Kapitel 48 - Das 6. Schuljahr

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Der August verläuft relativ ruhig. Der Orden sammelt nach wie vor Hinweise über das weitere Vorgehen von Voldemort und seinen Anhängern. Sirius, Arthur, Mad-Eye-Moody und mein Vater haben es geschafft manche Ermittler und Spione auf ihre Seite zu ziehen. Momentan ist es eher ein verborgener Informationskrieg, als ein offensichtlicher Kampf. Es ist die Ruhe vor dem unbekannten Sturm. Die Tage und Wochen vergehen und der Beginn des 6. Schuljahres in Hogwarts steht kurz bevor. Uns bangt es davor zurückzukehren. Hogwarts war zuvor wie ein zweites Zuhause für uns aber das Ministerium hat es quasi in ein Gefängnis umgewandelt.

Es ist der 31. August. Unsere Sachen sind für morgen gepackt und magisch verkleinert. Ich liege im Bett und kann nicht einschlafen. Wie es wohl Cho, Padma und Luna geht? Sie konnten nicht vom Schlossgelände weg, während der Ferien. Sie müssen sich furchtbar eingesperrt fühlen. Wie würde es weitergehen? Würden wir überhaupt eine Möglichkeit haben, an die übrigen Horkruxe zu kommen? Was passiert, wenn Dumbledore's Armee auffliegt und auch der Raum der Wünsche? Das was wir bisher erreicht haben, wäre endgültig verloren. Die Sorgen plagen mich. Irgendwann schlafe ich dann doch ein.

Hermine's Wecker klingelt in einer Lautstärke und wir sind sofort wach, ob wir das wollen oder nicht. Die Arme und Beine tun mir weh. Ich muss mich während dem Schlafen verkrampft haben. Wir ziehen uns an und gehen zum Frühstück runter in die Küche. Die Stimmung ist angespannt. Auch die anderen freuen sich nicht sonderlich auf die Rückkehr. In Hogwarts erwarten uns der zensierte Unterricht, die unzähligen Verbote und willkürliche Bestrafungen, falls wir nicht gehorchen sollten.

Wir stehen mit unseren Sachen vor dem grossen Kamin im Wohnzimmer und verabschieden uns voneinander. Meine Mutter drückt mich fest an sich und ich spüre, dass es sie viel Kraft kostet, mich jetzt gehen zu lassen. Auch mein Vater hat seine Stirn in Sorgenfalten gelegt. Ich bedanke mich bei Molly für das tolle Essen und dass sie sich so liebevoll um uns gekümmert hat. All unsere Stimmen reden durcheinander. Die Klänge der emotionalen Abschiede erfüllen das Zimmer.

Professor McGonagall ist über unsere heutige Rückkehr bestens informiert und erwartet uns bestimmt schon beim Kamin im Büro. Dies ist der einzige Weg, um momentan nach Hogwarts zu gelangen. Der Hogwarts-Express wurde bis auf weiteres eingestellt, auf Grund von ‚Sicherheitsmassnahmen'. Es ist unvorstellbar aber wahr.

Zuerst stehen Neville, Hannah, Hermine und Ron in den Kamin und verschwinden durch das Flohnetzwerk. Als nächstes steigen Ginny, Harry und ich hinein. „Hogwarts!" Rufen wir synchron, während Harry das Pulver in den Kamin wirft. Wir werden durch den starken Sog im Netzwerk herumgeschleudert und landen etwas benommen im weiten, verzierten Kamin im Büro. Da Dumbledore lebt, sollte es auch wieder Dumbledore's Büro heissen, finde ich. Es tut weh nicht darüber sprechen zu dürfen aber es muss nun mal sein. Der Gedanke allein gibt mir bereits Kraft und Zuversicht.

Professor McGonagall steht wie abgemacht da. Nachdem jeder von uns eingetroffen ist, legt sie erneut den Schutzbann auf den Kamin. Niemand kann von jetzt an weder rein noch raus. Sie ist bereits ein grosses Risiko eingegangen, uns rauszulassen. Wie ich sie kenne, hat sie schon ein gutes Alibi für uns bereit, wenn das Ministerium Fragen stellt. Prompt drückt sie jedem ein Schreiben in die Hand. Ich überfliege es kurz. Es erklärt unsere Abwesenheit und ist von Professor McGonagall persönlich unterzeichnet und mit einem Stempel versehen. Das wird uns bestimmt noch nützlich sein.

Wir teilen uns auf, gehen zu unseren Schlafsälen und packen unsere Sachen aus. Ich begrüsse Cho. Sie umarmt mich so fest, als hätte sie mich zwei Jahre nicht mehr gesehen. „Hey, alles okay bei euch?" Frage ich besorgt nach. Dann vergeht ihr das aufgesetzte Lächeln und die Tränen steigen ihr in die Augen. Sie schüttelt den Kopf. Ich setze mich mit ihr auf den Bettrand und tröste sie. „Was ist denn passiert?" Frage ich, während ich mich schon etwas vor der Antwort fürchte. „Padma und Luna müssen Nachsitzen. Es ist kein normales Nachsitzen, sondern Folter..." Ich blinzle ein paarmal und versuche gerade zu verdauen, was sie mir eben erzählt hat.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt