Kapitel 27 - Verletzlich

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Ich liege am Boden. Ich komme langsam zu mir und sehe, dass ich in einer Küche bin. Moment, es ist die Küche der Malfoy Manor! Ich schaue an mir herunter und sehe, dass ich ein Kleid trage aber... keine Schuhe. Nein, nicht schon wieder! Dann sehe ich einen Jungen, etwa zehn Jahre alt mit weiss-blonden Haaren. Es ist Draco als Kind, ohne Zweifel. Er schleicht sich an mir vorbei. Er scheint mich nicht zu sehen. Wohin will er? Ich folge ihm durch den Saal und dann kommen wir zu einem kleinen Hinterzimmer. Man hört dumpf Stimmen auf der anderen Seite der Tür.

Der kleine Draco legt sein Ohr an das dunkle Holz und lauscht mit. Er scheint sehr nervös zu sein. Es klingt als würde sich Lucius mit ein paar anderen unterhalten. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Lucius steht mit Rage im Gesicht vor Draco. „Du verdammter Bengel, ich habe dir gesagt du sollst in deinem Zimmer bleiben!" Schreit er ihn an, so dass man es im ganzen Haus hören kann. Ich kriege einen Schreck. Draco's Blick ist auch erstarrt und voller Angst. Er rennt sofort davon und die Treppen hoch in den ersten Stock. Er rennt so schnell er kann in sein Zimmer. Er schliesst die Tür ab und versteckt sich. Ich stehe plötzlich im Zimmer mit ihm. Draussen hört man Narcissa, wie sie Lucius anfleht, ihren Sohn in Ruhe zu lassen. Es scheint nicht zu helfen.

Draco sitzt zusammengekauert im Schrank und er atmet mit zitternder Stimme. Die Tür wird mit Zauberei aufgerissen und Lucius stürmt hinein. „Komm raus, damit ich dir Manieren beibringen kann!" Schreit Lucius im Zimmer herum. Ich fand ihn schon unheimlich, als ich ihn das erste Mal getroffen habe aber das hier ist wirklich furchteinflössend. Ich stehe neben dem Schrank in dem Draco sitzt und ich stelle mich instinktiv davor. Mir ist bewusst, dass ich nur Beobachterin in dieser Erinnerung bin aber ich muss es einfach tun. Lucius hört ihn und geht direkt auf den alten Schrank zu. Ich stehe wieder auf der Seite und bin dazu verdammt einfach nur zuzusehen. Er macht den Schrank auf. Draco hält seine Arme schützend über sich. Lucius packt ihn am Arm und zerrt ihn heraus. Draco gibt nur ein leises Winseln von sich. „Lucius, bitte!" Fleht in Narcissa verzweifelt an. Er schiebt sie mit einem Zauber aus dem Zimmer und verschliesst die Tür.

Er wirft Draco über die Lehne eines Sofas und zieht im das Hemd hoch. Sein blanker Rücken ist zu sehen. „Wer nicht hören will, muss fühlen." Kommt es Lucius eiskalt über die Lippen. Er nimmt seinen Gürtel in die Hand. Ich kann nicht mehr hinsehen. Ich sitze am Boden, neben dem Schrank und halte mir krampfhaft die Hände vors Gesicht. Dann höre ich die Schläge und die schmerzverzerrten Geräusche von Draco.

„Stopp... stopp!" Schreie ich ins Leere. Dann beginnt sich alles zu bewegen. Mir ist schwindelig und übel.

Ich spüre, dass mir Wasser übers Gesicht läuft. Dann öffne ich langsam die Augen. Ich liege am Boden der Duschkabine. Draco ist direkt neben mir. Das Wasser war offenbar die ganze Zeit über an und ich versuche langsam aufzustehen, um es abzuschalten. Als ich es schaffe zumindest aufzusitzen, sehe ich, dass er schon wach ist. Er sitzt da, blass wie ein Geist, an der Wand angelehnt. Er starrt ins Leere und seine Augen sind gerötet. Er... scheint zu weinen. Oder ist es das Duschwasser? Nein, es laufen ihm wirklich Tränen übers Gesicht. Ich schaue ihn einen Moment lang nur an. Er rührt sich nicht. „Draco, ...es ist okay. Ich bin für dich da, verstehst du?" Beginne ich mit sanfter Stimme zu reden. Er reagiert nicht. Ich werde nervös. Dann strecke ich meine Hand aus und berühre seine Schulter. Er zuckt zusammen. Ich schrecke auf und ziehe meine Hand gleich wieder zurück. Er bewegt seinen Kopf und sein Blick kommt langsam in diese Welt zurück. Ich stehe auf, schalte das Wasser ab und komme mit zwei Bademänteln wieder. Wir packen uns ein und gehen vorsichtig in mein Zimmer rüber. Wir liegen auf dem Bett und erholen uns von diesem unheimlichen Ereignis, ohne dabei etwas zu sagen.

„Es ist gerade wirklich passiert." Stellt er nach einer Weile mit monotoner Stimme fest. Ich drehe mich zu ihm. „Es... tut mir Leid, ehrlich..." Sage ich mit leiser Stimme. „Du musst mich nicht bemitleiden." Gibt er mit etwas mehr Emotionen und genervtem Ton zurück, während er an die Decke zum Baldachin starrt. Ich beobachte ihn weiter und versuche irgendwas zu finden, um ihm zu helfen. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher." Kommuniziere ich ihm vertrauensvoll. Einen Moment bin ich unschlüssig, ob dass die angemessenen Worte waren.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt