Maybelle
"Maybelle? Bist du wach?"
Ich sah von meinem Tagebuch auf. "Ja, bin ich Mum."
"Gut, dann lass dein Tagebuch in Frieden und ab in die Schule Schatz!"
Seufzend stand ich auf und schmiss mich in lockere Klamotten die meinen speckigen Körper verdecken würden. Dennoch sah ich ordentlich aus und solange das der Fall war, würde mich auch kein anderer auf Sunny Beach's Straßen schief ansehen.
Nachdem ich Zähneputzen war, schlenderte ich gemütlich die Treppe hinunter und band mir währenddessen meine braunen, langen Haare in einen lockeren Dutt.
Unten angekommen packte ich mir noch eine Flasche Wasser in meine Tasche, sowie mein Tagebuch und verließ das Haus."Bis heute Abend, Schatz!" Rief meine Mum. Sie war gewohnt, dass ich morgens kein Frühstück zu mir nahm. "Dad bringt heute Abend wieder Nachos mit!"
"Okay, Tschüüs!" Rief ich, lief aber dennoch weiter um meinen Bus nicht zu verpassen. Währenddessen geschah das, was jeden Tag geschehen würde.
Ich weinte.
Jeden Tag, sobald ich das Haus verließ, weinte ich. Ohne Grund, ohne Auslöser. Das redete ich mir immer wieder ein.
Niemand weiß wieso. Selbst nicht mal ich, denn ich spüre sie kaum. Ich merkte nie, dass aus meinen Augen Wasser kam, das eigentlich dafür geeignet war, für Körper und Seele ein Schutzschild oder ein Hilferuf zu sein.
Meine Seele ist es schon so sehr gewohnt, das sie es selber nicht mehr bemerkt und es deswegen einfach zu lässt.Als wäre es Alltag.
Wenn ich so, weinend, in die Öffentlichkeit ging, sah ich möglichst nur auf den Boden um nicht die auslachenden Blicke der anderen Personen auf meinem Schulweg ertragen zu müssen, welche sich jeden Tag über mich und meinen Körper lustig machten.
Das ich so bin wie ich bin ist nun mal so. Ich wurde so geboren und mein Fett ruck zuck abtrainieren kann ich auch nicht so leicht, denn es liegt in der Familie, dass jeder von uns ein wenig fester und kompakter ist wie normale Personen.
Aber es macht uns deshalb doch nicht zu einem Gespött und schlechteren Menschen, oder?
Natürlich trieb ich Sport, auch versuchte ich krampfhaft ab zu nehmen, nur leider war das verdammt schwer wenn man sich jeden Tag Gelächter und dumme Sprüche anhören musste die mein eh schon schwaches Herz innerlich unglaublich schmerzhaft zerrissen.
Da halfen meine Tabletten leider auch nicht weiter...
Man distanzierte sich also.
Von guten Freunden, die es vor langer Zeit noch waren, bekommt man Angst, denn sie lachten, lästerten, hinten rum. Es sind schreckliche Dinge die immer noch erzählt und gesagt werden, dennoch schaffe ich es sie irgendwie zu ertragen und mich nicht, wie manch andere, selbst zu verletzen oder gar Selbstmord zu begehen.
Nein, das will ich mir nicht antun.Ich bin jung und könnte noch so viel erleben, auch mit Übergewicht.
Mein Kopf dachte, dass es wichtig war dazu zu stehen das Übergewicht vorhanden ist.
Und für mich, ist das tatsächlich sehr schwer der Öffentlichkeit offen zu sagen, dass Übergewicht eine Person selbst zu nichts schlimmen macht.Das ist auch so!
Ich bin kein schlechter Mensch nur weil ich mehr, als "Normale" Menschen, auf meinen Hüften habe.
"Hallo May!" Rief eine angewiderte Stimme welche sich als die vom Stace heraus stellte.
Sie ist wirklich hübsch, das It- Girl der Schule. Früher konnte ich wirklich auf sie zählen. Aber auch nur solange ich keine Pickel bekam und auch mein Gewicht nicht immer mehr wurde.
Wie die anderen distanzierte sie sich und lachte über mich. So viel Spott musste ich bereits von ihr ertragen, doch ich habe nie aufgegeben und auch nicht nur einmal zur Klinge gegriffen.Es klingt so leicht gesagt aber würde jemand da draußen erfahren was sie bisher alles mit mir gemacht hatten, würde man mich für ein Opfer halten.
Naja...
Mit 80 Kilogramm, für bald siebzehn Jahre, bin ich das auch. Im Mai wäre ich es auch.
Daher mein Name, Maybelle."Hallo Stace..." Murmelte ich leise. Ehe sie aber auch schon einen dummen Spruch ablassen konnte, stöpselte ich Kopfhörer in meine Ohren und stieg in den kommenden Bus.
Wenigsten konnte ich so vor meinen Ängsten fliehen.
Wie immer begrüßte ich freundlich den Fahrer, der mich ebenfalls freundlich grüßte und setzte mich auf den Platz ganz vorne den ich schon seit Jahren alleine belegte.
Seit vier um es genau zu nehmen.
Man, irgendwie bin ich echt ein ziemliches Opfer...
Ich hatte noch nie richtige Freunde.
Weder im Kindergarten, noch in meiner jetzigen Schule. Auch das ist ziemlich traurig."Ey May! Aufwachen! Die Hölle steht vor der Tür!" Rief Stace welche mir davor die Kopförer aus den Ohren gerissen hatte. Ich hatte garnicht kapiert, dass wir bereits da waren.
Sie und ihre Anhängsel waren es gewohnt, dass ich jeden Tag weinend in der Schule herumlief.
Kein Scherz, wirklich jeder in meiner Schule, selbst meine Lehrer, sind es gewohnt mich weinen zu sehen. Eher mit Tränen in den Augen.Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf und verließ den Bus um so schnell wie möglich an meinen Lieblingsplatz zu gelangen. Dort wollte ich meinem Tagebuch von der gruseligen "Begegnung" eines Jungen erzählen, der mich gestern beobachtet hatte, als ich mich umzog.
So krank!
Es war mein neuer Nachbar, der in das kleine Haus, direkt vor unserem, gezogen war.
Ein Wunder das ich das überhaupt gecheckt hatte!
Als ich mir sicher war, dass niemand in meiner Nähe war, rutschte ich die Grafity-Wand hinunter, winkelte meine Beine an und holte auch schon mein schwarzes Tagebuch heraus um direkt los zu schreiben.
Liebes Tagebuch,
Gestern ist etwas echt schräges passiert. Der Junge, der neu in unsere Nachbarschaft gezogen ist, hat mich gestern dabei beobachtet wie ich mich umgezogen habe. Naja fast. Mal wieder stand ich vor meinem Spiegel und hatte nachgesehen ob ich etwas abgenommen hatte aber als ich dann meinen BH ausziehen wollte sah ich plötzlich, dass er mich von seinem Fenster aus beobachtet hatte- und das die ganze Zeit! Ich will gar nicht wissen was der sich wohl dachte! Übrigens habe ich nur ein wenig abgenommen. Wie immer- haha. Naja was solls. Dann sterbe ich eben als Jungfrau.
Maybelle, 03. Januar2015
"Das wäre aber nicht schön, wenn du als Jungfrau sterben würdest." Als ich diese Stimme hörte klappte ich automatisch mein Buch zu und sah geschockt gerade aus.
Wie zur Hölle hatte er mich gefunden?!
Diesen Platz kennt keiner!"Du kannst mich ruhig ansehen." Lachte die Stimme. Ihr klang war, tief, rau und etwas kratzig. Das kannte ich nicht.
Mein Kopf drehte sich langsam zu der Person die, anscheinend, neben mir saß und mich leicht angrinste.Und es war der Kerl, der mich gestern beobachtet hatte.
Noch nie war mir ein Junge so nahe gekommen. Die meisten nehmen eher Abstand von mir, weil ihnen meine Breite nicht gefällt. Das sagten sie jedenfalls alle.
Vielleicht war ich auch einfach nur zu schüchtern und einsam...
"Du hast schöne Augen."
Ich spürte wie Blut in meine Wangen schoss. Deshalb drehte ich meinen Kopf wieder weg und stotterte, "D-Danke.", vor mich hin.
"Sie sind wunderschön aber sie sollten nicht weinen, weißt du?"
Ich sah ihn wieder an und rappelte mich auf um dann schnell zu verschwinden.
Das wurde mir zu viel.Eigentlich hatte ich irgendwie gehofft, dass er mir hinter her laufen würde, doch natürlich geschah das nicht.
Es würde niemals geschehen!
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LITTLE, FAT GIRL. | PAUSED
General FictionYear 2015 - Part 1 und Year 2018 - Part 2 zusammen! "Du und Regina..." Schüttelte er wieder seinen Kopf grinsend. "Ihr beide könntet wirklich die Weltherrschaft an euch reißen! Du mit deinen Sprüchen und sie mit ihrem Temperament." Angewidert verz...