Kapitel 11 - Auf was habe ich mich da eingelassen?

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Den Rest des Tages bin ich komplett verpeilt, sodass ich noch weniger auf die Reihe bekomme als sonst. Eigentlich hätten wir bei Professor Flitwick das Klassenzimmer sauber machen müssen aber ich habe mich krank gemeldet. Das war nicht schwer für mich zu simulieren, denn meine Stirn ist glühend heiss und meine Temperatur jeweils von Gut und Böse. Madam Pomfrey denkt, es wäre noch eine Folgeerschöpfung vom letzten Zwischenfall und schickt mich zum Ausruhen in mein Zimmer. Ich liege den ganzen Nachmittag auf meinem Bett. Die anderen sind noch bis abends im Unterricht. Ich habe sehr viel Zeit zum Nachdenken. Ich starre zum Baldachin an die Decke. Dieser Baldachin ähnelt dem bei mir Zuhause in meinem Zimmer sehr. Er hat einen etwas anderen Blauton und der Stoff ist dünner. Das sind aber auch die einzigen Unterschiede. Es strahlt eine nostalgische Vertrautheit aus. Immer wieder fahre ich mir über die Lippen. Ich denke über all die Berührungen nach. Ich denke über Draco nach. Über seine Welt, seine Gefühle. Ich bin fast wie besessen davon...

Ich stehe auf, gehe ins Bad und nehme eine heisse Dusche, im Versuch mich etwas abzulenken. Die Gedanken kreisen in der Dusche noch mehr, als zuvor. Mein Plan hat nicht funktioniert. Später sitze ich in meinem lavendelfarbigen Bademantel auf dem Bett. Ich habe mir ein cremefarbenes Tuch um die frischgewaschenen Haare gewickelt. Mit meinem Zauberstab zaubere ich mir kurzerhand einen Kräutertee. Dann versuche ich zu lesen aber es geht nicht. Ich fühle meinen Puls. Er klopft richtig. Mein Körper ist immer noch in einer Art Schockzustand. Würde Meditieren in einem solchen Moment helfen? Nein, ich kann mich nicht konzentrieren. Auf gar nichts... ausser auf Draco Malfoy.

Ich glaube an das Schicksal und an Bestimmung. Erst jetzt im Nachhinein fällt mir jedoch auf, wie offensichtlich unsere Verbindung war von Anfang an. Dann fallen mir die Blumen auf meinem Nachttisch auf. „Aquamenti" Spreche ich die Formel und giesse mit dem Wasser, das aus meinem Zauberstab fliesst die Blumen. Draussen regnet es jetzt noch fester, als am frühen Nachmittag.

Auf einmal erinnere ich mich daran, was Madam Pomfrey mir gesagt hat wegen den Blumen. „Frage die Blumen und du wirst die Antwort wissen." Wiederhole ich leise ihre Worte. Dann schwinge ich mich vom Bett und gehe zu Luna's Bücherregal rüber. Sie hat garantiert irgend so etwas da rumstehen. Ich suche nicht lange: „Ha, da ist es ja, ‚Die Sprache der Blumen'." Lese ich mit Freude vor, als ich das Buch aus dem Regal ziehe. Zurück auf dem Bett blättere ich darin und suche den Blaustern heraus. Ich werde fündig: „Blaustern = Vergib mir!" Ich blicke einen Momentlang vom Buch auf und kneife meine Augen zusammen. Dann schaue ich wieder darauf und kontrolliere, ob ich auch wirklich bei der richtigen Zeile gelesen habe. „Vergib mir." Wiederhole ich murmelnd. Ist das möglich? Sind die Blumen von Draco? Und das war vor unserer heissen Nummer unter dem Baum. Ich halte mir reflexartig die Hand vor den Mund und schüttle meinen Kopf in Unglauben. Er hat sich tatsächlich entschuldigt bei mir... auf seine ganz eigene Art. Er konnte es mir nicht direkt sagen, darum diese Blumen. Warum muss er nur so kompliziert sein? Konnte er nicht einfach eine Karte dazu schreiben oder es mir sagen? Denke ich genervt. Dann fällt mir auf, dass es verschiedenste Momente gegeben hat, in denen er mir wahrscheinlich davon erzählen wollte. Jedes Mal ist wieder irgendetwas dazwischen gekommen.

Morgen sehen wir zwei uns wieder. Der Gedanke bereitet mir Kopfschmerzen. Wir müssen das noch fast zwei Wochen durchziehen mit den Strafarbeiten. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie genau soll ich ihm morgen entgegentreten? Ich schaue per Zufall auf die Uhr und es ist schon nach 17 Uhr abends. Ein paar Minuten darauf kommen Luna, Cho und Padma ins Zimmer, müde vom langen Schultag.

Luna begrüsst mich und lässt sich auf ihr Bett fallen. Padma geht gleich ins Bad und nimmt eine Dusche. Ihr ist das ganze Drama in letzter Zeit einfach zu viel. Das kann ich gut verstehen. Cho setzt sich nebendran auf ihr Bett, entpackt ihre Schultasche und schaut mich an: „Wie war dein Tag?" Fragt sie mit einem eher traurigen Blick. „Es ist viel passiert. Sehr viel. Ich bin müde. Und du? Wie war der Unterricht?" Frage ich, um von mir abzulenken. „Mir geht es eigentlich ganz okay, danke. Ich bin auch nur müde. Cedric hat ein paar wichtige Prüfungen und ich lerne mit ihm dafür ausserhalb des Unterrichts." Cho ist einfach unglaublich intelligent. Sie macht unserem Haus alle Ehre. Obwohl sie ein Jahr unter Cedric ist und er auch sehr klug ist, hilft sie ihm beim Lernen. „Ich bewundere dich, Cho. Du hast dein Leben im Griff." Sage ich etwas niedergeschlagen zu ihr. „Das hast du auch, Mina. Das ist nur eine turbulente Phase. Diese zwei Wochen sind bloss ein kleiner Bruchteil von dem, was du in deinem Leben alles erreichen wirst. Bisher hast du immer geschafft, was du dir vorgenommen hast oder etwa nicht?" Spricht Cho ohne zu überlegen. „Du hast eigentlich Recht... Danke Cho, du bist ein Schatz!" Ich umarme sie fest und Cho drückt mich ganz fest zurück. „Das war die motivierendste Ansprache, die ich seit langem gehört habe!" Teile ich ihr mit einem Lächeln mit. Sie hat mich tatsächlich in nur wenigen Minuten wieder aufgebaut.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt