Kapitel 17 - Ein dunkler Samstag

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Es ist Samstag, der 7. November und ein ziemlich kalter Nachmittag. Ich mache, dick eingepackt in meinen Schal und meine flauschige Jacke, einen ruhigen Spaziergang, um die Schule noch besser kennenzulernen. Es tut gut von Zeit zu Zeit seine Ruhe zu haben. Vor allem nach den mühsamen Ereignissen, die sich angehäuft haben.

Vor dem Eingang zur Grossen Halle stehen Ginny, Fred und George mit einer Liste in der Hand. Sie sind umzingelt von Schülern, die ihnen Geld geben. Ron hatte mich ihnen schon einmal vorgestellt, darum fällt es mir leicht zu ihnen rüber zu gehen und sie anzusprechen. „Hey, was macht ihr da?" Frage ich neugierig. „Was wir hier machen?" Gibt Fred zynisch zurück. „Wir schliessen Wetten ab." Ergänzt George in frechem Ton. „Was für Wetten?" Ginny kommt auf mich zu. „Frag lieber nicht. Die beiden lassen andere darauf wetten, wer wen als sein Date auf den Ball bekommt." Fred lacht. „Ja und du kannst sogar wetten, wer von wem abserviert wird!" George schaut auf seine Liste und zählt irgendwas zusammen. „Es haben übrigens schon 18 Leute darauf gewettet, dass Draco dich abserviert. 11 Leute wetten darauf, dass er dich gar nicht erst fragt."

Ich stürme an Ginny vorbei und direkt zu George, der die Liste hält. „Was?! Gib das her!" Rufe ich aufgebracht. George ist so gross und wenn er seinen Arm in die Luft hält mit der Liste, komme ich auf keinen Fall ran. Ich gebe auf. „Tut mir leid aber ich kann dir die nicht geben." Sagt George mit wenig Mitleid in der Stimme. „Das wäre nicht gut fürs Geschäft, wenn du verstehst." Ergänzt Fred mit einem Grinsen. Ginny rollt die Augen und verschränkt die Arme. „Keine Sorge Schwesterherz. Auch du stehst auf der Liste." Neckt Fred jetzt Ginny. „Nicht euer Ernst?!" Antwortet Ginny überrascht. „Wer?" Fragt sie nervös. George schaut wieder auf seine geheime Liste: „Es gibt einige Anwärter für dich, Schwester, aber Dean und Neville stehen ganz weit oben." Ginny steht nur fassungslos da. Aber sie lassen auch sie nicht auf die Liste schauen. Ich plaudere noch einen Moment mit den dreien. Dann verabschiede ich mich und setze meinen Spaziergang fort.

Meine Gedanken werden trüb und fangen an zu kreisen. Warum sind Draco und ich auf dieser Liste? Gibt es noch andere ‚Anwärter'? Wer wettet denn bitte, dass Draco mich abserviert? Am wahrscheinlichsten ist, dass er mich gar nicht erst fragen wird, da es zu viel Getratsche geben würde. Das ist doch so ein Schwachsinn aber es beschäftigte mich trotzdem. Ich laufe aus dem Schloss. Der kalte Wind weht mir um die Nase und ich schlinge meine Arme näher um meinen Körper.

Ein paar Sechstklässler stehen im Hof. Einer kommt unerwartet auf mich zu. Es ist Thomas. Er ist ein Gryffindor. Gross, gutaussehend, etwas arrogant und bekannt dafür seine Freundinnen öfters zu wechseln. So viel habe ich durch die Gerüchteküche schon mitbekommen.

„Hey Mina, ist es nicht etwas zu kalt hier draussen?" Beginnt er auf coole Art das Gespräch mit mir. Die anderen gaffen uns aus ein paar Metern Entfernung an. Die Stimmung ist merkwürdig. Das muss irgendwas mit diesen Klatschgeschichten zu tun haben, die in letzter Zeit in den Umlauf gebracht wurden. Ich fühle mich unwohl und gehe in eine Art innerer Verteidigungsmodus.

„Weisst du, ich habe gedacht wir könnten drinnen etwas Warmes trinken und reden... unter vier Augen." Beendet er grinsend den Satz. Mein Blick schmälert sich: „Nein danke, kein Interesse." Gebe ich klar den Tarif durch. Er kommt näher und mustert mich. „Sehr schade. Weisst du, es gibt so viel bessere Typen, die dich gut behandeln würden. Aber du entscheidest dich für ihn? Er ist es nicht Wert, Mina." Redet Thomas voller Selbstüberzeugung auf mich ein.

„Meinst du etwa solche Typen, wie dich?!" Werfe ich ihm in abschätzigem Ton an den Kopf. „Du wagst es so mit mir zu reden?!" Hält er mir entgegen. Sein Ego ist angekratzt. Er geht einen Schritt auf mich zu und ich einen Schritt von ihm weg. „Lass mich einfach in Frieden!" Zische ich ihn mit giftigem Ton an. Die anderen hinter ihm fangen an zu pfeifen und blöde Geräusche von sich zu geben. Ich muss mich fest zusammenreissen, dass mir nicht die Tränen kommen. Ich habe keine Kraft für sowas. Nicht heute.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt