Kapitel 4 - Hogwarts, mein neues Zuhause

169 10 0
                                    

Der Hogwartsexpress hält langsam an der Endstation. Das Gewitter hat sich weitgehend verzogen und durch die Wolken fallen die Lichtstrahlen der Nachmittagssonne. Im Zugkorridor herrscht ein Gedränge und alle stehen dicht beieinander mit ihren Taschen und Koffern. Die Türen öffnen sich und alle Schüler strömen raus. Ich folge meinen neuen Freunden aus dem Abteil und versuche in dem Gedränge nicht den Anschluss zu ihnen zu verlieren.

Unsere Sachen können wir am Fusse des Hügels abgeben. Sie werden von den Hauselfen in unsere Zimmer appariert. Eine steile, schmale Treppe führt hinauf zum Schloss. Als ich oben angekommen bin, halte ich kurz inne, um den unglaublichen Ausblick auf die Highlands und den See zu geniessen. Es weht eine leicht kühle Brise. Heute ist der 1. September. Der Beginn eines neuen Kapitels in meinem Leben.

Ich werde plötzlich aus meiner melancholischen Tagträumerei gerissen. Cho packt mich sanft am Arm: „Mina, wir müssen in die Grosse Halle, beeilen wir uns." Ich nicke und wir laufen etwas schneller. Wir betreten gerade den grossen Vorplatz vor dem Haupteingang des Schlosses und als ich die riesige Tür betrachte, ereilen mich plötzlich trübe Gedanken: „Cho...was wäre, wenn...ich in ein anderes Haus komme als Ravenclaw?" Frage ich sie etwas ängstlich. „Das macht doch nichts, Mina. Weisst du, das Haus spielt keine Rolle für mich. Für mich zählt der Charakter!" Sagt sie mit einem aufbauenden, selbstbewussten Unterton. „Ausserdem ist Cedric ja auch in Hufflepuff. Das hat mich nie gekratzt." Spricht sie etwas verlegen aber mit einem leichten Grinsen. „Danke Cho, das hat mir gerade wirklich sehr geholfen." Sage ich und blicke ihr dabei klar in die Augen. „Asian-Girls müssen zusammenhalten, nicht wahr?" Sagt sie scherzend und fängt dabei an zu lachen. Mit einem Lächeln voller Vorfreude betreten wir das Schloss. Wir biegen geradewegs ab nach links in die Grosse Halle ein. Die meisten Schüler sitzen schon am Tisch ihres Hauses. Die Lehrer stehen vorne bereit und halten ein paar Konversationen untereinander. Ich werde von einem Vertrauensschüler angewiesen mit den Erstklässlern zusammen auf der Seite zu warten. Mir wird gesagt, dass nach der Ansprache gleich die Einteilung in unsere Häuser erfolgt. Ich bin nervös, genauso wie die Erstklässler vor mir. Ich fühle mich so alt im Vergleich zu ihnen. Als ich 11 Jahre alt war, wurde ich von meinen Eltern unterwiesen und ich war nie von ihnen getrennt. Ich frage mich wie sich die Erstklässler fühlen, so ganz weit weg von ihrem Zuhause. Dann wandert mein Blick in der Halle umher. Ich sehe den Hufflepuff-Tisch und Cedric, umschwärmt von seinen Fans. Am Gryffindor-Tisch sehe ich zum ersten Mal Harry und seine Freunde Hermine und Ron, von denen ich schon einiges gehört habe. Am Ravenclaw-Tisch erblicke ich Cho und Luna und auch all die anderen. Sie schauen zu mir rüber und feuern mich an. Und dann schaue ich auf die andere Seite der Halle ganz nach links. Dort ist der Slytherin-Tisch. Sie haben nicht gerade den besten Ruf. Mein Herz fängt an zu pochen. „Mein Vater war in Slytherin, es ist okay." Sage ich leise zu mir selbst, um mich zu beruhigen. Und dann sehe ich Draco. Ganz vorne am Tisch, umgeben von seinen Gefolgsleuten. Anders kann ich sie nicht bezeichnen.

Er quatscht mit einem braunhaarigen Mädchen neben ihm, welche sehr angetan von ihm zu sein scheint. Seine Gestik und Mimik wirkt, als würde er über irgendwas vor ihr prahlen. Plötzlich schaut er rüber zu mir und gibt mir ein kaltes Grinsen. Ich schaue sofort weg, weil ich so überrascht bin, dass er mich bemerkt hat. Ich habe die Zeit völlig vergessen und stelle geschockt fest, dass ich ihn möglicherweise schon einige Minuten lang angestarrt habe. Mein Herz fängt wieder fester an zu schlagen. Meine Nervosität und Angst sind zurück und das mehr denn je. „So ein Mist!" Fluche ich leise vor mich hin.

Professor Dumbledore bewegt sich jetzt langsam auf das Rednerpult zu und es wird stiller im Saal. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. „Liebe Schüler! Sehr verehrte Kollegen! Ich begrüsse euch einmal mehr für ein neues Schuljahr in Hogwarts!" Dann redet er weiter über verschiedenste neue Regelungen und er stellt zwei neue Lehrer vor. Ich schweife bald etwas ab von Dumbledore's Rede, da ich meine Augen einfach nicht von dem gelangweilten, wenig-beindruckten Draco losreissen kann. Wie konnte einem Menschen alles so egal sein? Es scheint, als würde er keine Freude oder Trauer kennen. Die einzigen emotionalen Zustände, die ich bis jetzt bei ihm feststellen konnte sind ‚Mister supercool' und ‚Mister arrogant und angepisst'.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt