Ein wärmendes Licht breitet sich auf meinem Gesicht aus und erweckt mich sanft aus dem Schlaf. Meine Glieder fühlen sich schwer wie Stein an. Als ich die Augen öffne, erblicke ich zuerst nur verschwommen die dunkelgrüne Zeltdecke. Langsam richte ich mich sitzend auf. Noch immer befinde ich mich auf seinem Bett. Es riecht nach Arnika und Wurzeln. Ich ziehe mühsam die mehrlagigen, warmen Decken von meinem Körper weg. Ich trage wieder meine Unterwäsche und ein T-Shirt darüber. Hat er mich etwa...? Auch egal.
Dann werfe ich einen Blick auf die Wunde, auf meinem rechten Bein. Darauf ist eine dicke Schicht Salbe verteilt. Es riecht, als wäre sie frisch hergestellt worden. Ich schaue mich um und stelle fest, dass ich alleine bin. Wo ist er?
Dann läuft mir ein Schauer den Rücken runter, als ich mich daran erinnere, wo ich das Medaillon gestern Nacht hingeworfen hatte. Ich schlucke einmal leer und beuge mich nach vorne, um einen vorsichtigen Blick über die Bettkante zu riskieren. Mist! Es ist nicht mehr da.
Hat er es etwa wieder angelegt? Ist er eventuell damit abgehauen?! Zu was wäre diese dunkle Macht darin noch alles fähig?! Meine Gedanken kreisen nervös in einer Spirale. Ich strecke meine verspannten Glieder und erhebe mich von der Matratze.
„Bleib liegen." Höre ich ihn in ernstem Ton zu mir sprechen. Ich drehe sofort den Kopf zum Eingang und gebe ihm einen aufgeschreckten Blick. „Geht es dir gut?! Wo ist das Medaillon...?"
Bevor ich ihn weiter hysterisch mit Fragen bewerfen kann, fällt er mir ins Wort. „Es geht mir gut..." Antwortet er verhalten. Ich sehe erst jetzt, dass er etwas in den Händen hält. In langsamen Schritten kommt er auf das Bett zugelaufen und stellt zwei schlichte Becher auf der kleinen Nachtkommode ab. Der eine Becher enthält einen grauen, dickflüssigen Trank, wahrscheinlich einen Stärkungstrank. Der andere Becher hat eine bläuliche Farbe und einen unangenehm scharfen Geruch. „Hier, trink." Sagt er und deutet auf den Stärkungstrank.
Ich greife vorsichtig nach dem Becher und trinke davon. Es herrscht ein merkwürdiges Schweigen zwischen uns. Er setzt sich, halb abgewendet von mir, an den Rand der Matratze. Er hat Mühe mich richtig anzuschauen. Das schlechte Gewissen spricht aus seiner Haltung und ist unübersehbar. Neugierig betrachte ich den anderen Becher und wage es dann nachzufragen. „Für was ist der zweite Trank?" Draco's Kopf senkt sich mehr. „Bitte, trink einfach. Mach es nicht noch schwerer, als es schon ist..." Fordert er mich mit gequältem Unterton auf zu kooperieren. Ich halte mir die Nase zu und schlucke den bläulichen, grässlichen Saft runter. Dann wird mein Gehirn allmählich wach und ich beginne zu verstehen, für was das ist. Die gepressten Kräutertabletten... Wir haben gestern überhaupt nicht aufgepasst... Wie konnte mir das nur nicht auffallen?!
Während ich versuche meine umherspringenden Gedanken zu ordnen und mich zu beruhigen, herrscht weiterhin eine unangenehme Stille im Zelt.
„Ist danach noch etwas passiert mit dem..." Spreche ich ihn zögerlich auf das Medaillon an. Er schüttelt in schweren Bewegungen seinen Kopf. „Nein, ...danach ist nichts mehr passiert. Das was passiert ist, reicht schon völlig. Ich habe mich wie ein Arschloch verhalten." Antwortet er mir in grummelndem, selbstverachtendem Ton.
Ich klettere über das Bett und bewege mich auf ihn zu. Als ich meine Hand auf seine Schulter legen will, zieht er diese ruckartig zurück. Er richtet seinen Hass erneut auf sich selbst. Es tut mir in der Seele weh. „Das Gestern warst nicht du, Draco." Beginne ich so liebevoll, wie möglich mit ihm darüber zu reden.
„Doch, das war ich! Nur zu gerne würde ich diesen kaputten Teil von mir vergraben und vergessen aber so funktioniert das nicht! Ich werde lernen, damit leben zu müssen..." Spricht er mit angespannter Stimme weiter, während sich sein stechender, trauriger Blick in den Boden vor ihm gräbt. Ich setze mich neben ihn an den Bettrand. Ich führe zögerlich meine Hand zu seinem Rücken hin und spüre dabei, dass ich zittere. Es ist die Angst erneut von ihm zurückgewiesen zu werden, die sich in mir bemerkbar macht.
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𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔
Fanfiction♡ Wie in einer Art Parallel-Universum lernt der Junge mit den weiss-blonden Haaren seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Er erkennt, dass er eine Wahl hat und verändert so den Verlauf der Geschichte. Dabei deckt er die verborgenen Geheimnisse sei...