert mit dem Fakt, dass wir uns tatsächlich so verdammt ähnlich sahen. "Und es gibt da eine Person, die sich gerade ungeheuer Sorgen um dich macht."

LITTLE, FAT GIRL. | PAUSEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt