Kapitel 62 - Das Schwert des Königs

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Ich höre den Wind an die Fenster heulen und ich werde dadurch früh am Morgen wach. Ich realisiere, dass ich noch in Draco's Zimmer bin. Halb abwesend drehe ich meinen Kopf zur Seite und blicke direkt in sein friedliches, schlafendes Gesicht. Es hat etwas enorm Beruhigendes, ihm beim Schlafen zuzusehen. Ich liege noch eine Weile auf dem Bett herum und die Erinnerungen von gestern durchstreifen meinen Geist. „Ich liebe dich..." Seine Worte wollen mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Mein Herz fängt schon bei dem Gedanken daran fester zu schlagen. War das wirklich sein Ernst? Solche Worte hat sicher noch niemand aus dem Mund von Draco Malfoy gehört...

Das viele Denken raubt mir die Ruhe und so kann ich nicht mehr einschlafen. Ich stehe langsam auf und versuche keinen Krach zu machen. Im Bad nehme ich Draco's Kamm und fahre mir damit durch die verwuschelten Haare. Ich wasche mir mein Gesicht mit kühlem Wasser und versuche damit meinen verschlafenen Ausdruck zu mildern. Als nächstes hole ich leise meine Kleider vom Stuhl, schleiche zurück ins Bad und lasse sie mit einem Reinigungszauber waschen und bügeln.

Als ich angezogen bin, gehe ich zurück zum Bett und schaue nach, ob er schon wach ist. Ich habe vor mich hinauszuschleichen und in mein eigenes Zimmer zurückzukehren. Als ich jedoch sehe, dass Draco's Schlaf immer unruhiger wird, gehe ich auf ihn zu und setze mich zu ihm an den Rand der Matratze. „Bitte... nicht..." Murmelt er vor sich hin, während sein Kopf sich auf dem Kissen immer hektischer hin und her bewegt. Die Pupillen unter seinen geschlossenen Liedern zucken umher. Soll ich ihn aufwecken?

Seine Atmung beginnt flacher zu werden. „Bitte... mein Lord... lasst sie am Leben..." Murmelt er in ängstlichem Ton weiter vor sich hin. Es ist ein Albtraum und jetzt muss ich ihn definitiv aufwecken.

Ich strecke vorsichtig meine Hand nach ihm aus. Gerade als ich sie ihm auf die Schulter lege, werde ich in seinen Albtraum hineingezogen.

Wir sind in der Malfoy Manor und ich sehe die verschiedenen Szenen blitzartig vor mir. „Nagini... Essen." Höre ich die tiefe, zufriedene Stimme von Voldemort. Lucius und Narcissa flüchten panisch durch den Speisesaal und Nagini jagt ihnen gnadenlos hinterher. Nagini ist kurz davor Narcissa zu erreichen und sie öffnet schon gierig ihr Maul voller Giftzähne. Lucius packt sie am Arm und zieht sie weg. Dann höre ich nur noch verstörendes Geschrei, dass in der Ferne immer leiser wird, bis ich aus seinem Traum gerissen werde. Ich schrecke sofort auf. Ich sehe den hellwachen, starren Blick von Draco, welcher an die Decke gerichtet ist.

Erst danach spüre ich, wie fest er meine Hand mit seiner umklammert hält, welche ich ihm zuvor auf die Schulter gelegt hatte. Er lässt sie abrupt los. Er hat so fest zugedrückt, dass ich noch die Abdrücke seiner Metallringe auf meinen Fingern sehen kann.

„Es war nur ein Traum." Spreche ich mit leiser aber dennoch aufgewühlter Stimme zu ihm. Er setzt sich mit gequältem Gesichtsausdruck im Bett auf. „Ich hoffe er hat ihnen nichts angetan... Es ist alles meine Schuld, wenn er sie..." Redet er in verzweifeltem Ton vor sich her. Ich nehme ihn fest in den Arm, bis seine Atmung sich etwas normalisiert hat. „Nichts von all dem ist deine Schuld. Glaub das keine Sekunde lang." Tröste und bestärke ich ihn, so gut ich kann. Er legt seine Hand auf meinen Kopf und fährt mir wiederholt mit seinen langen Fingern durch die Haare. Es scheint ihn ein wenig abzulenken.

Draco's Uhr beginnt kurz danach pünktlich die Zeit vorzusingen und gibt damit das Signal, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Er macht sich ebenfalls fertig für den Tag und hat dabei diesen stillen und nachdenklichen Ausdruck, der mich besorgt stimmt. Er greift nach seiner Schultasche. Mit seiner anderen Hand nimmt er, ohne zu zögern, meine und wir spazieren zur Tür seines persönlichen Zimmers hinaus. Wir laufen durch den Slytherin-Gemeinschaftsraum und wie üblich bekommen wir neugierige Blicke ab. Draco's Gesicht bleibt stur und ernst auf den Weg vor ihm gerichtet. Seine Beine sind viel länger als meine und dadurch kann ich kaum Schritt mit ihm halten.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt